04.08.11 11:07 DJN: Forschungsinstitut: Zahlungsunfähigkeit Italiens wahrscheinlich
LONDON (AFP)--Das hochverschuldete Italien dürfte nach Einschätzung eines
britischen Forschungsinstituts eine Zahlungsunfähigkeit kaum mehr abwenden
können. Trotz der massiven Sparanstrengungen werde Italien angesichts des
Schuldenbergs nur dann eine Pleite vermeiden können, wenn die Wirtschaft
kräftig wachse, teilte das Centre for Economics and Business Research (CEBR) am
Donnerstag in London mit. "Realistisch betrachtet steht Italien die
Zahlungsunfähigkeit bevor", erklärte das CEBR. Dabei seien sowohl optimistische
als auch pessimistische Szenarien durchgespielt worden.
Die derzeitige Gesamtstaatsverschuldung in Höhe von 128% des
Bruttoinlandsprodukts (BIP) werde bis 2017 auf 150% ansteigen, wenn die Zinsen
für Staatsanleihen über den derzeitigen 6% verharrten und das
Wirtschaftswachstum weiter stagniere, erklärte das CEBR. Auch wenn die Kosten
für das Leihen von Geld auf 4% sänken, betrüge die Staatsverschuldung im Jahr
2018 angesichts des erwarteten eher schwachen Wachstums 123% der
Wirtschaftsleistung. Im ersten Quartal 2011 war die italienische Wirtschaft nur
um 0,1% gewachsen.
Angesichts der Furcht vor einem Übergreifen der Schuldenkrise von
Griechenland auf Italien hatte Regierungschef Silvio Berlusconi am Mittwoch vor
dem Parlament in Rom einen "sofortigen Aktionsplan" gefordert, um das Wachstum
zu beschleunigen und die Märkte zu beruhigen. Das Parlament hatte Mitte Juli
ein großes Sparpaket verabschiedet, die Regierung will das jährliche
Haushaltsdefizit bis zum Jahr 2014 auf nahezu null senken. Sorgen bereitet
derzeit auch Spanien, das ebenfalls unter den Druck der Finanzmärkte geraten
ist und für langfristige Staatsanleihen wie auch Italien Rekordzinsen zahlen
muss.
Das CEBR stellte Spanien in seiner Studie aber eine bessere Prognose aus als
Italien. Spanien könne "gerade noch davonkommen" und eine Zahlungsunfähigkeit
vermeiden, erklärte das Institut. Das liege daran, dass die Gesamtschuldenlast
geringer sei. Auch bei einer schlechten Entwicklung würde der Schuldenberg
nicht auf über 75% des BIP anwachsen. "Es gibt eine reale Chance, dass Spanien
eine Zahlungsunfähigkeit und Umschuldung vermeiden kann, es sei denn, das Land
wird angesteckt und nach unten gezogen."
DJG/apo
(END) Dow Jones Newswires
August 04, 2011 05:07 ET (09:07 GMT)
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Wenn der Staat Pleite macht, dann macht natürlich nicht der Staat pleite, sondern seine Bürger.