HV-Bericht NSE Software AG

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HV-Bericht NSE Software AG

 
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HV-Bericht NSE Software AG



Nur wenige Wochen nach der außerordentlichen HV fand am 23.5.2001 wieder im Gasteig in München die ordentliche Hauptversammlung der NSE Software AG statt. Es hatten sich hierzu etwa 200 Aktionäre eingefunden, die der Aufsichtsratsvorsitzende Franz-Josef Geimer um 10 Uhr begrüßte. Unter den Gästen befand sich auch Matthias Wahler, der für GSC Research berichtet.
Herr Geimer stellte dann zunächst das neue Aufsichtsratsmitglied Alfred Blau vor, der den bei der außerordentlichen HV zurückgetretenen Anton Meyer ersetzt, sehr zur Überraschung der Aktionäre, die auf diesem Posten nun Manfred Nerb erwartet hatten (siehe hierzu auch den HV-Bericht von GSC Research). Herr Blau war vorher bei Nixdorf und beim DEBIS Systemhaus tätig.

Nach Erledigung der Formalien übergab Herr Geimer das Wort an den neuen Vorstandsvorsitzenden Robert Trögele, der für die Bereiche Vertrieb, Marketing, Finanzen und Controlling zuständig ist.


Bericht des Vorstands

Nach Angaben von Herr Trögele betrugen die Umsatzerlöse im letzten Jahr 26,5 Mio. Euro (Vj.: 33,3 Mio. Euro) und stammten etwa je zu Hälfte aus den Bereichen Banken/Sparkassen und Versicherungen/Bausparkassen. Dieser Rückgang sei hauptsächlich auf die zwar entwickelte, nun aber gescheiterte Software Finas zurückzuführen. Denn diese habe weit weniger Einnahmen aus dem Lizenzvertrieb gebracht als erwartet, außerdem sei für die Entwicklung ein erheblicher Teil des Personals gebunden gewesen, was sich im Nachhinein natürlich auch als negativ herausgestellt habe.

Die Personalaufwendungen betrugen 28,7 Mio. Euro, durchschnittlich seien mit 401 Mitarbeitern etwa 100 mehr als geplant beschäftigt gewesen. Auch 85 freie Mitarbeiter seien für die NSE tätig gewesen, die man benötigt habe, um die fristgerechte Fertigstellung von Finas zu sicherzustellen. Diese verursachten Kosten in Höhe von 12,3 Mio. Euro.

Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen beliefen sich laut Herrn Trögele auf 23,6 Mio. Euro. Darin enthalten seien Verwaltungskosten von 5,1 Mio. Euro, Vertriebskosten von 4 Mio. Euro und nicht zuletzt Rückstellungen für drohende Verluste aus dem Finas-Projekt in Höhe von 11,9 Mio. Euro. So sei im Konzern ein Fehlbetrag von 45,3 Mio. Euro entstanden. Zum Ausgleich dieses Fehlbetrags sei die Kapitalrücklage in Höhe von 35 Mio. Euro vollständig aufgelöst worden.

Der Cash-Bestand, bestehend aus flüssigen Mitteln und Wertpapieren, habe auf 23,4 Mio. Euro (Vj.: 46,4 Mio. Euro) abgenommen, und die Bilanzsumme habe sich somit von 71,1 Mio. Euro auf nur noch 43,4 Mio. Euro. stark verringert. Das Eigenkapital habe zum 31.12.2000 noch 14,9 Mio. Euro (Vj.: 60,0 Mio. Euro) betragen. In der AG betrage es nach HGB nur noch 7,5 Mio. Euro, da die Forderungen nicht berücksichtigt werden dürfen.

Im 1. Quartal des laufenden Jahres beginnen nun die eingeleiteten Maßnahmen zu wirken, fuhr Herr Trögele fort. Die Umsätze seien im Quartalsvergleich um 1,5 Mio. Euro auf 6,3 Mio. Euro zurückgegangen, der Fehlbetrag habe 6,7 Mio. Euro (Vj.: minus 1,0 Mio. Euro) betragen. Die meisten Maßnahmen dürften sich aber erst im 2. Quartal auswirken, da wegen langer Kündigungsfristen einige Verträge nicht früher aufgelöst werden können. Die genannten Zahlen wie auch die Auftragseingänge entsprächen der Planung.

Allein die Parion-Gruppe sorgte für einen Auftrag von über 3 Mio. Euro, Außerdem seien auch noch Altaufträge vorhanden. Von dem für dieses Jahr geplanten Auftragseingang seien bereits 60 Prozent erreicht, erklärte Herr Trögele, ohne allerdings genaue Zahlen zu nennen. Zum 30.4.2001 betrage der Cash-Bestand 10,5 Mio. Euro. Die Planung für das Gesamtjahr sehe nun einen Umsatz von 29 Mio. Euro mit 350 Mitarbeitern vor, der Break-even solle im 4. Quartal erreicht werden. Herr Trögele zeigte sich zuversichtlich, dass dies mit der neuen Strategie der Konzentration auf Front-Office-Lösungen sicher erreichbar ist.

