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von Andreas Wolf
Auch wenn der Winter meteorologisch gesehen noch weit entfernt ist, mitten im Sommer sind die Bären zurück an der Börse. Die Bärenmarktrally hatte ja eigentlich schon mit dem Bruch des Aufwärtstrends am 8. Juni formal ihr Ende gefunden, doch wehrten sich die Bullen noch nach besten Kräften das Unvermeidliche zu verhindern. Mit dem Kursverlust von 4 Prozent vollendete der DAX nicht nur eine Topbildung und löste dies nach unten hin auf, auch eine kleine bärische Flagge, die sich seit 22. Juni gebildet hatte, wurde nach unten hin verlassen. Auch wenn die US-Arbeitsmarktdaten eigentlich erwartungsgemäß schlechter ausfielen als angenommen, als alleinige Begründung für den Kursverfall reichen sie nicht aus. Vielmehr steht das Misstrauen der institutionellen Investoren gegenüber dem in den letzten drei Monaten gezeichneten Bild einer nachhaltigen weltwirtschaftlichen Erholung im Vordergrund dieser Abwärtsbewegung. Gerade in den Sommermonaten Juli und August, die von dünnen Umsätzen geprägt sind, wollen sich die meisten Anleger ihre Gewinne der letzten drei Monate nicht mehr nehmen lassen. Fällt die Bilanzsaison für das dritte Quartal so schlecht aus wie erwartet, kann man immer noch neu disponieren. Von den tatsächlichen Entwicklungen in Sachen Weltwirtschaft spricht die Börse aktuell kaum. Deshalb muss sich diese Korrekturphase nicht mit der gleichen Dynamik in der Realwirtschaft niederschlagen, denn die Schwankungsbreite des DAX wird sich in den kommenden Monaten wieder deutlich erhöhen. Von der Realwirtschaft dürfte das kaum zu behaupten sein.
VDAX beendet Abwärtsbewegung
Auch der VDAX signalisiert ein Ende der Ruhephase im DAX und die Rückkehr etwas turbulenterer Zeiten. Bei 28 Punkten wurde ein Doppel-Tief ausgebildet, das jetzt als Basis für einen Anstieg in Richtung 40 und danach 50 Punkte gelten sollte. Nur im Extremfall sollten nochmal Werte von nahe 60 Punkten erreicht werden, Spitzen wie die 83 Punkte im vergangenen Oktober sind aber nicht mehr zu erwarten. Die Bären unternehmen im Zuge dieser Korrektur nun nur den Versuch, die Widerstandsfähigkeit des Marktes zu testen. Wie weit sie damit kommen, bleibt zunächst offen. Aus technischer Sicht sollte aber die 4.000 Punkte-Marke ein schwer zu überwindendes Hindernis bleiben. Ein Durchbruch ist nur bei einem außerordentlich negativen Ereignis denkbar, eine Spekulation, woraus das bestehen könnte, erübrigt sich aus nachvollziehbaren Gründe.
Eine Bullenfalle
Es war nicht plötzlich und unerwartet, sondern durchaus mit Ansage: Die jüngste Abwärtsbewegung des DAX resultierte schon allein aus dem unentschlossenen Verhalten der Bullen. Selten gestaltete sich der Beginn eines neuen Halbjahres so zäh wie am Mittwoch. Die Bären nutzten die Situation zu ihren Gunsten und sind jetzt zunächst uneingeschränkt am Zug. Erste Anlaufstelle ist die Unterstützung bei 4.655 Punkten, die auch in der Nähe des unteren Bollinger-Bandes liegt. Darunter winken dann schon die 4.551 Punkte als nächste Haltelinie. Denkbar ist heute, nach den beiden Minustagen am Ende der vergangenen Woche, ein kleiner Aufwärtshaken bis 4.740/4.770 Punkte. In den folgenden Tagen stünde dann der zweite Akt der Abwärtsbewegung an.
