"Gesichtswahrung der Fed" nach ihrem Dezember-Zinserhöhungsfehler ähnlich wie ich in # 021.
Am Ende dieses Postings betrachte ich den Fed-Fehler im Kontext der Geldpolitik und Börsenentwicklung seit 2003.
Hickey im FuW-Interview (Link in # 028):Wann rechnen Sie mit diesem Eingriff?
Das Federal Reserve kann dieses Mal nicht so rasch handeln. Um die Zinsen zu erhöhen, hat es im Dezember hartnäckig behauptet, dass es mit der US-Wirtschaft aufwärtsgehe.
Eine plötzliche Kehrtwende wäre das Eingeständnis eines Fehlers. Die Industrie befindet sich jedoch in einer Kontraktion, und der Kollaps der Rohstoffpreise hat sich dieses Jahr noch verstärkt. Auch am Markt für Ramschanleihen herrscht grosse Nervosität. Das alles sind
typische Anzeichen für eine Rezession. Unter solchen Umständen würde das Fed die Zinsen normalerweise senken und nicht erhöhen.
A.L.: Die Fed ging bei ihrer Dezember-Zinserhöhung offenbar davon aus, dass
Psychologie alles sei: Man müsse nur die Zinsen erhöhen, und schon kommt auch die Wirtschaft in Gang, weil dann auch die Aktien weiter steigen (= wealth effect"). Die Fed hat also eine Entwicklung erwartet wie beispielsweise im "ganz normalen" Zinserhöhungszyklus von 2003 bis 2007, als die US-Leitzinsen schrittweise von 2 % bis auf 5,25 % stiegen und der Nasdaq sich
trotzdem fast verdreifachte (grüner Kasten im Chart unten).
Es gab im Dezember 2015 auch einen "passenden" Marketwatch-Artikel, der genau diesen "Börsenanstieg trotz Zinserhöhungen" behauptete und dies als "Rückkehr zur Normalität" verkaufen wollte (ich hatte das damals schon als Humbug kritisiert).
In der Zeit ab 2003 war es die Hyperliquidität aus der Housing-Blase (= "Haus als Geldautomat"), die die Märkte anfangs nach oben trieb - trotz des beginnenden Zinserhöhungszyklus. Prekär wurde die Lage erst, als die steigenden Zinsen auch das Preisanstiegs-Momentum der Hauspreise zu bremsen begannen und die US-Hauspreise ab Mitte 2005 den Rückwärtsgang einlegten - mit der Folge vieler fauler Hypotheken und am dicken Ende dem Banken-Knall von 2008.
Heute, in der Ära der Gelddruckens, gilt (oder treffender: galt bis vor kurzem) die Realwirtschaft lange Zeit als sekundär für die Börsenentwicklung. Alle Welt blickte nur noch auf die von den Notenbanken via QE und Nullzinsen bereitgestellte "neue" Hyperliquidität. So entstand eine extreme Verzerrung der "Märkte", auch an den Börsen (z. B. Amazon mit KGV von 1000). In solcher Gemengelage reicht offenbar schon ein Mini-Zinsschritt von Null auf 0,25 %, um das hochgepushte Aktien-Fass zum Überlaufen zu bringen.
FAZIT: Die Fed hat schlicht zu hoch gepokert, nachdem sie in der Gelddruck-Ära zum Heiligen Gral der Börse avancierte. Diese vermeintliche Allmacht scheint ihr zu Kopfe gestiegen zu sein. Nun wird die Fed (gemeinsam mit den Börsen) abgewatscht, bis die Zinsen wieder bei Null sind und ggfs. QE4 kommt.
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