Heute schreibst Du in # 151:
"QE2 läuft aus, QE3 muss zunächst nicht aufgelegt werden da die USA keine neuen Anleihen ausgeben können - chuldengrenze ist erreicht. Somit wird dem Markt vorrübergehend weniger Liquidität zur Verfügung stehen. Der einzige Treiber des Börsenaufschwung fällt aus."
Gestern hattest Du in # 121 noch praktisch das Gegenteil geschrieben:
"Seit Monaten sind die Bären nicht in der Lage eine Vorlage egal welcher Art für sich zu nutzen. Da bleibt es gefährlich mit Shorts in Bett zu gehen. Solange Liquidität ohne Ende zur Verfügung gestellt wird, fallen die Märkte nicht signifikant."
Woher rührt der Stimmungsumschwung? An den gestrigen Charteinbrüchen, die gerade wieder von den Future-Junkies hochgekauft werden?
Ich möchte Dich damit keinesfalls kritisieren, weil die Lage wirklich äußerst schwer einzuschätzen ist. Denn wir haben einen Markt, der allein von Liquidität hochgetrieben wurde, um mit den Anstiegen "Gesundung" zu suggerieren. Das ist reinster Psycho-Bluff.
Die "Markteinschätzung" bleibt damit eine Poker-Wette: Wie lange schaffen die Boyz inkl. Fed es noch, weiter mit "leerem Blatt" zu bluffen? Wir bewegen uns längst nicht mehr in den Gefilden seriösen Investments, sondern betreten das verqualmte, von Gunmen bewachte Hinterzimmer eines zerschossenen Saloons. Rund um den Pokertisch, wo ein freier Platz auch Dich wartet, sitzen durchtriebene Gestalten vom Schlage eines Madoffs - zu denen man auch Leute wie Paulson, Geithner und Bernanke zählen kann - und verteilen gezinkte Karten. Es handelt sich ausnahmelos um professionelle Falschspieler. Die Spielregeln stammen von Goldman-Sachs.
Theoretisch könnte "Geldmangel" (Schuldenobergrenze) die bisherige Hyperliquidität eintrocknen. Das können die Falschspieler jedoch kaum zulassen, ohne dass Ihr Falschspiel auffliegt und ihr Pokertisch polternd umfällt.
Das Problem: Die fast alleinige Basis des obigen Psycho-Bluffs ist ein seit zwei Jahren fast ungebrochen laufender Momentum-Markt, den Hedgefonds mit dem von der Fed verteilten Billiggeld aufblasen. In dem Moment, wo die Liquidität auch nur leicht zurückgeht, droht ein aus Future-Notverkäufen und Margindruck getriebener Abschwung ähnlich dem in der zweiten Jahreshälfte 2008. Wir sahen ihn bereits letzte Woche bei den Rohstoffen: Silber brach in wenigen Tagen um -30 % ein.
Wenn die ganze Päppelei der letzten zwei Jahre nicht in einem Riesenknall verpuffen und die Fassade des Potemkin'schen "Aufschwungsdorf" in den Staub (der Historie) kippen soll, MUSS Bernanke in irgendeiner Form weiterpumpen, wie auch Stöffen in # 152 sarkastisch anmerkt: ...fährt "das Politbüro möglicherweise eine abgespecktere Form des Quantitative Easings, ein "QuantSleaze 2.5 Lite" an.
Dennoch lässt sich das Spiel nicht endlos fortsetzen. Die Argumente der Fed werden immer fadenscheiniger und ihre Politik immer unseriöser, so dass ihr "Kredit" - im wahrsten Wortsinn - bald verspielt sein wird. Eines nicht mehr allzufernen Tages wird Bernankes Bluff "überraschend" nicht mehr ziehen: Er "flutet" - und die Märkte verkaufen trotzdem weiter ab. Weil niemand der Fed und ihren Lügen mehr (ver-)traut.
Die Blenderveranstaltung ist bereits so weit fortgeschritten, dass jede Form von "Stecker raus" einen Erdrutsch auslösen kann. Der Fed bleibt einstweilen nur aggressive Vorwärtsverteidigung. Diese gipfelt allerdings schon allerorten in Fahnenstangen-Charts. Bei VW war auch bei 1000 Euro Schluss. Ein Jahr später stand die Aktie wieder bei 50 Euro...
FAZIT: Die Fed befindet sich in einer Kombination aus Sackgasse und Einbahnstraße. Rückwärts geht nicht, vorn wartet die Wand. Es bleibt daher nur "abwärts": Vor der Wand am Ende der Sackgasse ist das "Tor zur Hölle". Leider zeigt das Navigationsgerät der Bären nicht genau genug an, wie weit die Fed noch von dieser Falltür entfernt ist.