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Kfz-Absätze und ISM-Einkaufsmanagerindex
Nachdem die Amerikaner am Freitag schon einmal vorgefühlt haben, wie sich längere Auszeiten im Rahmen des Sommers so verarbeiten lassen, müssen sie sich heute zunächst wieder der rauen Wirklichkeit des vergangenen Donnerstags stellen. Der Schlusskurs des Dow Jones auf Tagestief dürfte zu Handelsbeginn eine kleine Aufwärtsbewegung initiieren, mehr ist dann aber nicht zu erwarten. Weder die Zahlen für die Kfz-Zulassungen im Juni noch der ISM-Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe aus demselben Monat werden den Markt von seiner begonnenen Korrektur abbringen.
Für die Kfz-Zulassungen gehen die meisten Ökonomen von einer Fortsetzung der Talfahrt aus, denn bis das Konjunkturprogramm mit der Abwrackprämie der Regierung Obama wirkt, wird noch etwas Zeit ins Land gehen.
Im Hinblick auf den ISM-Einkaufsmanagerindex für das Dienstleistungsgewerbe geht der Durchschnitt der befragten Analysten von einem Anstieg der Kennziffer um 2,7 auf 46,7 Punkte aus. Damit würde sich der Index wieder stärker der wichtigen Marke von 50 Punkten nähern, die eine wirtschaftliche Expansion anzeigt. Der aktuelle Anstieg müsste aber deutlich über der Prognose liegen, um die Händler an der Börse freundlich zu stimmen. An der Zurückhaltung der Investoren vor der beginnenden Bilanzsaison würde das aber auch nicht viel ändern. Das Misstrauen gegenüber den zum Teil sehr optimistischen Vorhersagen der Analysten ist groß, die Unternehmen selber geben sich eher zugeknöpft. Nicht unbedingt eine hausseträchtige Mischung für den Aktienmarkt.
Konjunkturdaten: USA: 14.30h: Kfz-Neuzulassungen Juni, 16.00 H: ISM-Einkaufsmanagerindex Juni
Unternehmenszahlen: -------------
Wichtige Marken:
Unterstützungen: 4.503; 4.551; 4.655
Widerstände: 4.753; 4.770; 4.818
Viel Glück und Erfolg!
Andreas Wolf
Von Guido Mingels
Alex Light, selbst ernannter Fitnesstrainer der Arbeitslosen von Dubai, applaudiert, als seine Schützlinge sich am Strand bei Liegestützen quälen, rote Gesichter, schweißüberströmt. Es ist der einzige Applaus, den sie momentan erhalten. »Bad Times Boot Camp«, Trainingslager für schlechte Zeiten, so nennt der stachelhaarige Engländer, selber arbeitslos, seine Idee. Dreimal pro Woche trifft sich am Jumeirah Beach, wer keinen Job hat und in Form bleiben will. In der Ferne verschwindet das segelförmige Burj Al Arab, lange höchstes Hotel der Welt und Wahrzeichen Dubais, wie eine Fata Morgana im Dunst.
»Los jetzt«, treibt Alex die sechs Frauen und Männer an, »ihr wollt doch gut aussehen beim nächsten Vorstellungsgespräch, oder etwa nicht?« Desmond aus Singapur war Marketingchef einer Luxusgüterkette (im April entlassen); Tamar aus der Schweiz rekrutierte Führungskräfte (im Februar entlassen); Wayne aus England war Finanzchef einer Abteilung beim staatlichen Generalunternehmer Nakheel (wegstrukturiert). Nakheel ist jene Firma, die Dubais wahnwitzigste Projekte verantwortet: die drei Palm Islands vor der Küste (Weiterbau verschoben); den geplanten, über einen Kilometer hohen Nakheel Tower (vorläufig abgesagt); die einer Weltkarte nachempfundene künstliche Inselgruppe The World (gestoppt). Ein irischer Investor, der mit seinen Partnern für knapp 40 Millionen Dollar die Insel Ireland aus The World gekauft hatte, hat sich im März das Leben genommen. Doch Alex ist Fitnesstrainer, Alex ist Optimist. »Das wird schon wieder«, sagt er.
