QE2-Kritik
von Henrik Voigt
vor dem „großen Mittwoch“ in der nächsten Woche, an dem sowohl die Ergebnisse der US-Zwischenwahlen als auch der Umfang neuer Liquididätsspritzen für den US-Markt feststehen, scheinen sich die Anleger etwas zurückzuhalten. Seit Montag befinden sich die westlichen Aktienindizes in einer (bisher moderaten) Korrektur. Niemand weiß, wie die Sache am Mittwoch ausgeht und selbst wenn Sie die Ergebnisse kennen würden: Die größte Unbekannte ist die Reaktion des Marktes darauf. Sie kann von Kaufpanik bis zu crashartigen Gewinnmitnahmen reichen. Eine defensive Haltung vor diesem Termin ist sicher nicht das Verkehrteste.
Unterdessen warnt keine geringere Organisation als die Internationale Energieagentur IEA davor, dass die Erholung der Weltwirtschaft entgleisen könnte, wenn die Rohstoffpreise angesichts einer zweiten Runde quantitativer Lockerung der US-Notenbank (QE 2) weiter ansteigen. Eduardo Lopez, leitender Ölanalyst der IEA, sagte Reuters zufolge, dass die Folgen von QE2 nicht absehbar seien, da es noch nicht verabschiedet ist. Er geht aber grundsätzlich davon aus, dass die USA mehr Geld drucken werden. "Wenn die Rohstoffpreise weiter steigen, könnte dies die Weltwirtschaftserholung zum Entgleisen bringen", warnt Lopez. "QE2 könnte die nominalen Preise aufblähen, die Inflation schüren und die Erholung stoppen."
Nun, bisher haben alle Liquididtätsspritzen der US-Notenbank keine Inflation bewirken können. Das muss allerdings nicht zwangsläufig so bleiben. Allein in den letzten fünf Monaten legte der Rohstoffindex CRB um 20 Prozent auf Dollarbasis zu – und das ist nur die Overtüre für QE 2 gewesen. Fed-Chef Bernanke will Inflation, er wird sie wohl auch bekommen. Es ist allerdings ein Trugschluss zu glauben, dass er „kontrolliert“ Inflation erzeugen könne, um damit die (überschuldeten) Verbraucher zum Geld ausgeben zu zwingen (das Vorhaben ist an sich bereits eine Frechheit). Solche Vorgänge entgleisen eigentlich fast immer, da die Auswirkungen von Notenbankmaßnahmen stets erst mit großer Zeitverzögerung sichtbar werden. Eine zeitnahe Steuerung ist deshalb fast unmöglich. Und darin liegt letztlich auch das Problem von QE 2. Hoffen wir, dass das Resultat kein drastischer Inflationsschub sein wird, der die Konjunktur wie im Sommer 2008 abwürgt, statt sie zu stützen.
DAX konsolidiert weiter
von Henrik Voigt
Seit Montag läuft eine Konsolidierung beim DAX, die bisher korrektive Züge trägt. Korrektiv heißt, dass danach normalerweise ein neues Jahreshoch ansteht. Ob dieses dann Bestand hat und deutlich über dem letzten liegt, muss sich zeigen. Weiterhin gilt: An der Oberkante des Trendkanals ist die Luft dünn für den DAX. Verkaufssignale liegen aber weiterhin nicht vor. Mit dem heutigen Tag könnte sich das allerdings zumindest für den schnellen Stochastik-Indikator ändern. Dies würde bedeuten, dass aus der DAX-Konsolidierung eine längere Korrektur werden kann. Dazu müssten dann aber auch weitere Indikatoren „mitspielen", was bisher nicht der Fall ist.
Grundsätzlich bleibt die Ausgangslage oberhalb von 6300 Punkten bullisch für den DAX. Allerdings haben die Kursbewegungen der letzten eineinhalb Jahre gezeigt, dass jede Rally von einer sehr tiefen Korrektur gefolgt wird, die häufig bis zur Unterkante des Trendkanals führt. Erst wenn der DAX diesen Kanal in der einen oder anderen Richtung verläßt, kann dieses Kursmuster als hinfällig gelten. Das wäre oberhalb von 6700 oder unterhalb von 5800 Punkten der Fall. Zumindest die erstgenannte Marke liegt nicht mehr weit entfernt. Käme es tatsächlich so weit, können Sie von einem unkontrollierten Inflationsschub und einer panischen Flucht in Sachwerte ausgehen - die nächste Blasenbildung wäre dann am Laufen, ein geordnetes Kursverhalten wie in den letzten eineinhalb Jahren vermutlich ad acta gelegt.
Achten Sie heute besonders auf die Reaktion des Marktes auf die US-Wachstumsdaten um 14:30 Uhr, deren Prognosen ich übrigens für sehr ambitioniert halte. Sollte die erste Schätzung tatsächlich um die 2 Prozent liegen, käme ein großes Fragezeichen hinter QE 2.
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DAX im Tageschart
Nächste Widerstände: 6800, 6700 Punkte
Nächste Unterstützungen: 6470, 6350, 6200, 6000, 5800, 5430, 5320, 5170 Punkte
Herzliche Grüße und viel Erfolg,
Ihr Henrik Voigt.
Chefredakteur DAX Profits
Wichtige Termine und Wirtschaftsdaten Freitag, den 29.10.2010:
08:00
DE: Einzelhandelsumsatz September (real) m/m
Zuletzt: -0.4
11:00
EWU: Inflation Oktober (Vorabschätzung) y/y
Prognose: 1.7 Zuletzt: 1.8
11:00
EWU: Arbeitslosenquote September (saisonbereinigt)
Prognose: 10.1 Zuletzt: 10.1
14:30
US: Arbeitskosten 3. Quartal q/q
Prognose: 0.5 Zuletzt: 0.5
14:30
US: BIP 3. Quartal (vorläufig) q/q
Prognose: 2.2 Zuletzt: 1.7
15:45
US: Einkaufsmanagerindex Chicago Oktober
Prognose: 58 Zuletzt: 60.4
15:55
US: Verbraucherstimmung Uni Michigan Oktober (endgültig)
Prognose: 68 Zuletzt: 68.2
19:00
US: Agrarpreise Oktober
21:30
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