Wir Menschen sollten nicht so selbstverliebt sein anzunehmen, dass wir aufgrund unserer etwas größeren Gehirne anderen biologischen Gesetzen unterlägen als z. B. Mistkäfer-Populationen. Die Entwicklung solcher Populationen von einer anfänglichen "lag-"Phase über Phasen exponentiellen Wachstum, der am Ende meist die Lebensressourcen vernichtet, bis zum schlussendlichen Aussterben sind bei Menschen und Mistkäfern überraschend ähnlich.
Hier ein Text von Wikipedia, den ich mit süffisanten Kommentaren versehen habe:
Grundformen von Populationsdynamiken
Ein-Spezies-Modelle
I lag-Phase (engl. to lag – verlangsamen), Anlaufphase, Nullwachstum auf niedrigem Niveau.
Die Populationsgröße ist weit entfernt von der Kapazitätsgrenze (Wirtschaft stagniert mittelalterlich, hat aber Potenzial). Die Geburtenrate ist ungefähr gleich der Sterberate. Es herrscht kein Mangel an Ressourcen, dichteabhängige Faktoren spielen praktisch keine Rolle, es herrscht keine Konkurrenz. Die Geburtenrate ist niedrig, da bei dieser geringen Populationsdichte innerartliche Begegnungen zufallsgesteuert sind. Die dichteabhängige Mortalität durch Fressfeinde spielt nur eine geringe Rolle, da für die wenigen Individuen genügend Verstecke im Lebensraum vorhanden sind. Auch Infektionskrankheiten wirken sich auf Grund der seltenen innerartliche Begegnungen nur wenig aus. Regelmäßige Schwankungen der Populationsdichte (Oszillationen) sind entweder jahreszeitlich oder genetisch bedingt, Fluktuationen zufallsbedingt. Wird allerdings eine bestimmte Populationsdichte unterschritten, kann die Population aussterben, wenn innerhalb der Fortpflanzungszeit nicht mehr genügend Fortpflanzungsbegegnungen stattfinden. Beim Überschreiten eines gewissen Wertes kann die Population in die exponentielle Phase eintreten.
II bis IV: Phase des positiven Wachstums:
o Die Geburtenrate ist höher als die Mortalitätsrate. Die Ressourcen (Rohstoffe, Nahrung) sind so reichlich vorhanden, dass innerartliche Konkurrenz keine Rolle spielt. Die Population der Fressfeinde (Goldman-Sachs) ist zunächst so gering, bzw. Verstecke sind so zahlreich vorhanden, dass die Mortalitätsrate gering bleibt. Es findet zunächst exponentielles Wachstum (Phase II, Log-Phase) statt, da die Geburtenrate schneller ansteigt als die Mortalitätsrate.
o Mit zunehmender Populationsgröße nimmt aber auch die Sterberate zu. Steigen Geburten- und Sterberate gleich schnell an, befindet sich die Population in der Phase III (lineares Wachstum).
o Mit zunehmender Annäherung an die Kapazitätsgrenze (Rohstoffe werden knapp, "Wachstums-Ideologie stößt an Deflations-Grenzen) spielen aber innerartliche und evtl. zwischenartliche Konkurrenz eine immer größere Rolle, so dass der Anstieg der Geburtenrate abgebremst wird und die Sterberate weiter zunimmt. Das weitere Wachstum wird abgebremst (Phase IV, verzögertes Wachstum). Mit zunehmender Beutedichte (GS entdeckt die Landesbanken) nimmt auch die Populationsdichte der Fressfeinde zu, oder die Beutegreifer spezialisieren sich zunehmend auf diese Beute.
V: Stationäre Phase
Die hohe Geburtenrate wird durch eine hohe dichteabhängige Mortalitätsrate (innerartliche Konkurrenz, Stress, Epidemien etc.) ausgeglichen. Es liegt maximale Besetzung des Lebensraumes vor, die Ressourcen werden optimal genutzt ohne sie zu erschöpfen. Die Populationsdichte schwankt um den Wert K, die sogenannte Umweltkapazität. Dichteunabhängige Einflüsse (zum Beispiel Jahreszeiten) führen zu einem oszillierenden oder, bei ungünstigen Habitaten mit stark schwankenden Umwelteinflüssen, fluktuierenden Verlauf (die üblichen Konjunkturzyklen mit Haussen und Baissen). Je größer eine Population ist, desto stabiler ist diese stationäre Phase. Ein Überhang erhöht die Sterberate und/oder senkt die Geburtenrate kurzfristig.