Die Arbeit ruht im Übermorgenland. Der Wind treibt Sand über die frisch planierten Autobahnen, verdorrte Steppenläuferbüsche rollen bis an den Rand der Baustellen, als wolle die Wüste zurückfordern, was ihr genommen wurde. Einst war hier jeder dritte Kran der Welt am Werk, noch immer stehen sie zu Hunderten um unvollendete Wolkenkratzer herum, Herden gelangweilter Giraffen. Dubai, auf Pump gebaut, ist abhängig vom globalen Kapitalfluss, von immer neuen Krediten für immer neue Hotel-, Geschäfts- und Wohnkomplexe, von dem sich bis vor Kurzem in schwindelerregendem Tempo drehenden Kreislauf aus Investitionen, Renditen und Schulden. Gestern war Glaube, Gier und Hoffnung. Heute ist Krise. Dubai, Megalopolis am Golf, Hauptstadt der globalisierten Welt, macht Pause.
Weiter unter http://www.zeit.de/2009/27/Dubai-27
Ich schätze den Wirtschaftshistoriker Barry Eichengreen von der University of California seit meinen Studientagen. Jetzt hat er, zusammen mit Kevin O`Rourke, einen Artikel geschrieben, in dem er Indikator um Indikator der Weltwirtschaft heute mit 1929 vergleicht: http://www.voxeu.org
Industrielle Produktion, Welthandel, Aktienkurse - alles fällt, nach Eichengreen und O`Rourke, so schnell oder schneller als 1929. Nehmen wir zum Beispiel die ersten drei Statistiken - die Industrieproduktion der Welt, Aktienkurse und Welthandel - so fällt die Industrieproduktion so schnell wie 1929, während Aktienkurse und Welthandel noch schneller fallen.
Eine Erholung der realen Indikatoren ist bislang noch nicht in Sicht.
Allerdings gibt es zwei Unterschiede zu 1929: die Wirtschaftspolitik und die Bewertung der Märkte.
Erstens zeigen Eichengreen und O´Rourke gegen Ende ihres Artikels, dass die Wirtschaftspolitik sich diesmal deutlich anders als 1929 verhält. Die Zinsen wurden gesenkt, massive Staatsdefizite wurden in Kauf genommen.
Zweitens legt David Short dar, dass die Märkte bereits sehr billig sind, wenn wir die echten Inflationszahlen nehmen (und nicht die künstlich geschönten der Regierung): http://www.dshort.com
Wenn wir die durchschnittlichen Gewinne der letzten zehn Jahre nehmen (wie es Benjamin Graham getan hätte), dann läge der amerikanische Aktienmarkt jetzt bei einem KGV von circa sechzehn. In der sehr langfristigen Betrachtung ist das ein Mittelwert. In der Vergangenheit sind die KGV immer noch weiter gefallen: http://www.dshort.com
In meinen Vorträgen sage ich immer, dass ich denke, dass wir ein 1929-Szenario hoffentlich vermeiden werden, dass aber eine Restwahrscheinlichkeit von fünf bis zehn Prozent bleibt. Ganz ausschließen kann man das nicht. Für diesen Fall benötigen Sie Gold, Liquidität und sehr krisensichere Aktien, die auch in einer Depression wahrscheinlich Dividende zahlen werden.
Ich werde Ihnen an dieser Stelle regelmäßig Aktualisierungen zu Eichengreen und O`Rourke senden.
Auf gute Investments, Ihr
© Prof. Dr. Max Otte
06.07.2009, 12:08 Uhr
Unruhen
China, Reich voller Risse
von Andreas Hoffbauer
Bei Ausschreitungen zwischen muslimischen Uiguren und Han-Chinesen sind mindestens 140 Menschen ums Leben gekommen. Jetzt schlägt der Staat zurück. Die Toten von Urumqi sind ein schreckliches Mahnmal. Die grausame Bilanz vom Sonntag belegt erneut, wie fragil in Wirklichkeit die starke Supermacht China im Inneren ist.
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In der Volksrepublik, die sich so gern als harmonisches Gebilde darstellt und die im Ausland stets für ihre scheinbare Stabilität in den höchsten Tönen gewürdigt wird, brodelt es unter der Decke viel stärker als angenommen.
Wie schon bei den Unruhen in Lhasa vor den olympischen Spielen kann sich in wenigen Stunden eine Gewalt entladen, die nicht einfach mit lokalen Extremisten zu erklären ist. Und auch Pekings automatischer Propaganda-Reflex, alles Unerwünschte im eigenen Land als eine vom Ausland gelenkte Einmischung zu verteufeln, hilft nicht mehr weiter.
Zumal es nicht nur um die Probleme mit ethnischen Minderheiten geht. Wie schnell innerhalb weniger Stunden die Stimmung auch anderswo in China kippen kann, zeigt sich schon seit Jahren. Zehntausende von Unruhen werden jedes Jahr gemeldet. Nach der letzten Statistik findet fast alle fünf Minuten ein Protest mit blutigem Ausgang statt – von der „Harmonie“, die Chinas KP stets im Munde führt, ist im Alltag wenig zu spüren.
Stattdessen macht sich immer mehr Unmut breit, nicht nur bei Minderheiten. China ist ein Reich voller Risse. Ob Chemiefabriken, Landstreitigkeiten oder korrupte Kader – immer öfter gehen auch Chinesen aus Wut über ihre lokalen Behörden auf die Straße. Und die globale Krise verstärkt dies eher noch, denn auch China bekommt die Flaute zu spüren: Millionen von Wanderarbeitern haben ihren Job verloren, Fabriken schließen reihenweise die Tore.
Nur die harte Hand Pekings hat bisher verhindert, dass es in China nicht schon viel öfter zu größeren Ausschreitungen gekommen ist. Die Unruhen in Xinjiang dürften so auch kaum erneut ausbrechen, denn diesmal hat die Polizei – anders als in Lhasa vor einem Jahr – schnell reagiert. Doch ob Lhasa oder Urumqi: Die blutigen Bilanzen zeigen, dass diese Politik auf Dauer nicht funktioniert. Weder bei der Integration von Minderheiten noch als harmonische Bindemasse für 1,3 Milliarden. Stattdessen werden durch den Druck Hass und Wut immer neu geschürt. Bis er sich entlädt. So wie am Sonntag.
www.handelsblatt.com/politik/...ina-reich-voller-risse;2426376
Es sind verschossene Greenbacks.
Sie gelten auch deshalb als "verschossen", weil sie ihr Ziel (Firmen und Konsumenten) verfehlten.
Der Pumpaufwand war dennoch beeindruckend. Danke, Dr. Bernanke.
Jul 6, 2009, 8:06 a.m. EST
Gold falls as oil tumbles, dollar strengthens
By Moming Zhou
NEW YORK (MarketWatch) -- Gold futures fell Monday, dropping to their lowest level in two weeks as tumbling oil prices and a stronger dollar curbed the metal's appeal as an inflation hedge and an alternative investment. August gold futures fell $7.70, or 0.8%, to $923.20 an ounce in early North American electronic trading. It fell to $920.50 earlier, the lowest level since June 23.
www.marketwatch.com/story/...ngthens?tool=1&dist=bigcharts
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| 29 | 3.790 | Banken & Finanzen in unserer Weltzone | lars_3 | youmake222 | 15.12.25 20:32 | |
| 469 | 156.440 | Der USA Bären-Thread | Anti Lemming | ARIVA.DE | 08.12.25 18:00 | |
| 55 | PROLOGIS SBI (WKN: 892900) / NYSE | 0815ax | ARIVA.DE | 19.10.25 10:00 | ||
| Daytrading 15.05.2024 | ARIVA.DE | 15.05.24 00:02 | ||||
| Daytrading 14.05.2024 | ARIVA.DE | 14.05.24 00:02 |