Im Folgenden erläuterte Herr Trögele die angesprochene Strategie noch etwas näher. So habe er bei seinem Amtsantritt vor einigen Wochen ein Unternehmen mit angeschlagenem Image, verunsicherten Mitarbeitern, mit Aufträgen eher zögerlicher Kunden und mit unzufriedenen Aktionären vorgefunden, das aber in einem sehr dynamischen Markt tätig ist.

Da die NSE Software AG aber langjähriger Marktführer bei speziellen Softwarelösungen für Finanzdienstleister ist und über einen großen Kundenstamm verfügt, gestalte sich die Sanierung bisher erfolgreich. Und durch die teilweise schon geleisteten drastischen Kostensenkungen und mithilfe motivierter und treuer Mitarbeiter werde man künftig die attraktiven Marktchancen durch Schnelligkeit und Flexibilität sicher zu nutzen wissen. Vor allem durch die "Riester-Rente" sehe er großes Potenzial für die NSE.


Allgemeine Aussprache

Herr Markus Straub von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) begrüßte als erster Redner Herrn Blau als neuen Mann im Aufsichtsrat, und er zeigte sich zufrieden, dass man dem Vorschlag der Aktionäre auf der außerordentlichen Hauptversammlung gefolgt ist und nicht Herrn Manfred Nerb bestellt hat. Herr Straub meinte, Herr Blau sollte am besten auch gleich den Vorsitz übernehmen und Herrn Geimer ablösen. Allgemein sei diese Hauptversammlung zumindest etwas erfreulicher.

Anschließend fragte Herr Straub nach genaueren Informationen zu den Tochtergesellschaften, die im Bericht nur kurz erwähnt wurden, und zu den Einfamilienhäusern in Gauting, die sich im Besitz der Gesellschaft befinden, was er nicht ganz nachvollziehen konnte. Zudem erkundigte er sich, wie schon bei der außerordentlichen HV, nach einer Aufschlüsselung der erheblichen Vorstandsbezüge, worauf er aber auch diesmal keine Antwort erhielt. Schließlich wollte er noch Näheres erfahren zu der Meldung, die NSE sei ein Joint Venture mit dem BHW eingegangen, sei jedoch nur zu 49 Prozent beteiligt.

Auch Herr Bernhard Ostermaier bat um Details zu den Themen Gauting, BHW und Tochtergesellschaften. Dieser hatte auch schon vor vier Wochen gesprochen, hält die Aktien nach eigenen Worten seit der Emission und hat „alle kleinen Höhen und großen Tiefen der Entwicklung" mitgemacht. Im Hinblick auf die Häuser in Gauting vermutete er, dass dort die Familie Nerb residiert und dass die dort anscheinend ständig notwendigen außerplanmäßigen Abschreibungen ein "abgekartetes Spiel" sind.

1995 seien die Häuser laut Verkaufsprospekt für 5 Mio. DM als Kapitalanlage erworben worden und hätten seither 25 Prozent an Wert verloren. „Eine tolle Geldanlage“, bemerkte Herr Ostermaier bitter. Des Weiteren erwähnte er den Brief an Aktionäre, Kunden, Partner und Mitarbeiter, der im Geschäftsbericht auf fünf Seiten ist. Er fragte, wie bei der dort geschilderten Situation (verstärkter Wettbewerbsdruck durch große, finanzkräftige Unternehmen, nachlassende Investitionsbereitschaft in der Branche) ein finanziell angeschlagenes Unternehmen wie die NSE bestehen kann.

Abschließend bemerkte er, ihm sei wirklich bange um die Zukunft der Gesellschaft, er werde die Aktie aber trotzdem halten. Schließlich lägen die größten Kursverluste bereits hinter ihm, und die Aktie solle nun als Mahnmal für die Zukunft in seinem Depot verbleiben. Schließlich sei es zumindest interessant, wegen der ständigen Vorstandswechsel bei jeder Hauptversammlung neue Leute auf dem Podium kennen zu lernen, hier habe das Unternehmen wirklich ein "sehr lebendiges Rotationsprinzip".

Die dritte Wortmeldung kam von Frau Dr. Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), die erklärte, die DSW werde die Vergangenheit der NSE nicht einfach so auf sich beruhen lassen, sondern man prüfe bereits Schadensersatzansprüche an die alte Vorstandsschaft und den Aufsichtsrat. Sie forderte auch alle Aktionäre auf, gegen die Entlastung der Organe zu stimmen.

Nach Meinung von Frau Dr. Bergdolt gibt auch der Aktienkurs der NSE Anlass zur Nachfrage. So sei dieser immer einige Tage vor wichtigen Meldungen plötzlich stark angestiegen, und man habe daher bereits das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel eingeschaltet, um zu überprüfen, ob hier Insiderhandel stattgefunden hat.

Dies wurde von Herrn Trögele natürlich sofort bestritten, der betonte, dem Unternehmen sei nicht bekannt, dass von Mitgliedern der Gremien mit Aktien gehandelt worden ist. Der Kurs habe seines Erachtens immer nur auf Meldungen reagiert, die in letzter Zeit ja recht häufig gekommen seien.

Abschließend fragte Frau Dr. Bergdolt, ob das teuer entwickelte Projekt Back-Office nun völlig wertlos ist oder ob wenigstens Teile davon noch verwendet werden können und wie es mit dem Vertrauen von Kunden und Altaktionären gegenüber dem Unternehmen aussieht.

Daraufhin erklärte Herr Trögele, das Vertrauen sei bie allen Partnern durchaus noch vorhanden. Die Back-Office-Software Finas sei nicht völlig wertlos, denn einige Module seien sowohl im Back- wie auch in Frontoffice-Bereich einsetzbar, die hohen Investitionen seien somit nicht völlig umsonst gewesen.

Auf die Frage von Herrn Ostermaier nach der Konkurrenzsituation erwiderte Herr Trögele, die NSE sei nach wie vor Marktführer in dem speziellen Bereich Software für Finanzdienstleister, und man habe weiterhin viele Kunden und einen enormen Entwicklungsvorsprung gegenüber den großen Konkurrenzunternehmen.

Im Hinblick auf die Häuser in Gauting bemerkte er nur, zwei der drei Häuser seien ja bereits veräußert worden, das dritte wolle man noch in diesem Jahr mit einem kleinen Buchgewinn verkaufen. Dieses Wohnhaus sei fremd vermietet, also nicht von Herrn Nerb bewohnt. Auf den Zwischenruf „wahrscheinlich nur nicht mehr von Herrn Nerb“ ging Herr Trögele nicht weiter ein.

Auch bezüglich der Tochtergesellschaften fasste er sich kurz. So habe die NSE Capital Venture GmbH (Beteiligung 100 Prozent) gar keinen eigenen Geschäftsbetrieb, die Tochter NSE ISS GmbH (100 Prozent) sei im Jahr 2000 als Entwicklungsschmiede für das Backoffice-Projekt gegründet und inzwischen für 240.000 Euro verkauft worden.

Schließlich erklärte Herr Trögele noch, das Joint Venture mit dem BHW sei gegründet worden zur Wartung und Weiterentwicklung der beim BHW eingesetzten Software von NSE. Das Kapitalverhältnis betrage 51% BHW zu 49% NSE. Man arbeite hier eng mit dem BHW zusammen und könne so von strategischen Aufträgen profitieren, was mit einer losen Zusammenarbeit nicht möglich gewesen wäre.

Es gebe hierdurch keinen Abfluss von Know-how, und auch die Befürchtung, das BHW wolle die wichtigen Produkte noch aus der NSE herausholen, bevor diese vom Markt verschwindet, sei aus der Luft gegriffen. Schließlich profitiere auch die NSE von dieser Zusammenarbeit.


Abstimmungen

Die Präsenz auf der Hauptversammlung betrug mit 7.005.415 Aktien 59,9 Prozent. Dabei liegen 55 Prozent der Aktien im Pool der Altaktionäre. Schon vor den Abstimmungen beantragte Herr Straub die Einzelentlastung der Mitglieder des Aufsichtsrats. Dies hätte wohl vor allem für Herrn Konrad Nerb, aber auch für Herrn Geimer viele Verweigerungen bedeutet. Bei der Abstimmung über den Antrag kam, wie aufgrund der Mehrheitsverhältnisse auch nicht anders zu erwarten, nicht der benötigte Anteil am Grundkapital zusammen, und der Antrag wurde mit 43.528 Jastimmen bei 42.263 Enthaltungen abgelehnt.

Die drei Punkte der Tagesordnung wurden dann mehrheitlich angenommen. Bei den Entlastungen gab es jeweils etwa 124.000 Enthaltungen und 60.000 Gegenstimmen, bei der Wahl des Abschlussprüfers 120.000 Enthaltungen und 20.000 Gegenstimmen. Zum Ende der Versammlung dankten Herr Geimer und Herr Trögele noch den Aktionären für die "konstruktiven Beiträge" und versuchten, die Stimmung mit dem Hinweis auf eine im nächsten Jahr hoffentlich bessere Situation zu heben. Die Versammlung endete um 13:10 Uhr.


Fazit

Die Stimmung auf der Hauptversammlung war immerhin besser als vor vier Wochen. Mit Herrn Trögele hat die NSE einen zumindest nach dem ersten Eindruck fähigen Mann gewonnen. Trotzdem ist die Lage der Gesellschaft äußerst ernst, die liquiden Mittel lassen keinen großen Spielraum mehr. Ein Engagement sollten aktuell wohl nur Zocker eingehen, Anleger sollten abwarten, bis zumindest das akute Konkursrisiko überstanden ist.


Kontaktadresse

NSE Software AG
Perchtinger Straße 8-10
81379 München

Tel.: 089/74833-300
Fax: 089/74833-340

Email: postoffice@nse.de
Internet: www.nse.de


Investor Relations
Gaelle Dixkens

Tel.: 089/74833-707
Fax: 089/74833-341
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