Da ich beruflich viel mit der Ölbranche zu tun habe, kann ich euch bei der Einschätzung der Lage eventuell helfen.
Normalerweise sind neue Projekte in dieser Branche sehr weit im Voraus geplant. Bis eine Bohrinsel, ein LNG-Plant, ein FPSO (Das ist die Schiffsvariante einer Bohrinsel) oder eine Raffinerie hochgezogen sind, vergehen viele Jahre. Bei Einzelkomponenten vergehen von der ersten Anfrage beim Lieferanten bis zur Bestellung oft ein Jahr. Mir sind Fertigungszeiten von einigen Monaten bis zu 1 1/2 Jahren begegnet. Bei so langen Vorlaufzeiten legt man Projekte nicht auf Eis, nur weil man im Ölpreis eine Delle von ein paar Jahren sieht. Die einzige Delle, die ich bis jetzt erlebt habe, war die nach dem Unfall im Golf von Mexico. Da war in der Branche eine zeitlang Ebbe im Schacht, denn dieses Ereignis hat die Branche bei ihrer größten Angst gepackt: Dass der Prozess oder eine der Schlüsselkomponenten versagt. Was das betrifft, ist die Branche noch paranoider als die Automobilisten.
Wenn dann mal eine Bohrinsel, eine Raffinerie, ein LNG-Plant oder ein FPSO in Betrieb sind, dann haben die oft Laufzeiten im >30 Jahre-Bereich. In dieser Zeit geht natürlich auch des öfteren mal etwas kaputt, es gibt neue Entwicklungen, Prozessverbesserungen etc.
Man muss sich vielleicht mal vor Augen führen, dass wir bei einer Bohrinsel durchaus von *Tages*umsätzen im Millionenbereich reden. Bohrloch verschließen und Förderpause einlegen ist sehr aufwendig und risikobehaftet. Das vermeidet man möglichst. Ergo wird möglichst nur die Förderung gedrosselt.
Aber auch bei gedrosselter Förderung verschleißen Komponen und - was viel wichtiger ist - finden weitere Entwicklungen statt. Bei den Summen, um die es hier geht, ist eine Prozessverbesserung um 1% ein Meilenstein. Das darf dann auch gerne etwas kosten.
Ich glaube daher nicht, dass Softing vom Ölpreisverfall stark beeinträchtigt wird, sofern sie für die Ölbranche Produkte mit einem echten Mehrwert im Programm haben und es verstehen, diese entsprechend anzubieten und zu bewerben (das kann ich jetzt allerdings nicht beurteilen). Und es ist wichtig, sich auf die Mentalität in der Ölbranche richtig einstellen zu können. Wie oben bereits gesagt, läuft da einiges ganz anders als bei den Automobilisten. Es ist essenziell für Softing, mit diesem Mentalitätsspagat umgehen zu können, da die ja beide Branchen bedienen.
Zur Aktienanalyse ansich kann ich ansonsten leider wenig beisteuern. Da habe ich zu wenig Ahnung von. Ein Grund, warum ich hier mitlese, und an dieser Stelle vielen Dank an die Mitschreiber hier im Thread für ihre oftmals sehr hilfreichen Postings.