Ich hatte letzte Woche schon mal eine Zusammenfassung geschrieben:
http://www.ariva.de/forum/...oldings-n-v-531686?page=261#jump23717373
Diese möchte ich jetzt nochmal aktualisieren.
M.E. hat sich die Faktenlage am Dienstag deutlich verschlechtert, was auch im Kurs bemerkbar ist.
Die Banken verlängern aktuell keine Kreditlinien. Die Pocco-Position wurde z.B. komplett falsch bilanziert. Wer weiß, was sonst noch verfälscht wurde.
Aktuell kann keine Bilanzposition ernst genommen werden, da es ein Fass ohne Boden sein kann.
Ich finde es schwach von Steinhoff in der aktuellen Lage, dass man es in 2 Wochen immer noch nicht geschafft hat, sich einen groben Überblick zu verschaffen. Es müssen ja keine Zahlen genannt werden, aber es spricht Bände, dass das Unternehmen sagt "wir wissen nicht, was noch alles im Argen liegt". Die Unternehmenskommunikation ist eine halbe Katastrophe.
Selbst Aurelius, Strörr oder Wirecard haben relativ schnell nach der Short-Attacke z.B. gesagt "Stimmt nicht - weil..."
Insolvenz. Ist eine Insolvenz möglich/denkbar?
Mittlerweile: Ja.
Wenn Banken die Kreditlinien streichen, weil die Kreditausreichung aufgrund falscher Fakten/Daten beruhte, könnte es sehr eng werden.
Stimmen die EK Zahlen? Das weiß leider auch keiner so genau.
Prospekthaftung nach §21 WpPG spielt auch noch eine Rolle.
"
Haftung bei fehlerhaftem Börsenzulassungsprospekt
(1) 1Der Erwerber von Wertpapieren, die auf Grund eines Prospekts zum Börsenhandel zugelassen sind, in dem für die Beurteilung der Wertpapiere wesentliche Angaben unrichtig oder unvollständig sind, kann
1. | von denjenigen, die für den Prospekt die Verantwortung übernommen haben, und | |
2. | von denjenigen, von denen der Erlass des Prospekts ausgeht, |
als Gesamtschuldnern die Übernahme der Wertpapiere gegen Erstattung des Erwerbspreises, soweit dieser den ersten Ausgabepreis der Wertpapiere nicht überschreitet, und der mit dem Erwerb verbundenen üblichen Kosten verlangen, sofern das Erwerbsgeschäft nach Veröffentlichung des Prospekts und innerhalb von sechs Monaten nach erstmaliger Einführung der Wertpapiere abgeschlossen wurde.
Dieser Punkt ist gegeben, da beim IPO anscheinend die Bilanzpositionen schon nicht gestimmt haben und sich somit Anleger bei Zeichnung aufgrund von falschen Informationen zum Kauf entschieden haben.
Wenn die Beteiligungen nicht so werthaltig sind wie angegeben, der Holding die Liquidität ausgeht aufgrund gestrichender Kreditlinien von Banken oder die Holding gezielt in die Insolvenz geführt wird, um sich strafrechtlich gegen Strafen etc. aus dem Staub machen zu können, sieht es hier düster aus.
Was spricht für Steinhoff?
Anscheinend haben sie ja die letzten Jahre ein positives Jahresergebnis ausweisen können, was für die Profitabilität des Konzerns spricht. Es ist m.E. auch relativ unwahrscheinlich, dass bei allen Tochterunternehmen getrickst wurde.
Man könnte auch über eine Kapitalerhöhung sich weiteres Geld beschaffen und somit das Überleben sichern. Hier muss aber zu erst klar Schiff geschaffen werden und richtig aufgeräumt. Dazu muss man das Vertrauen der Investoren zurück gewinnen. Dafür müsste man groß angelegte Roadshows veranstalten, regelmäßige Kapitalmarktinformationen ausgeben, öffentlich zugängliche Telkos veranstalten (z.B. wie bei Aurelius nach der Shortattacke) und und und. Hier würde richtig viel Arbeit vor dem Konzern liegen.
Die ausstehenden Schulden sollten nach der aktuellen Faktenlage (die Zahlen die vorliegen) auch finanzierbar sein.
Wieso ist es den Wirtschaftsprüfern nicht früher aufgefallen, wenn wirklich in großem Stil getrickst wurde? Würde es hier ggf. Haftungsansprüche geben? Müsste nicht auch die Staatsanwaltschaft Oldenburg schon längst was gefunden haben, sollte es was sehr großes sein? Dann hätte man eine ad-hoc Meldung ausgeben MÜSSEN!
Ich bin aktuell gespaltener Meinung, war bis Dienstag sogar noch positiv gestimmt. Das hat sich am Dienstag aber geändert, weshalb ich auch per SL ausgestiegen bin. Meiner Meinung nach, hätte der Konzern schon längst den Markt über aktuelle Schritte informieren müssen. Allein schon als Vertrauensbildende Maßnahme. Ich finde es äußerst kritisch wenn sogar die Banken, die Miliarden im Feuer haben, nicht mehr so an das Unternehmen glauben und die Kreditlinien zurückziehen. Steinhoff hat sich am Dienstag den Markt offenbart mit der Aussage "wir wissen nach 2 Wochen eingehender Prüfung immer noch nicht, welche Ausmaße das Ganze hat". Das sind alles Punkte, die mich aufhören lassen.
Ich will euch nur zum denken anregen! Seht nicht alles nur negativ oder äußerst positiv. Hinterfragt euer Investment (oder mittlerweile Spekulation). Beachtete verschiedene Blickwinkel und schaut über den Tellerrand hinaus. Denkt auch einfach mal darüber nach, wieso einiges hier so ist, wie es ist.
Soviel zu meiner Meinung.