was den Nikkei heute Nacht um 2,65 % nach oben brachte. Der Chart unten zeigt USD/JPY, so dass Yen-Schwäche sich in Kursanstiegen offenbart.
Die Bullenspinstory lautet: Ein schwächerer Yen macht die japanische Exportwirtschaft wieder wettbewerbsfähiger.
Die Frage ist nur: WARUM fällt der Yen so stark? Sind jetzt alle Yen-Carrytrades rückabgewickelt bzw. alle Yen-Carrytrader "platt", nachdem Letztere vor zwei Wochen bei USD/JPY-Kursen unter 77 (bzw. unter 108 in EUR/JPY) ausgestoppt oder per Margin Call rausgeflogen sind? In diesem Sinne könnte der Absacker in USD/JPY bis 76 eine Reversalkerze gewesen sein.
Man könnte die Yen-Schwäche wohlwollend als Rückkehr zur Normalität interpretieren, denn der Yen war bei 80 zum Dollar extrem überbewertet.
Alternativ kann man aber auch argumentieren, dass Japan nun "fertig hat" und der Yen einen langen Sturzflug beginnt, der bis 120 in USD/JPY (wäre die Grenze des "Normalen") oder darüber hinaus führt. Im Extremfall wäre auch ein Yen-Kollaps bis auf 200 (in USD/JPY) denkbar - ein Szenario, das Oberbär Evans-Pritchard vom Telegraph bereits mehrmals "angemahnt" hat.
Fundamentaler Hintergrund für einen Yen-Kollaps wäre, dass Japan mit dem jetzt nötigen Nachtragshaushalt von 350 Mrd. für das Erdbeben bei der Staatsverschuldung endgültig die Lemming-Klippe überschritten hat, d.h. am "point of no return" angelangt ist.
Dazu folgende Überschlagsrechnung:
Japans BIP liegt bei rund 5 Billionen Dollar. Die Staatsverschuldung liegt zurzeit bei 220 %, d.h. sie beträgt rund 5 x 2,2 = 11 Billionen Dollar.
Obiger Nachtrag von 350 Mrd. umfasst nur die Tsunami-Schäden, nicht die Folgekosten aus dem AKW-GAU. Ich setze diese mal wohlwollend mit weiteren 150 Mrd. an, obwohl sie, falls ein Super-GAU eine größere Todeszone (bis Tokio?) erforderlich machen würde, sicherlich um ein Vielfaches höher wäre.
Man kommt so auf einen Nachtrag von 500 Mrd Dollar. Die Staatsschulden Japans stiegen damit auf 11,5 Bio. Das ergibt beim BIP von 5 Bio. eine Schulden/BIP-Quote von dann 230%. Erwschwerend hinzu kommt, dass viele Rentner, die bisher jap. Staatsanleihen kaufen, altersbedingt auscashen (Sparquote sank von 15 auf 3 %) und/oder wegen der Wiederaufbauarbeiten viel Geld (auch privat) benötigen, für das weiter Ersparnisse aufgelöst (d.h. jap. Staatsanleihen verkauft) werden müssen.
Bislang war die horrende Schulden/BIP-Quote von 220 % - Japan ist in dem Punkt "Weltmeister" - nur deshalb tragbar, weil Japan diese Schulden "nach innen" hatte - bei den eigenen Bürgern. Steigt die Quote auf 230 % und die Japan-Rentner fallen als Käufer aus, müssten Ausländer ran, die aber nicht mit 1 % Verzinsung auf 10-jährige abzuspeisen sind. Allein dies dürfte zu weiteren Rating-Downgrades führen. Japan droht, wenn sich diese Entwicklung zuspitzt, auch noch ein Überschuldungs-GAU von griechischen Ausmaßen!
Allerdings wird das BIP dieses Jahr - Erdbeben-bedingt - um 5 % sinken. Es liegt dann bei nur noch 4,75 Bio. Damit stiege die Schulden/BIP-Quote sogar auf 11,5/4,75 = 242 %.
Unter diesen Prämissen könnte der Yen seinen Sinkflug weiter fortsetzen, OHNE dass dies bullisch interpretiert werden kann. Die Ratten verlassen dann das sinkende Schiff.
Die Bullen-Mär, dass Japan durch die Wiederaufbauarbeiten einen Wachstumsschub erhält, ist mMn nicht "zu Ende gedacht", weil dieses Wachstum eben mit weiterer Staatsverschuldung erkauft werden muss, die das Fass endgültig zum Überlaufen bringen dürfte.
Ich halte es daher für tendenziell gewagt, eine kommende Yen-Schwäche als bullisch zu interpretieren. Solange der Yen überbewertet bleibt, ist das nur eine Rückkehr zur Normalität. Doch wenn sich die Überschuldungproblemati wie oben beschrieben zuspitzt, muss bei 120 in USD/JPY nicht Schluss sein. Geht es darüber hinaus, ist das auch nicht zwingend "nur" ein Überschießen, sondern es könnte der Anfang vom Ende Japans sei.
Ein Staatspäppel-Moloch erstickt an seiner Überschuldung.
(Verkleinert auf 83%)

