Buba/Dombret: EZB muss Geschäftsmodelle deutscher Banken prüfen
Von Hans Bentzien
DRESDEN (Dow Jones) - Deutschlands Banken haben ein Gewinnproblem: Obwohl die deutsche Wirtschaft gut läuft, verdienen sie viel zu wenig. Nach Aussage von Bundesbank-Vorstandsmitglied Andreas Dombret ist das ein Problem für die Finanzstabilität, um das sich nun die Europäische Zentralbank (EZB) als Bankenaufseherin kümmern muss. Die beginnt demnächst mit der Prüfung der Geschäftsmodelle.
"Die ersten Gespräche mit den großen deutschen Instituten haben begonnen", sagte Dombret im Interview mit Dow Jones Newswires am Rande des G7-Treffens in Dresden. Zwar würden sich die Gespräche zunächst um die Risikomodelle der Banken drehen, aber auch dabei werde man früher oder später auf das Geschäftsmodell kommen, "denn die nachhaltige Profitabilität muss vor dem Hintergrund des Geschäftsmodells und des eingegangenen Risikos beurteilt werden", wie Dombret sagte.
Im Unterschied zu Bundesbank und Finanzaufsicht Bafin hat sich die EZB vorgenommen, im Rahmen des Aufsichtsprozesses auch die Geschäftsmodelle auf ihre Funktionsfähigkeit und Nachhaltigkeit zu überprüfen. Was kompliziert klingt, ist laut Dombret gar nicht so schwer.
"Ob Geschäftsmodelle funktionieren oder nicht, muss man letztendlich an der nachhaltigen Profitabilität festmachen - das ist der ultimative Test." Da sieht es für deutsche Banken nicht gut aus. Nach Angaben der Bundesbank lag ihre Eigenkapitalrendite 2013 bei 3,53 Prozent - tiefer als der Euroraum-Durchschnitt. US-Banken kamen zu dieser Zeit auf eine rund drei Mal so hohe Eigenkapitalverzinsung.
Das Problem ist: Verdienen Banken nicht genug, können sie kein zusätzliches Eigenkapital aus eigener Kraft generieren, also keine Polster für schlechte Zeiten bilden. Dombret findet, dass das zumindest derzeit möglich sein sollte.
"Die deutsche Konjunktur läuft im Großen und Ganzen gut und die Banken haben bereits viele Altlasten abgebaut. Vor diesem Hintergrund sollte man normalerweise eine auskömmliche Profitabilität im Bankensektor erwarten", sagte er.
Ursache der Probleme sind vor allem die anhaltende Phase sehr niedriger Zinsen sowie die relativ flache Zinsstrukturkurve. Deutsche Institute sind von jeher stärker als andere von Zinseinnahmen abhängig. Sie leben davon, dass Sparer ihnen ihr Geld anvertrauen und vergeben Kredite.
Die Geldpolitik der EZB hat zu einer extremen Verflachung der Zinsstrukturkurve geführt. Die Differenz zwischen Einlagen- und Kreditzinsen sinkt, bei den Banken bleibt noch weniger Geld als sonst hängen.
Dombret weiß wohl, dass eine Bank ihr Geschäftsmodell nicht einfach so ändern kann. Er findet aber auch: "Wenn die Zinsmargen noch eine Weile unter Druck bleiben werden, wovon wir ausgehen müssen, und wenn sich die Anforderungen an Bankdienstleistungen auch unter demografischen Aspekten ändern, was allgemein erwartet wird, dann sind die Banken angehalten, deutlich zu machen, welche Strategie sie langfristig verfolgen wollen."
Aber was sollen die Institute tun? Laut Dombret wären die größten Effekte auf der Einnahmenseite zu erzielen, wo die Institute im internationalen Vergleich am schlechtesten dastehen. Früchte würden solche Bemühungen aber erst mittel- bis langfristig tragen.
Bliebe die Kostenseite. Filialschließungen will Dombret den Instituten nicht vorschreiben - das machen die Banken ohnehin schon. Zusammenschlüsse wären eine logische Schlussfolgerung. Sollte es dazu kommen, wäre Dombret für den Zusammenschluss "starker Institute" die einander ergänzen.
Jedenfalls drängt aus seiner Sicht die Zeit. "Dieses Problem ist ein sehr ernstes, und hier darf es keine Tabus geben. Das eigene Geschäftsmodell muss sich jeder ergebnisoffen anschauen und dann unter Berücksichtigung der Möglichkeiten des Instituts eine Lösung finden", sagte er.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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