LEHMAN-PLEITE Dresdner Bank soll Kunden über drohende Verluste nicht informiert haben
Von Hasnain Kazim
Die schlechte Lage bei der US-Investmentbank Lehman Brothers war bei der Dresdner Bank bekannt - dennoch hielt das Geldinstitut seine Berater offenbar an, Kunden, die Lehman-Zertifikate halten, nicht zu informieren. Das jedenfalls legt ein internes Papier nahe, das SPIEGEL ONLINE vorliegt.
Hamburg - "Nur zur internen Verwendung!" prangt als Warnung auf beiden Blättern, die Berater der Dresdner Bank sollen das Papier nicht an die Kunden verteilen. Das Dokument trägt die Überschrift "Emittentenrisiko bei Zertifikaten". Damit kein Zweifel aufkommt, wozu es gut sein soll, steht gleich darunter: "Argumentationsunterstützung im Kundengespräch".
Irgendein Berater muss die Warnung übersehen und das Formular doch an einen Kunden herausgegeben haben. Jetzt drängt sich der Verdacht auf, dass die Dresdner Bank ihren Kunden, denen sie zuvor Lehman-Zertifikate verkauft hatte, bewusst Informationen über die desaströse Lage bei der US-Bank vorenthielt.
In dem Papier vom 12. September 2008, das SPIEGEL ONLINE vorliegt, steht: "Die aktuelle Krise der US-Investmentbank Lehman Brothers Holding Inc führt zu vielen Nachfragen und berechtigten Sorgen angesichts der erheblichen Abschläge bei Zertifikatsprodukten mit Lehman als Emittent. Die Entwicklung der Ereignisse schreitet sehr rasch voran, daher kann nur ein Zwischenstand gegeben werden."
Die Dresdner-Bank-Manager aus dem "Investment Office" informieren ihre Berater weiter darüber, dass "ein Anleger bei Zahlungsunfähigkeit des Emittenten mit dem Totalverlust seines Kapitals rechnen" müsse. Gleichzeitig stellen sie über die Lage von Lehman fest: "Am 10. September hat die Investmentbank - eine Woche früher als geplant - enttäuschende Quartalszahlen veröffentlicht." Lehman habe nach vorläufigen Berechnungen für das dritte Quartal einen Verlust von 3,9 Milliarden Dollar ausgewiesen. "Auf diese Veröffentlichung haben die Rating-Agenturen entsprechend reagiert und Lehman auf die Watchlist gesetzt bzw. auf dieser belassen", schreiben die Dresdner-Bank-Leute und analysieren in den weiteren Absätzen die Probleme bei Lehman.
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Typisch Beraterbank!