A.L.: In dieser Stagnations-Phase, die wir wirtschaftlich in den Industrienationen spätestens seit der Jahrtausendwende erreicht haben, gibt es bereits kein organisches Wachstum mehr. Die Wirtschaft kann in dieser Phase das aus früheren (besseren, da "dünnbesiedelteren") Zeiten gewohnte Wachstum "organisch" nicht mehr erreichen. Grund sind die überhöhte Populationsdichte, die an biologische Grenzen stößt, und damit einhergehend zunehmende Ressourcenknappheit. Teilweise reagieren die Menschen auch mit Reproduktionsrückgang (Japan, Deutschland), da sie insgeheim spüren, dass es für mehr Menschen zuwenig Platz und Ressourcen gibt und das "immer engere" Leben (vom Platz wie finanziell her) zukünftigen Generationen immer bescheidenere Ausblicke bietet. Die tendenziell resignativere individuelle Lebensperspektive kollidiert mit den - unrealistischen - "Betonkopf"-Träumen und dem in den Medien verbreiteten verlogen-optimistischen Dauer-Gehype vom "ewigen Wachstum".
Da die Wachstums-Ideologen - Politiker, die wiedergewählt werden wollen, und Wirtschaftsführer, die Paradigmenwechsel nicht wahrhaben wollen - Betonköpfe sind, versuchen mit gleichsam widernatürlichen Stimulations-Programmen (in Japan seit 1990), laufenden Zinssenkungen und am Ende potenziell ruinösem Staatsgepäppel die faktisch in jeder Hinsicht begrenzte Welt weiter auf den angeblich vorbestimmten Wachstumsweg zu zwingen. Ihre Illusion ist, dass es nur ein paar Stolpersteine gäbe, die sich mit Anschüben (Stimuli) zur Seite schieben lassen.
D. h. die Betonköpfe inkl. Wallstreet versuchen - ungeachtet natürlicher Grenzen - weiter wie gewohnt am längst "eiernden" Wirtschafts-Rad zu drehen. Auf diese Weise gelingt es ihnen zeitweilig, die Folgen der Überkapazitäten zu kaschieren. Die laufenden Stimuli sorgen für künstliche Nachfrage, die von 2003 bis 2007 sowie von März 2009 bis April 2010 die "Normalitäts-Illusion" aufrechterhalten konnte - freilich mit Folgeschäden wie der Housing-, Kredit- und Überschuldungsblase bis hn zu ersten Staats- und Bundesstaats-Bankrotten, die ein "Weiter so" immer illusorischer machen. So nähern wir uns, biologisch, populationsdynamisch, politisch, ökonomisch und ökologisch der:
VI: Absterbephase
Die Geburtenrate ist jetzt geringer als die Sterberate (Japan). Bei kleinen Populationen können Zufallsschwankungen zum Aussterben führen. Eine Absenkung der Kapazitätsgrenze, zum Beispiel durch Umweltveränderungen oder Einwanderung neuer Fressfeinde (GS, Hedgefonds), kann die Einstellung eines neuen Gleichgewichts auf niedrigerem Niveau bewirken.
* In einer realen Population müssen nicht alle Phasen auftreten. So entfallen zum Beispiel die Phasen II bis VI, wenn die Population bereits aus der Phase I heraus ausstirbt.
• Die stationären Phasen können linear sein oder Schwankungen um einen Mittelwert aufweisen (zum Beispiel Oszillationen oder Fluktuationen)
* Bei Feldbeobachtungen kann man auf Populationen treffen, die bereits in einem fortgeschrittenen Stadium sind, also sich zum Beispiel bereits in Phase IV befinden.
de.wikipedia.org/wiki/Populationsdynamik
Börsentechnisch ist die (wirtschaftliche) Absterbephase ein Zeitraum, in dem nur noch mit Shorts (zeitweilig) Geld verdient wird. Wer als Bulle vom "Weiter so" träumt, dürfte enttäuscht werden. Das gilt selbst für konservative Anleger, die von Zinsen (Bonds, Festgeld) leben wollen.
Die Grafik unten habe ich mit zusätzlichen Texten versehen: