Google: mächtig, arrogant, erfolgreich

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Google: mächtig, arrogant, erfolgreich bammie
bammie:

Google: mächtig, arrogant, erfolgreich

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23.10.05 16:11
#1
Google: mächtig, arrogant, erfolgreich (EuramS)

Lange galt Google (NASDAQ: GOOG - Nachrichten) als sympathisches Start-up mit Mega-Erfolg. Doch das Image kippt. Zunehmend wird der Konzern als Bedrohung gesehen.

von Thomas Schmidtutz

Google-Pressechef David Krane war kurz angebunden: "Sie können uns für die nächsten zwölf Monate unter der Rubrik ‚Kein Kommentar‘ ablegen", ließ er den Chefredakteur des US-Branchendienstes "Cnet (NASDAQ: CNET - Nachrichten) " wissen. Auslöser für den Interview-Boykott des wichtigsten Web-Dienstes für die IT-Industrie war eine Recherche der "Cnet"-Redakteurin Elinor Mills im Juli. Zur Illustrierung einer Story über den schleichenden Verlust der Privatsphäre durch das Internet hatte die Journalistin dank Googles Suchmaschine jede Menge intimer Details aus dem Privatleben von Google-Boss Eric Schmidt zu Tage gefördert - und das binnen 30 Minuten. Demnach hat Schmidt mit Google-Aktien insgesamt 140 Millionen Dollar verdient, sein gesamtes Paket ist über 1,5 Milliarden wert. Er ist begeisterter Hobby-Flieger und lebt mit seiner Frau Wendy im kalifornischen Edelort Atherton bei San Francisco. Vor fünf Jahren veranstaltete das Ehepaar in seinem Privathaus ein Spenden-Dinner für den damaligen Präsidentschaftskandidaten der Demokraten, Al Gore. Preis pro Teilnehmer: 10000 Dollar. Aber dafür gab’s ja ordentlich zu Essen und Musik von Elton John, der "Bennie and the Jets" schmetterte.

Schmidt, der sonst bei jeder Gelegenheit gegen Zensur im Web wettert, war über den Bericht stinksauer. Dabei ist er nur zum Opfer eigener Sammelwut geworden: "Wenn wir davon reden, alle Informationen dieser Welt zu organisieren, dann meinen wir alles, verfügbar für jeden, weltweit", sagte Schmidt Mitte Mai vor Journalisten.Der Google-Chef und die beiden jungenhaften Firmengründer Larry Page und Sergey Brin meinen es bitterernst mit ihrer Vision von der Informationsgesellschaft. Weltweit betreibt das Unternehmen riesige Datenzentren, wo Webseiten, Fotos sowie neuerdings auch Videos und Bücher erfaßt und via Web wieder ausgespuckt werden. 300 Jahre noch, dann sei das Wissen dieser Welt erfaßt, schätzt Schmidt.

Googles unstillbarer Hunger nach Informationen, die rastlose Expansion in neue Märkte und ein milliardenschweres Bankkonto sorgen inzwischen immer häufiger für kritische Stimmen. Während das Unternehmen lange Zeit als sympathisches, unkonventionelles Start-up galt, das seine Aufsichtsratssitzungen einst an der firmeneigenen Tischtennisplatte abhielt, gibt’s nun häufiger Prügel. Google, resümierte unlängst etwa die renommierte "New York Times (NYSE: NYT - Nachrichten) ", sei auf dem Weg, Microsoft (NASDAQ: MSFT - Nachrichten) als meistgehaßtes Unternehmen der IT-Industrie abzulösen.Anlaß, am Software (Xetra: 330400 - Nachrichten) -Giganten in den Haßcharts vorbeizuziehen, liefert Google reichlich. Beispiel Google Print: Nach den Vorstellungen von Page, Brin und Co sollen bis 2015 die Bestände der fünf wichtigsten US-Bibliotheken eingescannt werden und online verfügbar sein. Verleger laufen gegen die Pläne Sturm. Denn Google scannt nicht nur Bücher ein, für die die Verlage ihre Genehmigung erteilt haben, sondern alle. Nach massiven Protesten im Sommer wurde das Vorhaben daher zunächst gestoppt. Bis November haben die Verlage nun Zeit, zu melden, welche Bücher nicht gescannt werden dürfen. Alle übrigen sollen Nutzer dann durchsuchen und vier bis sechs Seiten davon lesen können. Wer das ganze Buch will, kann einen der Links zu Online-Händlern oder Verlagen anklicken. Den Verlegern reicht das nicht. Am Donnerstag reichten sie Klage wegen Verstoßes gegen das Urheberrecht ein.Auch sonst zieht Google immer mehr Kritik auf sich. "Das ist ein ziemlich arroganter Laden", sagt der Vorstand eines deutschen Unternehmens, der im Sommer zu Verhandlungen auf dem Firmengelände Googleplex in Mountain View im Silicon Valley war. Dazu stellen immer mehr Beobachter die Frage nach dem Datenschutz. Schon vor zwei Jahren wurde Google von den Datenschützern von Privacy International als Anwärter für den Bigbrother-Award nominiert. Anlaß war der neue Postdienst Gmail. Er ist gratis und finanziert sich ähnlich wie die Suchmaschine über kontextabhängige Werbeanzeigen. Dazu lesen Google-Server allerdings die Post mit.

Auch andere Angebote sind umstritten. So schickt Googles Suchmaschine Cookies, also kleine Zusatzprogramme, auf die PCs. Sie protokollieren, woher die Suchanfrage kommt, wann sie kommt oder welche Stichwörter gesucht werden. Aus den Daten kann Google dann Profile von Nutzergruppen filtern.

Die Kritik kann das Unternehmen nicht nachvollziehen. Mit Hilfe der erfaßten Daten werde das Angebot weiter verbessert, verteidigt etwa Stefan Keuchel, Google-Sprecher in Deutschland, das Vorgehen. Tatsächlich sind Cookies inzwischen in weiten Teilen des Webs Standard – die wenigsten indes mit Laufzeit bis zum Jahr 2038.Im Silicon Valley maulen Start-ups neuerdings zudem, daß sie kaum noch gute Leute bekämen. Statt dessen heuerten die besten lieber bei Google an. Dort locken dicke Gehälter und satte Sozialleistungen wie freies Essen, kostenlose Arztbesuche, Massagen und Fitness-Center.Doch nicht nur Uni-Abgänger stehen bei Google Schlange. Auch erfahrene Leute wechseln immer häufiger auf den Googleplex. Selbst Branchenprimus Microsoft ist vor Abgängen nicht mehr sicher.

Als sich im November mit Mark Lucovsky ein weiterer Top-Mitarbeiter verabschiedete, soll Microsoft-Boss Steve Ballmer vor lauter Ärger einen Stuhl durch sein Büro gefeuert und Google-Chef Schmidt verflucht haben. Er werde den "verdammten Kerl vernichten" und die Firma gleich mit, soll der bullige Manager gebrüllt haben. Ballmer bestreitet das.

Wenn Google so weiterwächst, dürften derlei Anfeindungen wohl erst der Anfang sein. Schon heute wird jede zweite Web-Seite über Google aufgerufen. Am Donnerstag erst meldete das Unternehmen fürs dritte Quartal sagenhafte Zahlen. Der Umsatz verdoppelte sich, der Gewinn versiebenfachte sich sogar. Die Aktie reagierte mit einem Kurssprung von elf Prozent. Seit dem Börsengang im August 2004 hat sich das Papier damit vervierfacht.Aber Google hat eben ein prima Geschäftsmodell. Neben die Suchanfragen plaziert das Unterneh-men kontextabhängige Textanzeigen. Googles Technologie stellt dabei automatisch sicher, daß die Anzeigen zum Suchbegriff passen. Das steigert die Wahrscheinlichkeit, daß die Nutzer die Reklame auch anklicken. Denn nur dann verdienen die Kalifornier Geld. Pro Klick kassiert der Suchmaschinen-Betreiber mindestens fünf Cent. Sind mehrere Anbieter auf der Seite, werden die Plätze an der Google-Sonne versteigert. Zehn bis 15 Cent sind so leicht drin. Bei Anzeigen von Banken und Versicherungen kann es auch schon mal das Zehnfache sein. Neben den Textanzeigen auf der eigenen Seite stellt Google die Suchfunktion auch auf anderen Seiten wie T-Online bereit. Der Umsatz wird mit dem Webseiten-Betreiber geteilt. Schließlich verkauft Google seine Suchmaschinen-Technologie an Unternehmen.Um möglichst viele Online-Anzeigen zu verkaufen, braucht Google aber Traffic. Also bietet das Unternehmen Angebote, die anderswo kostenpflichtig sind, umsonst. Neben dem E-Mail-Dienst gibt es etwa die leistungsfähige Fotobearbeitung Picasa gratis.

Wettbewerber stellt Googles Ansatz vor völlig neue Herausforderungen. "Setzen Sie sich mal mit einem Konkurrenten auseinander, der seine Leistungen umsonst anbietet", schreibt Stephen Arnold in einem aktuellen Buch über den Giganten.Dazu kommt der Technologie-Vorsprung: Die Amis haben ihre Plattform auf einer eigenen Version des freien Betriebssystems Linux und speziell angepaßter Hardware aufgebaut. Diese Kombination ist schneller und günstiger als alles, was auf dem Markt verfügbar ist. Um dieselbe Leistung zu erzielen, müßten Wettbewerber laut Arnold "das Vier- bis Fünffache" investieren. "Die haben einen Maserati zu den Kosten eines Honda Civic gebaut", staunt der IT-Experte.

Googles Geschäftsmodell und der Wettbewerbsvorteil spülen reichlich Geld in die ohnehin prallgefüllte Kasse. Über sieben Milliarden Dollar hat das Unternehmen auf der hohen Kante. Allein vier Milliarden davon stammen aus der jüngsten Kapitalerhöhung. Angesichts dieser Summe rätseln Beobachter, was die Kalifornier mit dem Geld anstellen könnten. Zwar war Google zuletzt schwer auf Shoppingtour. Neben Anbietern von Software für Handys wurden freie Netzkapazitäten bei Telekom-Unternehmen sowie entsprechendes Personal eingekauft. Dazu will Google San Francisco mit einem drahtlosen Gartis-Webzugang beglücken. Über die Hintergründe der Vorstöße und seine Strategie schweigt sich das Managemant aber beharrlich aus.

Was Wunder, daß die Spekulationen ins Kraut schießen. So könnte Google zwar locker große Unternehmen schlucken. Doch Branchenexperten winken ab. "Das halte ich nicht für sehr wahrscheinlich", so Allen Weiner, Analyst bei der Gartner Group zu EURO am Sonntag. Schließlich könnte ein Zukauf Googles rapide Entwicklung erheblich bremsen. "Gehen Sie eher mal davon aus, daß Google in naher Zukunft seine Talk- und Blog-Angebote ausbauen wird", meint der Google-Spezialist. Dahinter verbirgt sich ein Web-Telefoniedienst sowie die immer beliebteren Online-Tagebücher (siehe S. 15).

In den nächsten Jahren werde sich Google weiter auf die Inhalte konzentrieren, glaubt Weiner. "Die Stärke ist ja gerade, Communities im Netz zu bilden und auch zu halten", sagt auch Donatus Schmid, Marketing-Chef von Sun in Deutschland. Ein Modell könnte beispielsweise sein, daß Google es Nutzern an verschiedenen Standorten ermöglicht, Inhalte per Web gleichzeitig auf dem Monitor anzuschauen und zu bearbeiten, glaubt der Münchner Linux-Experte Dirk Beiersdorff. Dazu wird Google möglicherweise künftig auch komplette Software-Pakete anbieten.

Als Grundlage würde sich die unlängst verkündete Allianz mit Sun anbieten. Damit könnte Google Nutzern den Zugang zu Programmen wie Textverarbeitung oder Tabellenkalkulation aus Suns Star-Office-Paket online anbieten – einschließlich Webzugang. Auf dem Rechner der Kunden wäre dann außer einem Browser praktisch keine Software mehr nötig. Vorteil: Das bislang für Anwender nervige Einspielen von Anti-Viren-Software und Updates wäre überflüssig. Die Software läge ja im Rechenzentrum bei Google.

Die Folgen wären dramatisch. Denn statt dicker PCs genügten dann sogenannte Thin Clients, also Basis-Rechner samt Browser und Mini-Prozessor, dazu ein Bildschirm sowie eine Tastatur. Die eigenen Daten lägen auf einer kleinen Festplatte oder gleich komplett bei Google.Ein solches Modell wäre ein Frontalangriff auf Microsoft. Der Konzern verdient bislang praktisch sein ganzes Geld mit Windows und seinem Office-Paket um Word, Excel und Co. Bei Microsoft läuten denn auch die Alarmglocken. "Google", räumte Konzernchef Steve Ballmer erst im Juli ein, "ist im Augenblick unser schärfster Wettbewerber." "Google", urteilt auch Buchautor Stephen Arnold, "könnte Microsoft vom Thron stürzen."

Gartner (NYSE: IT - Nachrichten) -Analyst Weiner ist da vorsichtiger. Ein solches Modell unterstelle, daß sich Microsoft nicht bewege. Aber das Gegenteil ist der Fall. Mit Hochdruck arbeitet Microsoft etwa an einer eigenen Suchmaschine. Zudem werde auch Yahoo (NASDAQ: YHOO - Nachrichten) der Entwicklung bei Google nicht tatenlos zusehen. Platz für alle drei ist wohl vorhanden: "Yahoo dürfte sich in den nächsten Jahren weiter als Multimedia-Plattform positionieren, Microsoft eher in die Unternehmensecke gehen", glaubt Weiner.

Und Google wird weiter daran arbeiten, zum Synonym für Information zu werden. Das wichtigste Kapital des Unternehmens ist dabei das Vertrauen seiner Nutzer. Das weiß auch Google. Nach der PR-Katastrophe wegen "Cnet" schlägt das Unternehmen nun versöhnlichere Töne an. Den umstrittenen Interview-Boykott hat Google vor ein paar Tagen wieder zurückgenommen. Der Meinungsmacht im Web kann sich selbst ein Riese nicht entziehen.  
Google: mächtig, arrogant, erfolgreich leeson
leeson:

hoffentlich zwingt microsoft google in die knie

 
23.10.05 20:49
#2
noch so ein paar nachrichten und die zeit zu shorten ist ENDLICH da.
Google: mächtig, arrogant, erfolgreich Katjuscha
Katjuscha:

Sehe gar keinen Anlass zu shorten

 
23.10.05 21:26
#3
Schon gar nicht nach diesem Artikel, auch wenn das Meiste davon schon bekannt war. Die Marktstellung (das Synonym Googles als Info-Datenbank für jedermann) ist einfach so gewaltig, dass die damit fast jedes passende Geschäftsmodell auf ihrer Plattform verwirklichen können. Und von Monopolstellung kann man schlecht reden, denn es gibt dutzende Suchmaschinen, nur das Google es eben in den Jahren vor dem Börsengang zu dieser Marktmacht gebracht hat. Jetzt wo Google auch noch das Geld für Expansion besitzt, werden plötzlich alle hellhörig und schimpfen auf Google. Da bin ich aber ganz anderer Meinung.
Wenn Google angefeindet wird, müssten deutsche Firmen wie die Deutsche Telekom oder Eon und RWE aber schon längst vom Kartellamt etc. saftige Strafen kriegen. Was die sich mit ihrer Marktmacht leisten, erlebe ich gerade am eigen Leib. Saftige Gebühren bei Umzug, Erstinstallation von DSL etc., und niemand kann was dagegen machen, weils ja in den meisten Regionen nur 1-2 Anbieter fürs Festnetz bzw. DSL-Anschluss gibt. Beim Strom entsprechend mit RWE/EON ist es genau das Gleiche.

Google hingegen hat genug Konkurrenz, nur hat man die um Längen geschlagen, weil man einfach die richtige Tatktik hatte. Erstmal einen unvergleichlichen Namen mit Hilfe von Marketing aufbauen, der ja bis vor nur 2 Jahren lediglich fürs Suchen nach anderen Websites stand, und nun baut man radikal diese Plattform aus, und erweitert das ganze Geschäftsfeld rasant. Tja, das Microsoft und Anderen das nicht schmeckt, ist mir klar. Können wir als Verbraucher nur hoffen, dass dem Markt eben nicht immer freien Lauf gelassen wird, wie es unsere Industrieverbände so oft fordern. Auch in einer freien Marktwirtschaft (von sozial will ich in dem Zusammenhang gar nicht erst sprechen) sind Monopolstellungen normalerweise untersagt. Ist halt die Frage wie man das im Falle Google in einigen Monaten oder Jahren beurteilen wird.

Was die Google-Aktie anbelangt. KUV und KBV halte ich bei so einem Internetunternehmen mit dieser Marktmacht für unbedeutend. Google hat ne tolle Bilanz (viel Cash und keine Schulden) und ist mit einem KGV06 von knapp 35-40 m.E. auch nicht zu teuer, denn man wird sicherlich auch weiter mit mehr als 40% pro Jahr wachsen, zumindest beim Gewinn. Shorten halte ich jedenfalls immernoch für zu heiß. Dafür braucht es fundamentale Anlässe, und nicht ein Räuspern von Microsoft.
Google: mächtig, arrogant, erfolgreich bammie
bammie:

Google will noch persönlicher werden

 
07.11.05 12:20
#4
Aus dem Google-Umfeld sind Techniken zum Patent angemeldet worden, die es erlauben, Suchtreffer dem jeweiligen Nutzer anzupassen – auch, wenn der gar nicht weiß, dass Google ihn kennt.

Google arbeitet offenbar weiter daran, die Treffer seiner Suchmaschine je nach Nutzer individuell zu gestalten. Aus dem Umfeld des Unternehmens in den USA wurde ein Patent eingereicht, in dem Techniken beschrieben werden, die es möglich machen, Suchergebnisse – und Werbung – den Interessen einzelner Websurfer anzupassen.

Erst vor wenigen Tagen hatte das Unternehmen die deutsche Version seiner personalisierten Startseite vorgestellt. Hier läuft die Identifizierung schlicht darüber, dass User sich einloggen müssen. Da dazu aber nicht jeder bereit ist, werden in dem Patentantrag auch Erkennungsmöglichkeiten beschrieben, von denen der Surfer gar nichts mitbekommt.

So könne man die Art von Tastatureingabe und Mausbewegung einzelnen Usern zuweisen, wird in dem Patentantrag beschrieben. Offiziell eingereicht wurde das Patent von einer Anwaltskanzlei, die auch Google zu ihren Klienten zählt. Dass Google über mehrere Kanäle versucht, seine Kunden möglichst gut persönlich zu kennen, ist seit längerem bekannt: Neben personalisierten Funktionen dient dem Unternehmen dazu offenbar unter anderem der Mailservice Gmail, auch Googles Desktopsuche soll zur Datensammlung beitragen.

Dazu soll bei den Suchergebnisse in Zukunft gewichtet werden, wie gut die Maschine über den Nutzer Bescheid weiß – je weniger Profildaten vorliegen, desto mehr «gewöhnliche» Suchtreffer sollen zwischen die individuellen Angebote gemischt werden.

Tieferer Sinn des ganzen dürften vor allem die Werbe-Aktivitäten sein, denen Google einen Großteil seiner Erlöse verdankt. Online-Werbung wird allgemein nach Klickrate abgerechnet. Je genauer das Unternehmen seinen Usern Anzeigen anbieten kann, die deren persönlichen Geschmack treffen, desto besser ist das für Ertragslage des Unternehmens. (nz)
Google: mächtig, arrogant, erfolgreich bammie
bammie:

Google bringt Landkarten aufs Handy

 
07.11.05 12:24
#5
Für Googles Kartendienst ist künftig kein Computer mehr nötig. Auch mit dem Handy kann man nun nach Adressen und Hotels suchen.

Google hat am heutigen Montag seinen Service «Google Local» in einer Version für Handys ins Internet gestellt. Laut Medienberichten wird der Service nahezu auf allen modernen Mobiltelefonen funktionieren.

Der Service funktioniert mit Hilfe einer eigenen Java-Software, die Handy-Nutzer auf der Internet-Seite von Google herunterladen können. Anschließend können sie die Suche nach Hotels, Adressen, Strecken und Satellitenbildern auch auf ihrem Mobiltelefon nutzen.

Das «Wall Street Journal» berichtet, Google wolle damit der immer größeren Bedeutung von Handys gerecht werden. Deep Nishar, Direktor des Produktmanagements von Google, sagte der Zeitung, «immer mehr unserer Nutzer nutzen ihr Handy stärker».

Laut Google soll der Service mit mehr als 100 Handy-Typen funktionieren. Die müssen allerdings mit dem Internet verbunden sein, um auf die Landkarten zugreifen zu können. Zudem existiert Googles Kartendienst für Gebiete außerhalb der USA und Großbritanniens nach wie vor nur in einer sehr eingeschränkten Version - man kann lediglich die Satellitenbilder ansehen. (nz)


@Katjuscha, hier gibts auch kein Grund zum shorten :)  
Google: mächtig, arrogant, erfolgreich Parocorp
Parocorp:

google ist schon persönlicher

 
07.11.05 12:28
#6

www.google.com/ig
Google: mächtig, arrogant, erfolgreich bammie
bammie:

Kleine Hunde,tote Wrestler und das Wissen der Welt

 
20.11.05 19:04
#7
Die Internet-Suchmaschine Google verändert den Planeten. Wie ein mathematischer Algorithmus zum Milliardengeschäft mutierte und was aus der bislang erfolgreichsten Firma des Jahrhunderts wird, erklärt der Autor John Battelle in einem neuen Buch

Die "Puggles" haben es geschafft. Knuffige Mischlingshunde, die aus einem fatalen One-Night-Stand zwischen Mops und Beagle entstanden sein sollen, haben in der Google-Zeitgeistliste, einer wöchentlichen Auflistung der häufigsten Suchanfragen, Anfang November in den USA Platz eins errungen.

Obwohl die Designerhündchen, nach Züchterangaben das Äquivalent zum Louis-Vuitton-Täschchen, bislang hauptsächlich New Yorker Trendsetter um den Verstand bringen, haben sie sich mit ihrer Plazierung auf der Google-Liste schon einen Platz im Olymp der Hunderassen gesichert. Denn Google ist mit rund 400 Millionen Anfragen im Monat klarer Suchmarktführer im Internet.

Ein Ende des Google-Booms scheint weder im Netz noch an den Börsen in Sicht. Erst zum Ende der vergangenen Woche übersprang die Aktie die 400-Dollar-Marke, gestartet war sie 2004 bei 86 Dollar. Analysten raten unvermindert zum Kauf.

Beinahe täglich ist das Unternehmen, dessen Leitspruch es ist, "nicht böse" zu sein, mit Mobilfunkplänen, der geplanten Digitalisierung von Büchern oder im Kampf mit Microsoft um die von Google entwickelte "Schreibtischsuche" oder um die Übernahme der Internetplattform AOL in den Schlagzeilen. Es ist also nicht überraschend, daß John Battelles Buch "The Search", die Suche, trotz anderer Absicht zu großen Teilen eine Geschichte über Google geworden ist.

Schon als Zwölfjähriger hatte Larry Page, einer der Google-Gründer, Großes vor: "Ich verstand, daß ich Dinge erfinden wollte, aber ich wollte auch die Welt verändern." Battelle bescheinigt ihm, daß der Plan gelungen ist und, was noch wichtiger ist, daß noch viel mehr kommen kann und wird. Sehr amerikanisch, mit reichlich Pathos und wenig Distanz schildert Battelle die Geschichte Googles, der Firma, die es "von Null auf drei Milliarden Dollar" in fünf Jahren geschafft hat, die aus dem Nichts Microsoft- und Apple-Status errungen und ein unglaubliches Wachstum von 400 000 Prozent verzeichnet hat.

Da ist von zwei ambitionierten jungen Männern zu lesen, die nicht von Geldgier, sondern einer Idee getrieben sind. Da gibt es ein exzellentes Graduiertenprogramm in Stanford, das deutschen Forschungspolitikern täglich die Tränen in die Augen treiben müßte. Da ist die obligatorische Garage bei Firmengründung 1998, da sind die Zweifler, der Besuch bei Burger King zum Feiern des ersten Millionendeals, die Probleme, die bei explosivem Wachstum in einem Unternehmen auch mit den nicht loslassen könnenden Firmengründern entstehen. Vieles scheint beinahe die geklonte Geschichte der Yahoos, Ebays und all der anderen erfolgreichen US-Internet-Unternehmen zu sein.

Page und der zweite Gründer, Sergey Brin, "haben viele Leute sehr reich gemacht, das Geschäft für viele Händler verbessert und die Verbindung zwischen Menschheit und Wissen revolutioniert", faßt Battelle schlicht zusammen.

Von solchen Revolutionen schreibt er oft und gern, und für das Marketing hat er auch Belege dafür erbracht. Kaum zu glauben, daß es erst drei Jahre her sein soll, daß Google sein AdWords-Programm mit einem System der nach Klickraten bezahlten Werbung verband und damit endlich ein tragfähiges Geschäftsmodell für die Suchmaschine fand.

Eine Idee, die vom Ouverture-Gründer Bill Gross entwickelt wurde und die Google - freundlich formuliert - nachempfand, modifizierte und erfolgreich umsetzte. Hatten Page und Grim 1998 noch aus "ethischen Gründen" eine Kooperation mit Gross ausgeschlagen, weil bezahlte Werbung niemals mit "organischen Suchergebnissen" vermischt werden dürfte, ist das Programm heute Haupteinnahmequelle der Firma.

Die nach Klickraten bezahlte Werbung stellte, so Battelle, den "Heureka-Moment" für Google dar, von der sich dessen Chef Eric Schmidt noch deutlich mehr Wachstumsschübe verspricht. Battelle beschreibt dabei einen in den USA massiv zunehmenden Relevanzverlust der klassischen Medien, der wohl auch in Deutschland zu erwarten sein dürfte.

Doch trotz steigender Online-Werbung bleibt die Dauerfrage der Skeptiker in Sachen Google die nach der zukünftigen Geschäftsstrategie. Hat Google seinen Zenit schon überschritten?

Battelle betätigt sich in seinem Buch als Visionär. Die Zeitgeist-Liste, in der in dieser Woche in den USA ein toter Wrestling-Star die Puggles von Platz eins verdrängte - in Deutschland wird die Seite nicht gepflegt -, ist für ihn ein erster Schritt in eine "Datenbank der Intentionen" für die Menschheit. Die Suchfunktion ist für ihn die künftige Schnittstelle der Computer, des Wissens und des Lebens. Im Zuge der zunehmenden Digitalisierung von Texten, Bildern, Filmen ist alles Suche, und Suche wird zu allem. So beschreibt er, wie künftig per Handy und GPS-Peilung Produkte in den lokalen Geschäften einem Preisvergleich unterzogen werden können, wie mit zunehmender Digitalisierung der Tod der Gelben Seiten vorbestimmt ist.

Alles läßt sich demnach mit einem Chip versehen in die digitale Welt integrieren. Damit muß sich selbst der Tante-Emma-Laden neu erfinden. Google muß dafür nur den Computer auch verlassen und könnte dann eine Zukunft als "Mobilfunkunternehmen, Kabelbetreiber, Universität, Ebay, Amazon, Microsoft, Expedia, Yahoo oder alles in einem" haben. "Google deinen Hund, dein Kind, deine Geldbörse, dein Handy, dein Auto", weil eben das ganze Leben eine Suche ist. Problemen mit der Datensicherheit, den auch im Rahmen der amerikanischen Terrorbekämpfung aufkommenden Big-Brother-Ängsten und der Mißbrauchsgefahr hält Battelle seine Träume von der Wissensrevolution und die positiven Nutzungsmöglichkeiten entgegen. So hebt er besonders die Aufzeichnung der Klickströme, der Geschichte der individuellen Internet-Historie, der Nutzer bei A9.com, dem neuen Suchangebot des Internet-Händlers Amazon, hervor.

Das Web ist, wer mag es glauben, kaum zwanzig Jahre alt. Was wird sein, wenn es einmal hundert Jahre alt sein wird, fragt Battelle. Unsere Enkel könnten suchen, was ihre Großeltern im Jahr 2006 so alles im Netz getan haben. Das ist eine schöne, teils auch beängstigende Vision. Dabei ist der rein mathematische Ansatz bei Google im Gegensatz zum Hauptkonkurrenten Yahoo beinahe beruhigend. Google versteht sich als reines Technologie-, nicht als Medienunternehmen. Der Suchalgorithmus soll trotz zunehmenden Einflusses der Werbung weiter bestimmend sein, eine redaktionelle Betreuung wie bei Yahoo wird als Manipulation der Suchergebnisse abgelehnt.

Beide Ansätze haben, so Battelle, ihre Berechtigung. In Douglas Adams' Roman "Per Anhalter durch die Galaxis" gibt der Supercomputer auf die Frage nach dem Sinn des Lebens nach ewiger Rechenzeit endlich die Antwort "42". Bei Google könnte die Antwort eines Tages per schnellen Mausklick selbstreferentiell werden und ein "Googol" lauten. Das ist der Namensgeber der Firma, die Zahl Eins mit einhundert Nullen.

Artikel erschienen am 20. November 2005, WamS
Google: mächtig, arrogant, erfolgreich bammie
bammie:

Interview mit Google-Chef Eric Schmidt

 
20.05.06 09:37
#8
"Lieber klare Niederlage, als schwammiger Sieg"

Die Suchmaschine Google wird immer mächtiger - ein Besuch bei den selbst ernannten Weltverbesserern. Im stern-Interview spricht Firmenchef Eric Schmidt über die Google-Gründer, die Kunst des Streitens und die Grenzen des Wachstums.

Mr. Schmidt, vor sechs Jahren haben sie die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page erstmals getroffen. Wie lief Ihr Bewerbungsgespräch?
Ich komme in einen kleinen Raum, in dem sie meinen Lebenslauf an die Wand projiziert haben. Es gibt Essen aus dem Café, und der Raum ist eine einzige Katastrophe, Kaffee auf dem Boden, Essensreste, Müll. Wir haben angefangen zu diskutieren und zu streiten, das ging bis zum Ende des Gesprächs so weiter. "Das ist schon in Ordnung", habe ich gesagt. "Zeit zu gehen", habe ich gedacht. Für mich war es das unterhaltsamste Gespräch seit langem. Das Interessante daran ist: Ich ließ mir später die Argumente der beiden noch einmal durch den Kopf gehen und merkte, dass Sergey und Larry mit allem, was sie sagten, Recht hatten. Ich hatte Unrecht. Das Demütigende daran ist: Das sind 27-jährige Kinder. Ist schon interessant, wenn man sich das vor Augen führt.

Streiten Sie sich immer noch häufig mit Brin und Page?
Wir streiten überhaupt nicht oft, weil wir eigentlich wissen, was dem anderen wichtig ist. Über China gab es allerdings häufig Streitgespräche. Es war überhaupt nicht klar, was wir in diesem Fall machen sollten.

Wie ticken die Google-Guys denn so?

Sie denken wirklich unkonventionell, und sie hinterfragen jede Annahme. Eine Weißwandtafel ist weiß, und weiß ist die beste Farbe für das Zimmer. Daraufhin sagen sie: "Woher willst du das wissen?" Und ich meinte nur, das sei doch völlig egal. Ihr Gehirn tickt einfach anders. Wir ergänzen uns optimal. Die Art und Weise alles zu hinterfragen, ist belebend und erfrischend für intelligente Menschen. Stelle ruhig unangenehme Fragen! Das ist ihr Motto. Die Firmenkultur eines High-Tech-Unternehmens, das so schnell wächst, braucht sehr entschlossene Menschen mit Stärke und Leidenschaft.

Ihr Unternehmen wächst sehr stark. Ist es ein Unterschied, ein kleines oder ein großes Unternehmen zu führen?
Es ist das Gleiche, nur größer. Unserer Meinung nach kann man ein erstklassiges Unternehmen nur aufbauen, wenn viele Menschen unterschiedliche Ziele verfolgen. Und dann verbringen wir sehr viel Zeit damit, uns ihre Arbeit anzusehen. Ein Beispiel: Morgen prüfen wir von 12.00 Uhr bis 16.00 Uhr vier wichtige Bereiche, jeweils eine Stunde lang. Das Ganze läuft folgendermaßen ab: Einer der Projektmanager präsentiert seine Strategie, und nach zwei oder drei Folien tut sich was. Die vier Bereiche werden entweder ausgewählt, weil sie Kontroversen auslösen oder weil man sich nicht einigen kann oder weil die Bereiche sehr interessant sind. Solche Konferenzen versuchen wir mindestens einmal pro Woche durchzuführen.

Worum ging es beim letzten Mal?
Video: Unser Videoprodukt ist sehr erfolgreich. Es wächst sehr schnell, und deshalb bieten sich eine Menge interessanter Möglichkeiten. Wir können mit Filmstudios zusammenarbeiten, wir können uns zusätzliche Informationen von Leuten holen, die kein Filmstudio leiten, wir können über Werbung und über eine bessere Suche nachdenken. Das sind alles wichtige Fragen. Am Ende der Sitzung einigen wir uns auf einige Punkte, und diese werden dann einen Monat später erneut geprüft.

Es wird also alles ausdiskutiert, anstatt dass die Führungsebene Entscheidungen verkündet?
Das ist eine Konstante bei Google. Der Managementstil ist ganz einfach zuverstehen. Ich versuche, eine Streitkultur zu fördern. Nehmen wir an, wir sind in einer Konferenz, und alle sind sehr höflich. Sie haben vielleicht ein Problem mit jemandem, Sie streiten sich, und es wird ein Ergebnis geben. Entweder Sie einigen sich, oder sie einigen sich eben nicht. Ab und zu muss ich eine Entscheidung treffen, aber das ist eher selten. Es funktioniert gut.

Sie sind also eher so etwas wie ein Schiedsrichter?
Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass wir am Ende einer Konferenz ein klares Ergebnis haben. Auch ich habe meine Überzeugungen. Eine klare Niederlage ist mir viel lieber als ein schwammiger Sieg. Entscheidungen werden bei uns immer von mehreren getroffen. Ein Einzelner hat nichts zu sagen. Wenn es eine wirklich wichtige Entscheidung ist, beauftragen wir zwei Leute damit, denn dann müssen sie sich darüber unterhalten. Es ist einfach ein anderer Stil. Damit unterscheiden wir uns deutlich von europäischen und auch von amerikanischen Unternehmen.

Haben Sie den Erfolg von Google vorausgesehen?
Ich habe es als letzter erkannt, ganz bestimmt nicht als erster. Ich bin zu Google gekommen, weil ich die Leute mochte. Ich fand die Technologie interessant und war total beeindruckt. Ich habe eine Million Dollar investiert. Bei High-Tech-Unternehmen hängt der Erfolg in erster Linie von den Menschen ab, denn diese Unternehmen haben keine lange Geschichte. Wenn man die Leute mag, dann läuft das. Wenn man sie nicht mag, sollte man sich dagegen entscheiden. Ich mochte Larry und Sergey. Wie sich herausstellte, haben wir mehr gemeinsam, als es scheint. Wir hatten sogar denselben Professor. Sie sind zwar 18 Jahre jünger als ich, aber wir haben auch kulturell viele Gemeinsamkeiten. Ich hatte bereits erreicht, was ich erreichen wollte, und deshalb war ich bereit, ihnen zu helfen. Ich kam, um zu helfen.

Haben Page und Brin geahnt, wie groß Google werden würde?
Ich denke, das haben sie sehr früh gesehen. Sie hatten ein großes Unternehmen vor Augen, vielleicht nicht ganz so groß, wie es jetzt ist, aber auf jeden Fall einen großen Konzern, mit dem die Informationsmission der Welt erfüllt werden kann. Ich habe die Stärke der Marke und die Größe des Werbemarktes systematisch unterschätzt. Erst in meinem zweiten Jahr bei Google wurde mir klar, dass das alles viel größer ist, als ich dachte.

In der Öffentlichkeit stehen Sie etwas im Schatten der beiden Gründer.
Es ist völlig in Ordnung, wenn meine Rolle unterschätzt wird. Ich fühle mich wohl. Ich arbeite in einem Team. Larry und Sergey haben das Unternehmen gegründet. Sie sind wirklich brillant. Ich kam, um zu helfen. Das ist eine wunderbare Erfahrung. Viele Menschen, die beim Aufbau des Unternehmens geholfen haben, haben dafür überhaupt keine Anerkennung bekommen. Ich kann jeden Tag mit einigen der intelligentesten Informatiker die spannendsten Probleme lösen. Was will man mehr?
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Ist Google denn ein Medien- oder ein Technologie-Unternehmen?
Wir sind ein Unternehmen für Produktinnovationen. In der Werbe- und Medienbranche sind wir zwar auch aktiv, aber das ist nicht die Hauptsache. Das Unternehmen wird von drei Informatikern geleitet. Alles ist analytisch, alles ist logisch usw. Wenn Sie uns eine nette Marketingfrage stellen, schauen wir Sie vielleicht nur etwas verständnislos an. Es gibt eine Menge Dinge, die wir drei nicht besonders gut können.

