Da "Das Kapital" nicht mehr pay-content ist und die FTD eh pleite, wage ich mal, diesen Artikel nur knapp gekürzt reinzustellen. Die kursiven Kommentare sind von mir.
05.12.2012, 08:58
Das Kapital: Der Dollar und andere Weichwährungen
Auf realer handelsgewichteter Basis ist der Dollar so niedrig wie kaum je zuvor. Zu Recht. Nur sind gute Alternativen auch rar. Fast würde man gegen Yen und australischen Dollar wetten. Doch auf welche Währung im Gegenzug setzen?
Mit Devisengeschäften reich zu werden, dürfte über die kommenden Jahre schwer werden. Die solideren Währungen sind extrem teuer geworden. Wenn es nach der Kaufkraftparität laut OECD gehen würde, müssten Australier, Norweger und Schweizer beispielsweise jeweils rund drei Fünftel mehr für den US-Dollar auf den Tisch legen, als es derzeit der Fall ist. Unter den Schwellenländern derweil muss man erst mal eine Wirtschaft finden, die in Sachen Wachstum, Inflation, Investitionsquote, Staatsfinanzen, Privatschulden, Auslandsverbindlichkeiten, Leistungsbilanz, Bankbilanzen und politische Stabilität uneingeschränkt überzeugt. Selbst der Euro ist im Verhältnis zum US-Dollar etwas höher bewertet, als es die Kaufkraftparität nahelegen würde. Dabei gilt die Euro-Zone als der schwächste Wirtschaftsraum der Erde, und wenngleich der politische Wille zur Wahrung der Einheitswährung fürs Erste sehr ausgeprägt bleibt, kann niemand sagen, ob das auch in fünf Jahren noch der Fall sein wird.
Der Dollar seinerseits notiert auf realer handelsgewichteter Basis in der Nähe des niedrigsten Niveaus, das jemals verzeichnet worden ist. Es ist genau so, wie man es für ein politisch zerrissenes, hoch verschuldetes Land mit untragbaren Staatsfinanzen, fragwürdiger Bildungspolitik, negativer nationaler Nettoersparnis, gelddruckender Zentralbank und tiefroten Realzinsen erwarten würde. Natürlich wird die US-Währung immer mal steigen, weil die Anleger den Legenden der Volkswirte - aufgestaute Nachfrage, Gasrevolution, abgeschlossene Entschuldung des Privatsektors, Bauaufschwung, Finanzierungsbedingungen, höchstrentable Firmen et cetera - zwischendurch aufsitzen. Aber eine nachhaltige Aufwertung traut man dem Land von 47 Millionen Essensmarkenbeziehern kaum zu.
[Diese Argumentation verkennt, dass gerade bei negativen Wirtschaftsnachrichten aus USA der Dollar (bzw. der Dollar-Index) paradoxerweise stärker wird - EUR/USD also fällt. Und zwar deshalb, weil dann die Risikoneigung sinkt ("risk-off trade") und Trader aus Rohstoffen und anderen Dollar-Carrytrades rausgehen. Als die Börsen 2009 am Boden waren, stand der Dollar vergleichsweise stark da. - A.L.]
Eine Idee ist vielleicht, gegen die Rohstoffwette Australien zu setzen - falls man der Investitionssause in China misstraut. Neben den beträchtlichen Schulden der Verbraucher, den stolzen Hauspreisen, der trotz günstiger Terms of Trade negativen Leistungsbilanz sowie den blasenartigen Investitionsentwicklungen im Rohstoffsektor spricht dafür vor allem die angesprochene Überbewertung des australischen Dollar. Eine andere, ebenso eher mittelfristige Überlegung wäre - mit Blick auf die wüsten Staatsfinanzen und die Demografie Japans - eine Spekulation gegen den gleichfalls teuren Yen. Aber das haben schon viele versucht - und sich die Finger verbrannt. Es gibt halt keine wirklich attraktive Währung, auf die man im Gegenzug setzen kann.
Bei strategischen Devisenwetten ist für mich ein Long in USD/JPY immer noch die attraktivste Option. Wenn Japan strauchelt, könnte USD/JPY von jetzt 80 auf 150 steigen. Japans Schwäche ginge mit weltweiten Turbulenzen einher, die den US-Dollar zusätzlich im "risk-off Trade" stärkt. - A. L.]
www.ftd.de/finanzen/maerkte/marktberichte/...waehrungen/70125235.html
Weltreservewährung mit Makeln:
US-Dollar-Index vs. volkswirtschaftliche Ersparnis
05.12.2012, 08:58
Das Kapital: Der Dollar und andere Weichwährungen
Auf realer handelsgewichteter Basis ist der Dollar so niedrig wie kaum je zuvor. Zu Recht. Nur sind gute Alternativen auch rar. Fast würde man gegen Yen und australischen Dollar wetten. Doch auf welche Währung im Gegenzug setzen?
Mit Devisengeschäften reich zu werden, dürfte über die kommenden Jahre schwer werden. Die solideren Währungen sind extrem teuer geworden. Wenn es nach der Kaufkraftparität laut OECD gehen würde, müssten Australier, Norweger und Schweizer beispielsweise jeweils rund drei Fünftel mehr für den US-Dollar auf den Tisch legen, als es derzeit der Fall ist. Unter den Schwellenländern derweil muss man erst mal eine Wirtschaft finden, die in Sachen Wachstum, Inflation, Investitionsquote, Staatsfinanzen, Privatschulden, Auslandsverbindlichkeiten, Leistungsbilanz, Bankbilanzen und politische Stabilität uneingeschränkt überzeugt. Selbst der Euro ist im Verhältnis zum US-Dollar etwas höher bewertet, als es die Kaufkraftparität nahelegen würde. Dabei gilt die Euro-Zone als der schwächste Wirtschaftsraum der Erde, und wenngleich der politische Wille zur Wahrung der Einheitswährung fürs Erste sehr ausgeprägt bleibt, kann niemand sagen, ob das auch in fünf Jahren noch der Fall sein wird.
Der Dollar seinerseits notiert auf realer handelsgewichteter Basis in der Nähe des niedrigsten Niveaus, das jemals verzeichnet worden ist. Es ist genau so, wie man es für ein politisch zerrissenes, hoch verschuldetes Land mit untragbaren Staatsfinanzen, fragwürdiger Bildungspolitik, negativer nationaler Nettoersparnis, gelddruckender Zentralbank und tiefroten Realzinsen erwarten würde. Natürlich wird die US-Währung immer mal steigen, weil die Anleger den Legenden der Volkswirte - aufgestaute Nachfrage, Gasrevolution, abgeschlossene Entschuldung des Privatsektors, Bauaufschwung, Finanzierungsbedingungen, höchstrentable Firmen et cetera - zwischendurch aufsitzen. Aber eine nachhaltige Aufwertung traut man dem Land von 47 Millionen Essensmarkenbeziehern kaum zu.
[Diese Argumentation verkennt, dass gerade bei negativen Wirtschaftsnachrichten aus USA der Dollar (bzw. der Dollar-Index) paradoxerweise stärker wird - EUR/USD also fällt. Und zwar deshalb, weil dann die Risikoneigung sinkt ("risk-off trade") und Trader aus Rohstoffen und anderen Dollar-Carrytrades rausgehen. Als die Börsen 2009 am Boden waren, stand der Dollar vergleichsweise stark da. - A.L.]
Eine Idee ist vielleicht, gegen die Rohstoffwette Australien zu setzen - falls man der Investitionssause in China misstraut. Neben den beträchtlichen Schulden der Verbraucher, den stolzen Hauspreisen, der trotz günstiger Terms of Trade negativen Leistungsbilanz sowie den blasenartigen Investitionsentwicklungen im Rohstoffsektor spricht dafür vor allem die angesprochene Überbewertung des australischen Dollar. Eine andere, ebenso eher mittelfristige Überlegung wäre - mit Blick auf die wüsten Staatsfinanzen und die Demografie Japans - eine Spekulation gegen den gleichfalls teuren Yen. Aber das haben schon viele versucht - und sich die Finger verbrannt. Es gibt halt keine wirklich attraktive Währung, auf die man im Gegenzug setzen kann.
Bei strategischen Devisenwetten ist für mich ein Long in USD/JPY immer noch die attraktivste Option. Wenn Japan strauchelt, könnte USD/JPY von jetzt 80 auf 150 steigen. Japans Schwäche ginge mit weltweiten Turbulenzen einher, die den US-Dollar zusätzlich im "risk-off Trade" stärkt. - A. L.]
www.ftd.de/finanzen/maerkte/marktberichte/...waehrungen/70125235.html
Weltreservewährung mit Makeln:
US-Dollar-Index vs. volkswirtschaftliche Ersparnis