Mittwoch, 29. April 2015 J Auf dem ungewöhnlichen Weg über einen Medienbericht hat das
griechische Staatsoberhaupt um Einladung nach Berlin gebeten und der Bundesregierung den Verzicht auf Zwangsmaßnahmen wegen deutscher Verbrechensschulden angeboten. Damit bestätigt der griechische Präsident auf höherem diplomatischem Niveau eine identische Festlegung von Regierungschef Tsipras bei dessen kürzlichem Besuch im Berliner Bundeskanzleramt.
...Demnach sei Griechenland “offen” für Gespräche über eine deutsche Behörde (“Stiftung”), die griechische NS-Opfer individuell “entschädigen” könne. Diese vom Auswärtigen Amt seit Monaten vorangetriebene Stiftungsidee zielt auf eine Umkehr der tatsächlichen Rechtslage und würde aus den griechischen Gläubigern Bittsteller bei den deutschen Staatsschuldnern machen.
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Pavlopoulos hatte zur Frage von Pfändungen deutschen Staatseigentums in Griechenland betont, “dass kein vernünftiger Mensch” Zwangsmaßnahmen wegen der Verbrechensschulden erwäge. “Das ist Nonsens”, unterstrich Pavlopoulos, der damit Pfändungsanordnungen italienischer Gerichte wegen unbezahlter NS-Schulden diskreditierte.Ähnlich hatte sich Ministerpräsident Tsipras bereits bei einem Berlin-Besuch am 22. März geäußert.
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Einer solchen Lösung, die einen “Zukunftsfonds” nach dem Vorbild der Bundesbehörde EVZ favorisiert, ohne die Vergangenheit vollständig abzugelten [5], stimmen praktisch sämtliche Bundestagsparteien zu.
Wie es in einer Expertise heißt, verschleiere die DB Milliardenschulden aus dem kriminellen Erbe ihres Konzernunternehmens DB Schenker (The Schenker Papers). Wir bringen heute den zweiten Teil der Expertise, die den tatsächlichen Umfang der deutschen Verbrechensschulden ahnen lässt.
Die Schulden von “Schenker”, des Vorläufers von DB Schenker, sind immens. Während des gesamten Krieges plünderte “Schenker” die besetzten Länder systematisch aus. So gingen ab 1941 “zahlreiche Lastwagentransporte von und nach Griechenland” [7]: auf dem Hinweg mit militärischem Gerät zur Unterdrückung der griechischen Bevölkerung, auf dem Rückweg mit zivilem und staatlichem Beutegut, darunter unzählige religiöse Kultgegenstände.
Diesen Weg gingen auch die Hinterlassenschaften der 48.000 in Thessaloniki verschleppten und in Auschwitz ermordeten Menschen. “Schenker”-Athen war daran beteiligt.In einem einzigen Monat, im September 1943, rechnete “Schenker”-Paris Transporte im Umfang von 237.476 Tonnen ab [8], wobei zwischen dem zivil-militärischem Warenaustausch und Raubgeschäften aufgrund ungleicher Verträge kaum zu unterscheiden ist. Der Gewinn wurde an die deutsche Bahn überwiesen. Besonders produktiv war “Schenker”-Paris beim Plündern französischer Museen, privater Galerien und familiärer Hausstände.Aufgrund von Hinweisen in den Pariser Schenker-Büros (“The Schenker Papers”) wird der Umfang der in Frankreich getätigten Diebstähle und Plünderungen auf “mehr als 20 000 Gemälde, Skulpturen und Graphiken” [9] geschätzt. .....
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Hat der Eigentümer von DB Schenker, der deutsche Staat, die hier geschilderte “Schenker”-Beihilfe zum Massenmord an den jüdischen Gemeinden Griechenlands je eingestanden? Hat DB Schenker die “Schenker”-Beteiligung an den Menschheitsverbrechen in hunderten griechischen Gemeinden je aufgedeckt?
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Als ausländische Gläubiger ihre Forderungen zumindest auf einem Sperrkonto in Deutschland abgesichert sehen wollten, wurden sie zurückgewiesen. “Schenker”-Mann Veesenmayer, wegen seiner Mordverbrechen ursprünglich zu 20 Jahren Haft verurteilt, kam 1951 wieder frei. Der Kalte Krieg war im Gange. Das Londoner Schuldenabkommen von 1953 vertagte die deutschen Verpflichtungen, auch die von Schenker. Anlässlich eines Friedensvertrages mit Deutschland sollten sie irgendwann später verhandelt werden.
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