Vielen Dank für die Ausführungen, die ich sehr interessant finde.
Durch Berichterstattung Kriege zu verhindern halte ich ebenfalls für ein ehrbares Ziel.
Die verlinkten Artikel zu Tabus in Deutschland (welche Äußerungen sind erlaubt, welche nicht?) finde ich wichtig. Vielfältigkeit, Pluralismus, Diskurs, unterschiedliche und frei geäußerte Meinungen, und Engagement sind m.M. nach Eigenschaften einer guten Demokratie.
Dass eigenständiges Denken abseits der von der Presse produzierten Nachrichten erforderlich ist, sehe ich genauso.
Was mich konkret an DWN stört (und weshalb ich leider kommentarlos die Links gepostet habe):
- Ich lese sehr selten einen DWN-Artikel, aber ich kann mich kaum erinnern, mal einen ohne Rechtschreibfehler gelesen zu haben. Ich suche nicht explizit danach und mache auch selbst Rechtschreibfehler, aber bei DWN springen sie mir häufig ins Auge. Ich kann mir nicht helfen, verbinde damit aber wohl unterbewusst Qualitätsmangel
- Das in den Links angesprochene Geschäftsmodell von DWN der reißerischen Aufmache von Titeln und Berichten um möglichst hohe Klickzahlen zu erhalten, halte ich für glaubwürdig. DWN sind sicherlich nicht die Einzigen mit dieser Vorgehensweise. Aber auch hier macht sich erstmal Skepsis breit.
Das sind sehr subjektive Punkte, und die empfindet jeder anders. Trotzdem kann ich mir eine Presse vorstellen, die nicht staatlich kontrolliert wird, aber dennoch qualitativer und seriöser als DWN ist.
Ich möchte zwei konkrete Beispiele geben:
1. Du hast folgenden Artikel verlinkt:
deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2016/...ln-gegen-russland/
DWN verweist als Quelle auf
consortiumnews.com/2016/07/06/...o-temper-natos-belligerence/
Consortiumnews.com veröffentlich darin den Brief an Merkel allem Anschein nach ungekürzt und unkommentiert. Ich kann mir vorstellen, dass die Bilder im Artikel von Consortiumnews.com eingefügt worden sind.
Der DWN-Artikel liest sich m.M. nach als Mischung aus direkten und indirekten Zitaten des Artikels, ergänzt um im ersten Moment unnötige Informationen (Ende des Artikels, 'Die Unterzeichner des Appells sind'), die man bei Interesse auch aus der Primärquelle entnehmen kann (soll der Artikel durch die Auflistung der Namen glaubwürdiger oder länger erscheinen?)
Folgender Artikel von RT Deutsch (Teil eines vom russischen Staat finanzierten Medienunternehmens und, wenn man Wikipedia glauben darf, unglaublich einseitigem, zweifelhaften journalistischem Vorgehen) behandelt das gleiche Thema:
deutsch.rt.com/europa/...offener-brief-an-merkel-hochrangige/
Dieser Artikel ist m.M. sehr viel kürzer, prägnanter, informativer, sachlicher und präziser. Die Quellenangabe ist ebenfalls vorhanden, ich verstehe schneller um was es geht und wer beteiligt ist, die wichtigsten Unterzeichner des Briefs und ihre Rolle werden kurz genannt. Im direkten Vergleicht erscheint mir der Artikel von RT Deutsch umsichtiger erarbeitet worden zu sein.
2. Im zweiten von dir verlinkten Artikel:
deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2016/...ieg-ziehen-lassen/
findet sich gegen Ende der Satz:
"Die Unwilligkeit der europäischen Politiker, den Krieg zu stoppen, hat zum Referendum des britischen Austritts aus der EU geführt."
Mir ist die Assoziationskette bewusst (ich möchte darauf hinweisen, dass ich sie damit nicht automatisch für richtig halte): Der unnötige, von Blair mitverschuldete Krieg destabilisiert die Region; Millionen Menschen sind auf der Flucht und lassen sich auch in GB nieder, was bei einigen Angst auslöst.
Dennoch finde ich den eben aus dem Artikel zitierten Satz relativ zusammenhangslos in den Raum gestellt. Die europäischen Politiker (welche? alle?) waren unwillig, den Krieg zu stoppen (sie wollten also den Krieg?); deswegen hat GB in einem Referendum darüber entschieden, aus der EU auszutreten (die Unwilligkeit der europäischen Politiker, den Irakkrieg zu stoppen, waren also der Grund für das Ausscheiden aus der EU?).
Ich hoffe, ich habe den Satz richtig verstanden. Zumindest würde ich ihn so interpretieren. Ich finde ihn unnötig und ohne weitere Belege/Ausführungen am Ende eines interessanten Artikels.
Meine Kritik bezieht sich auf DWN, nicht auf die oben von dir vertreten Meinung. Über Diskussion, Gegenargumente und Beispiele freue ich mich.
Hast du ein Beispiel für einen Artikel der DWN, der mit Verspätung seinen Weg in die Mainstreampresse fand?
PS.: Ich überlege die ganze Zeit, was mein Auslöser war, diese Links über DWN überhaupt zu posten. Ich denke, es war das Zitat zum Truppenaufmarsch an der Grenze zu Russlands und der Ähnlichkeit zu Hitlers Barbarossa-Operation. Es hat mich gefesselt; vermutlich der Grund, weshalb auch DWN und RT Deutsch es gebracht haben. Ich frage mich, was die Absicht der Briefverfasser zu diesem Satz ist. Gegen Ende räumen Sie dann ein:
"We would like you to know, however, that we rarely receive any acknowledgement that our memoranda get through to President Obama – or that the he pays them any heed if they do reach his desk. We suspect that the wide generation gap between his relatively young advisers and the longtime collective experience that we in VIPS bring to the table may, in part, account for this."
Der 'generation gap' ist verantwortlich für die Nichtbeachtung des Briefes? Really?