Wall Street: Rückkehr der Schnäppchenjäger
Alles ist schließlich eine Frage der Gewohnheit. Das war heute offenbar die Devise an der Wall Street. Obwohl die aktuellen Inflationszahlen deutlich höher ausfielen als erwartet und dafür das Industriewachstum in den Ballungsräumen New York sowie Philadelphia schwächer, stiegen die Kurse in breiter Front. Nicht einmal Alan Greenspan konnte die Party verderben, obwohl der Ex-Fed-Chef heute die Gefahr einer Ausbreitung der Hypothekenkrise an die Wand malte. Vielleicht sind die aktuellen schlechten Nachrichten jetzt eingepreist. Jedenfalls griffen die Schnäppchenjäger heute wieder zu.
Der Dow Jones gewann 0,2% , der Nasdaq Composite Index 0,3% und der S&P 500 0,4%.
Die Story des Tages war die Erleichterungs-Rallye bei den ausgebombten Finanz-Titeln. Die fast schon zur Gewohnheit gewordenen Schreckensnachrichten über faule Kredite an überschuldete Eigenheimbesitzer blieben seit ein paar Tagen aus. Daher wurden die extrem gestutzten Kurse der darauf spezialisierten Hypothekenbanken zum Einsteigen genutzt.
Das brachte wiederum Spekulanten unter Kaufzwang, die sich zuvor bei den Maklern solche Papier geliehen und auf den Markt geworfen hatten. Der Zwang diese Leerverkäufe in einem Käufermarkt wieder einzudecken, führte zu Kursexplosionen.
Accredited Home Lenders Holding Co., Spezialist für Kredite an Hauskäufer, die sich das eigentlich nicht leisten können, sprang heute um 56% auf 9,43 Dollar. Ähnliche Kurssprünge machten auch andere Hypothekenbanken, die sich dem Geschäft mit zweitklassigen Krediten verschrieben haben.
Die Großbank Bear Stearns gewann in diesem Zusammenhang 2,2% auf 148,50 Dollar. Das Finanzhaus konnte seine Aktionäre mit Nachrichten beruhigen, das Geschäft mit den ominösen zweitrangigen Hypothekenkrediten spiele dort nur eine sehr untergeordnete Rolle. Von der besseren Stimmung für Finanz-Titel profitierte auch der Dow-Wert Citigroup, der um 2,1% auf 50,13 Dollar zulegte.
Im Dow-Bereich glänzten außerdem Procter & Gamble (+0,9%), Altria (+1,0%), Boeing (+1,2%) und Alcoa (+1,7%).
An der Nasdaq gewann Ebay 1,9% auf 31,74 Dollar. Internet-Guru Mary Meeker von Morgan Stanley sieht ein gutes Geschäft im laufenden 1. Quartal.
Selbstverständlich drehte sich heute auch wieder das gute alte Fusions-Karussell. Die Aktien der Derivate-Börse Chicago Board of Trade (CBOT Holdings, Inc), sprang um 17 % auf 194,95 Dollar. Der elektronische Futures-Markt IntercontinentalExchange Inc. machte heute ein Kaufangebot im Gesamtvolumen von 9,9 Milliarden Dollar.
Dadurch scheint die im vergangenen Jahr eingeleitete Fusion des Chicago Board of Trade mit der Chicago Mercantile Exchange zu platzen. Weil der Markt jetzt mit einem Bietergefecht rechnet, fiel der Kurs der Chicago Mercantile Exchange um 5,5% auf 532,88 Dollar. Die Papiere der IntercontinentalExchange Inc. verloren 2,9% auf 128,10 Dollar.
Zu den Tagesverlierer zählte auch General Motors mit einem Minus von 2,9% auf 29,38 Dollar. ConocoPhillips litt unter einer Herabstufung durch Goldman Sachs und gab 2% auf 66,52 Dollar ab.
Gold gewann heute 4,60 Dollar und schloss auf 647.10 Dollar. Die traditionelle Absicherung gegen inflationäre Gefahren profitierte von den stark gestiegenen US-Erzeugerpreisen.
- Silber verteuerte sich um 24 Cent auf 13,07 Dollar
- Platin stieg um 15 Dollar auf 1.216 Dollar.
Light Crude Oil verbilligte sich heute um 61 Cents und schloss auf 57.55 Dollar. Das ist der niedrigste Stand seit 29. Januar. Die OPEC hatte heute getagt und die Förderquoten unverändert gelassen. Zugleich erinnerte das Kartell daran, dass die Märkte derzeit gut mit Öl versorgt sind.
- Beim Erdgas sank der Preis um 12 Cents auf 6.95 Dollar. Die heute gemeldeten Vorräte entsprachen genau den Erwartungen.
Quelle: www.boerse-go.de
Servus, J.B.
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"If any man seeks for greatness, let him forget greatness and ask for truth, and he will find both." (Horace Mann)