"EU erlaubt Stevia-Süßstoffe: Experte der Universität Hohenheim sieht enormes Zukunftspotential
14.11.2011 - (idw) Universität Hohenheim
Stevia-Forscher Dr. Udo Kienle begrüßt Teilzulassung / Ausbaufähiger Schritt für Verbraucher / Zukunftspotential für EU, Lebensmittelindustrie und Tabakbauern Vielfach süßer als Zucker, natürlich gewachsen und komplett kalorienfrei: ab 3. Dezember ist Süßstoff aus der Süßpflanze Stevia legal in Europa zugelassen. Der Durchbruch für Stevia sei die Entscheidung allerdings noch nicht, urteilt Stevia Forscher Dr. Udo Kienle von der Universität Hohenheim. Denn in Lebensmittel dürfen nur vergleichsweise geringe Mengen verwendet werden. Auch Landwirte dürfen das Süßkraut noch nicht anbauen. Doch die Teilzulassung sei ein wichtiger Schritt für die Verbraucher, das Zukunftspotential der Pflanze sei weiterhin enorm.
Ab 3. Dezember dürfen Lebensmittel in den Handel gegeben werden, die mit Steviolglykosiden gesüßt wurden. So meldet es das Amtsblatt der Europäischen Union vom vergangenen Samstag. Steviolglykoside sind Süßstoffe, die aus dem Süßkraut Stevia rebaudiana gewonnen werden.
Allerdings ist der Süßstoff nicht unbegrenzt freigegeben: Lebensmittel müssen sicherstellen, dass eine Tageshöchstdosis von 4 mg/kg Körpergewicht sogenannter Steviolequivalente beim Menschen nicht überschritten wird. Auch der Anbau von Stevia in Europa ist damit noch nicht zugelassen.
Stevia-Forschung von Verbraucher-Aktzeptanz bis Agrar-Potential
In den Gewächshäusern der Universität Hohenheim ist Stevia - zu wissenschaftlichen Zwecken schon seit Jahrzehnten heimisch: Seit fast 30 Jahren forscht Dr. Udo Kienle von der Universität Hohenheim um das süße Kraut, das ursprünglich aus Paraguay stammt.
In dieser Zeit erforschte er Anbau- und Verarbeitungsverfahren für den europäischen Markt. In Marktstudien lotete der Agrarwissenschaftler Verbraucher-Akzeptanz und Erwartung aus. Im Auftrag der EU untersucht Dr. Kienle, ob Stevia eine Einkommensalternative für Tabakbauern wäre. Sein Buch Stevia rebaudiana Der Zucker des 21. Jahrhunderts erschien 2011 im Spurbuch Verlag.
Langer Zulassungsprozess aufgrund hoher Hürden
Aufmerksam verfolgte er deshalb, wie Stevia weltweit Fuß fasst wenn auch zögerlich: In Japan wurde Stevia zulassungsfrei als Naturstoff zugelassen. Brasilien folgte in den 80 Jahren auch ohne gesundheitliche Studien. Seit 1994 gibt es in den USA eine Sonderregelung. 2008 war die Schweiz erster europäischer Staat, der Steviolglykoside im Handel erlaubte.
Dass die EU-Zulassung erst jetzt kommt, beurteilt Dr. Kienle dennoch positiv: Wenn es um menschliche Gesundheit geht, hat die EU zu Recht hohe Hürden gesetzt. Deshalb waren viele Studien nötig, um so eine Zulassung zu bekommen.
Lebensmittelkonzerne seien vor dem Dilemma gestanden, dass diese Studien kompliziert und kostspielig seien. ......................."
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