Google finanziert sich über Werbung, also müssen Sie doch etwas davon verstehen
Der Verkauf von Werbeanzeigen ist eine analytische Entscheidung. Das Wichtigste dabei ist, die richtige Zielgruppe zu finden. Das ist das Hauptproblem in der Werbung: Sie ist nicht zielgerichtet. Ich sehe im Fernsehen Werbung für Damenbekleidung, obwohl ich dafür keine Verwendung habe. Warum? Das ist ein Fehler. Da sollte Werbung für Herrenbekleidung gezeigt werden. Klarer kann doch ein Argument gar nicht sein. Der Tag wird kommen, an dem ich den Fernseher anstelle und Werbung für Männerkleidung sehe. Hundebesitzer werden Reklame für Hundefutter bekommen, Katzenfreunde welche für Katzenfutter. Klingt doch logisch, oder?

Bedeutet Googles Erfolg das das Ende der klassischen Werbung?
Das heißt nicht, dass es künftig keine Markenwerbung oder keine Fernsehwerbung mehr geben wird, aber in jeder Kategorie sollte es möglich sein, die Werbung besser auf die Zielgruppe auszurichten. Genau das ist unser Geschäft.

Wie groß kann Google noch werden?
Es gibt zwar eine Grenze des Wachstums, aber ich sehe sie noch nicht. Die UMTS-Entwicklung in Europa wird unglaublich sein. Das ist das Beste, das Google seit Jahren passiert ist. Was werden die Nutzer als erstes tun? Sie werden etwas in Google suchen.

Interview: Michael Streck & Dirk Liedtke
Google: mächtig, arrogant, erfolgreich bammie

Interview mit Google-Chef Eric Schmidt (Teil 2)

 
#9
"Es gibt Probleme, die meine Welt nicht beheben kann"

Im zweiten Teil des stern-Interviews spricht Google-Chef Eric Schmidt über die Firmenphilosophie, Weltverbesserungspläne - und den Kampf gegen Microsoft.

Will Google die Welt verbessern?
Ich habe gelernt, wie Informatik dazu beitragen kann, die Probleme der Welt zu lösen. Es gibt Probleme, die meine Welt nicht beheben kann, aber wir versuchen auf jeden Fall, so viele wie möglich zu lösen. Die Werbebranche ist reif für unseren Ansatz. Es gibt eine Menge Bereiche, angefangen bei der Politik, wo Menschen wie ich zwar zu vielen Dingen eine Meinung haben, aber nicht wissen, wie man die zugrunde liegenden Probleme lösen kann. Der Siegeszug der "Nerds", wie man uns nennt, hat seine Grenzen. Die Menschen treffen ihre Entscheidungen letztlich auf menschliche Art und Weise. Die Computer helfen ihnen nur dabei. Computer regieren nicht die Welt, und das sollten sie auch nicht. Deshalb nehmen wir unser neues Projekt, die digitale Bibliothek, auch so ernst. So vieles in unserer Gesellschaft wird nicht von den Meinungen der Benutzer bestimmt, sondern von der Meinung ihrer Vertreter. Das ist das Interessante, wenn die Benutzer mehr Einfluss bekommen. Durch das Internet kann man mittlerweile hören und lesen, was die Menschen denken und muss keine Vermutungen mehr darüber anstellen. Das ist nicht unbedingt besser oder schlechter, es ist einfach nur anders. Die Technologie legt nicht fest, ob diese Entwicklung Demokratie oder Anarchie bedeutet. Es liegt an uns, wie wir die Technologie anwenden. Ich bin zuversichtlich, dass die Menschheit diese Möglichkeiten sehr gut nutzen wird. Ich bin Technologieoptimist. Ich denke, mehr Kommunikation und mehr Zugang zu Informationen sind einfach enorm wichtig.

Haben Sie eine Firmenphilosophie?
"Tue nichts Böses" - bei uns hängt nichts an der Wand. Ein Unternehmen lebt von der Kultur der Mitarbeiter. Wir versuchen, Leute ins Unternehmen zu holen, die nach einer besseren Welt streben. In Europa haben wir gerade erst das Maps-Projekt gestartet.

Der Idealismus von Google ist also mehr als eine Fassade?
Ganz genau! Warum die Leute hier arbeiten? Sie arbeiten hier nicht des Geldes wegen, sondern weil sie etwas bewegen können. Wir bezahlen in der Regel weniger als alle anderen. Wir stellen jeden Monat zwischen 300 und 400 Leute ein. Rund die Hälfte davon im technischen Bereich. Besonders in Europa und Asien kommen viele Beschäftigte dazu. Dort wachsen wir durch die (weitere) Verbreitung des Internet stärker als in den USA. In den vergangenen ein bis zwei Jahren haben wir uns auf den Ausbau unseres weltweiten Geschäfts konzentriert. Ich schätze, unsere Mitarbeiter kommen aus rund 100 Ländern. Das bringt sehr viele verschiedene Einflüsse mit sich, und das ist unsere Stärke. Wir haben ein großes Entwicklungszentrum in Zürich, und wir bauen gerade eines in London. Unsere Europazentrale hat ihren Sitz in Dublin.

Microsoft versus Google - wer wird die Schlacht der Giganten letztlich gewinnen?
Die Schlacht der Giganten - ich glaube, das ist ein bisschen zu stark vereinfacht. Wir machen unser Geschäft nicht aufgrund dessen, was Microsoft tut. Es wird immer als eine Schlacht dargestellt, mit einer Reihe von Ereignissen und Armeen und einem Schlachtfeld. Dabei entspricht das überhaupt nicht der Realität. Meiner Ansicht nach ist der Bereich so groß, dass es mehrere Ansätze geben wird, und am Anfang werden viele davon erfolgreicher sein als unserer. Ich denke durchaus, dass wir Erfolg haben werden, aber die anderen eben auch. Es wird irgendwann zu einer Konsolidierung des Marktes kommen, aber nicht in den nächsten paar Jahren. Der Begriff Schlacht impliziert, dass es einen Sieger und einen Verlierer gibt. Ich glaube nicht, dass es dazu kommt.

Was halten Sie von Quaero, dem deutsch-französischen Projekt zur Finanzierung der Erforschung von Suchmaschinen?
Die Konkurrenz durch Quaero ist gut, denn sie führt zu mehr Nutzern und sie zwingt uns dazu, am Ball zu bleiben. Wenn sie besser sind als wir, werden wir das spüren, denn dann laufen uns die Kunden weg.

Um in China ihr Angebot betreiben zu können, beugen Sie sich den Bedingungen der Regierung und üben Zensur bei bestimmten Suchbegriffen aus. Vom US-Kongress wurde das Verhalten kürzlich auf das Schärfste kritisiert. Was entgegnen Sie Kritikern?
China. Wir hatten erwartet, dass es ein umstrittenes Thema werden würde. Es war auch innerhalb von Google umstritten. Neun Monate lang haben wir darüber diskutiert. Das war keine leichte Entscheidung. Google hat sich voll und ganz darauf konzentriert, alle Informationen zugänglich zu machen. Und dann ist da eine Regierung, deren Gesetze dies in einigen Fällen nicht erlauben.

Ich glaube, letztlich haben wir die richtige Entscheidung getroffen. Wir haben es auf die Google-Art gemacht. Wir haben es angekündigt und haben die Menschen darüber informiert, was wir tun. Jeder hat uns kritisiert, und das ist in Ordnung. Ich glaube nicht, dass es geschadet hat. Ich denke, es ist wahrscheinlich sogar gut, dass das Problem so viel Aufmerksam erregt hat, denn noch vor einem Jahr wusste keiner, was vor sich geht. Dabei gibt es die Zensur in China schon seit langer Zeit. Die Privatsphäre unserer Nutzer ist uns wichtig. Im Fall China werden die persönlichen Daten der Nutzer gar nicht in China aufbewahrt. Das heißt, wenn die chinesische Regierung rechtlich Schritte einleiten möchte, hat sie nach chinesischem Recht keinen Anspruch auf Einsicht der Daten. Wir nutzen unser Rechtssystem in den USA, um den Missbrauch von persönlichen Daten zu verhindern. So würden wir auch bei jeder anderen Regierung vorgehen. Wie sich herausstellte, ist der Datenschutz in Europa sehr gut. Auf diesem Gebiet sind die Europäer wirklich allen anderen voraus. Wir bewahren die Daten auf, so lange wir sie brauchen, um die Suchmaschine zu verbessern. Es gibt keinen vorgeschriebenen Zeitraum dafür.

Würden Sie dem Geheimdienst NSA Daten Ihrer Nutzer auf Anfrage übermitteln?
Der Gemeindienst NSA? Ich persönlich bin für die Freiheit des Einzelnen. Wenn von uns die Herausgabe von Daten verlangt werden würde, würden wir den Antrag zunächst auf Konformität mit unseren Datenschutzrichtlinien prüfen. Es gibt schließlich Gerichte. Wir haben auch schon einen Antrag auf Dateneinsicht des Justizministeriums abgelehnt. Wenn ein Antrag sachgemäß ist, willigen wir ein. Ist er es nicht, wehren wir uns dagegen. Wir halten uns an das Gesetz.

Google ist für einen rigorosen Ausleseprozess bei der Rekrutierung seiner Mitarbeiter bekannt. Wird man da nicht Überheblich, wenn so viele Beste der Besten zusammentreffen?
Elitär? Na ja, vielleicht ein bisschen, aber ich versuche, nicht allzu arrogant zu sein. Es ist das typische Problem, wenn sehr intelligente Menschen aufeinander treffen, und jeder denkt, er wird die Welt verändern: Sie werden alle arrogant und hören auf niemanden mehr. Elitarismus im Sinne von Stolz und Begeisterung über unsere Arbeit ist gut. Elitarismus, der zu Arroganz und einem Gefühl der Überlegenheit anderen gegenüber führt, ist schlecht. Denn so etwas wird einem auf Dauer nur schaden. Wenn ich so etwas bemerke, sage ich ganz deutlich, dass es nicht in Ordnung ist. Ich habe auch kein Patentrezept für die Führung des Unternehmens.

Wie motivieren sie Ihre Mitarbeiter?
Wenn unsere Beschäftigten so viel und so hart arbeiten, tun sie das nicht des Geldes wegen, sondern wegen unserer Mission. Wenn jemand im Bewerbungsgespräch sagt, er will einen Vorstandsposten, er will diesen oder jenen Titel oder diesen oder jenen Job, dann kann ich Ihnen garantieren, dass wir diesen Bewerber nicht nehmen. Die Mitarbeiter, die wir suchen, kommen herein und sagen: "Ich habe Ihr Mission-Statement gelesen, ich kann dies und jenes, und ich tue alles, um die Mission Ihres Unternehmens zu erfüllen. Wenn nötig, wische ich auch den Boden." Natürlich ist das nicht wörtlich gemeint. Das ist aber die richtige Einstellung, denn wir wissen nicht, was die Zukunft bringt. In Europa hat sich nach einem Führungswechsel vieles verändert. In einem halben Jahr gibt es wieder Veränderungen. Wir sind eben kein normales Unternehmen. Man muss an die Mission glauben und alles tun, um sie zu erfüllen. Und genau das tue ich.

Wie sehen Ihre langfristigen Unternehmensziele aus?
Wir haben keine langfristigen Pläne. Wir haben einen Entwicklungsplan für das nächste Quartal. In meinem vorherigen Job hatten wir drei Entwicklungspläne. So etwas gibt es bei uns nicht. Wir haben ein System, in dem Innovationen praktisch in Echtzeit stattfinden. Ich weiß tatsächlich nicht, was wir im September oder Oktober ankündigen werden. Ich habe höchstens ein paar Ideen. Kürzlich haben wir Google Trends vorgestellt, und ich habe erst wenige Tage davor davon erfahren. Wir verkaufen uns selbst als chaotisch, aber hinter dem Chaos steckt Logik. Wir arbeiten mit Disziplin und absoluter Präzision. Wir diskutieren, wir treiben Dinge voran, und wir überwachen unsere Arbeit ständig. Wir führen das Unternehmen so effizient wir nur können, und zwar mit einer Firmenkultur, die Kreativität fördert. Das ist das Besondere an uns. Es ist eine einzigartige Balance zwischen einem zentralen Management und Chaos. Darin liegt unser Wettbewerbsvorteil und unser Erfolgsgeheimnis. Aber es ist sehr schwer, diese Balance zu finden.

Was sind Ihre Hobbys?
Ich bin Pilot und fliege meinen eigenen Jet.
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Interview: Michael Streck und Dirk Liedtke , stern.de


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