Die inzwischen quer Beet stark angestiegene Verschuldung der US-Firmen dürfte künftigen Aktienrückkäufen einen Dämpfer verpassen - und damit den wichtigsten Motor der SP-500-Anstiege der letzten Jahre abwürgen.
Statt produktiv in Capex bzw. R&D zu investieren, haben 60 % der US-Firmen lieber in (Junk-)Bonds emittiert und das damit eingenommene Geld in Aktienrückkäufe gesteckt. Das hilft zum einen den CEOs (hohe Kurse sorgen für üppige Einkünfte aus Mitarbeiteroptionsausübungen), zum anderen bringt es die Gewinne pro Aktie künstlich hoch, obwohl die Umsätze längst rückläufig sind. Und zwar schlicht dadurch, dass die Zahl der umlaufenden Aktien infolge der Rückkäufe STÄRKER zurückgeht, als die Firmengewinne schrumpfen.
Die Folge sind "höhere Gewinne pro Aktie" trotz effektiven Gewinnrückgangs.Der Haken an dieser Show-Nummer ist, dass die Firmen für die Rückkäufe immer mehr Schulden (Fremdkapital) aufnehmen müssen, wodurch sich laufend ihr Leverage erhöht. Der Chart unten zeigt das Schulden/EBITA-Verhältnis von US-Firmen mit und ohne Investmentgrade.
Im Umfeld steigender Leitzinsen, das "big money" bereits vorwegnehmend in großem Stil Junkbonds abstoßen ließ (# 566), sieht es für weitere Aktienrückkäufe nicht gut aus. Folglich auch nicht für die US-Aktienindizes.
Während Goldman (verlogen?) trotzdem rosige Zeiten am Aktienmarkt prophezeit (Anfang des ZH-Artikels im Link unten), warnen Analysten von Citibank:
Corporate leverage continues to push higher. In Figure 3 we present the debt-to- EBITDA ratio for the average non-fin in the IG and HY markets. We see that in IG leverage rose from 1.8x to 2.1x over the past twelve months, and in HY it rose from 4x to 4.4x (Figure 3). Note that in both markets, at current levels gross leverage for our sample set is well north of the ‘09 highs. Unfortunately, we see little chance that it will decline in the near-term, or even stabilize for that matter, as the earnings backdrop appears to be too soft.
Chart (s.u.)
The 3-fold increase in share buybacks in the past five years has been the key driver of corporate re-leveraging. In large part, buybacks have been the result of strong incentives provided to corporate managers by activists in particular and equity investors in general. As Citi’s Equity Strategists highlighted in March, companies that spent more on shareholder handouts and less on investments have tended to get higher price/earnings ratios in the market.
www.zerohedge.com/news/2015-11-07/...tock-buyback-spree-may-be-ending
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Verschuldungs-Chart der US-Firmen
IG = investment grade (Rating = BBB und höher)
HY = Junk (Rating = unter BBB)
Auffallend ist, dass vormals solide Firmen (IG) inzwischen ein ähnlich bedrohliches Schulden/EBITA-Verhältnis (je höher, desto gefährdeter) aufweisen wie ohnehin wackelige Firmen (HY).
Der Krug geht solange zum Schuldenbrunnen, bis er zerbricht.
