Die Kostenbasis wurde im Abschwung -hauptsächlich durch Entlassungen- gesenkt. Nun trifft eine anziehende Nachfrage auf bessere KostenstrukturenUm im Abschwung profitabel zu bleiben, haben die US-Firmen in der Tat reichlich Leute entlassen - mit der Folge, dass die AL-Quote jetzt bei knapp 10 % steht und dort höchstwahrscheinlich länger verharren wird. Die vielen Arbeitslosen in USA scheiden nun weitgehend als Konsumenten aus, so dass die Binnennachfrage zwangsläufig kleiner wird. Zurzeit wird mit extremer Staatspäppelei in Kombination mit massiver Neuverschuldung (ähnlich wie in Japan) weiteres Pseudo-Wachstum auf Pump generiert. So ähnlich lief es auch von 2003 bis 2007, wobei in der Phase die
private Überschuldung (Hausbeleihungen usw.) der Motor war. Nun ist es die
staatliche Überschuldung.
Allen Verschuldungsmodellen - ob staatlich oder privat - ist gemein, dass sie nicht nachhaltig sind und lediglich zu vorgezogenem Konsum/Wachstum auf Kosten der Zukunft führen. Klar kann ein kleiner Angestellter seinen Dispokredit bis zum Anschlag ausreizen und vier Wochen lang den dicken Max markieren. Aber selbst, wenn er den Konsum danach auf Normallevel zurückfährt, nerven ihn in der Folgezeit die Überziehungszinsen für die 4-Wochen-Sause, die zukünftigen Konsum noch weiter drosseln. Vom Abtrag der Schulden gar nicht zu reden. Da nicht die gesamte Menschheit Privatinsolvenz anmelden kann, wird der größte Teil dieser Dispokredite irgendwann zurückgezahlt werden müssen.
Übergeordnet gilt diese Überschuldungs-/Rückzahlungsproblematik auch für Staaten, obwohl die Börse zurzeit noch so tut, als wäre das Füllhorn von Vater Staat endlos und als kämen die Sterntaler vom Himmel. Die aktuten Staatsfinanz-Probleme in Dubai, Griechenland, den anderen PIIGS, GB und Japan zeigen jedoch, dass bei der Staatsverschuldung das Ende der Fahnenstange bald erreicht ist.
Bei den US-Firmen werden die Einsparungen aus den Entlassungen sofort wirksam, während die Negativfolgen (Konsumrückgang) wegen der Staatsstimulation erst zeitverzögert wirksam werden. In den Firmen wird vorerst die zu erledigende Arbeit auf weniger Köpfe umverteilt, so dass der Arbeitsdruck wächst. Zugleich steigt die Produktivität und sinken die Lohnstückkosten. Der steigende Arbeitsdruck geht aber auf Kosten der Mitarbeiterzufriedenheit, was u. a. zu Qualtitätsmängeln führen kann, die sich später nachteilig auf die Nachfrage auswirken. Wenn Arbeit schneller erledigt wird, ist das Ergebnis meist schlechter (Gut Ding will Weile haben).
Der Nachfragerückgang in der Gesellschaft durch die neuen Arbeitslosen würde ebenfalls sofort wirksam, wenn der Staat nicht einen künstlichen Überbrückungspuffer einziehen würde, indem er den vielen neuen Arbeitslosen befristet AL- bzw. Transferzahlungen gewährt (in D. auch Kurzarbeitergeld). So wird das Loch in der Nachfrage, dass die Entlassungen reißen, für die Firmen erst zeitvergöert wirksam. Kurzfristig gelten also die Argumente, die Du im obigen kursiven Satz genannt hast, mittelfristig gelten sie nicht mehr.
Da die Staatsverschuldungen inzwischen zu einem Politikum geworden sind (selbst in USA) und erste Staaten an den Rand des Bankrotts gebracht haben, wird die Sause auf Staats-Pump nicht mehr lange zu finanzieren sein. Sobald die Stimulationen zurückgefahren werden, macht sich der Nachfrage-Rückgang infolge der Entlassungen bemerkbar. Es ist eine Illusion zu glauben (wie es "der Konsens" tut), dass sich zwischenzeitlich organisches Wachstum bzw. ein selbsttragender Aufschwung einstellt. Die Bestands-Arbeitlosen drücken ebenso wie die ausufernden privaten und staatlichen Schulden. Das lässt sich nicht einfach unter den Teppich kehren.
Die Hoffnung fast aller Staaten - von USA über D. bis China - ist , die Umsätze der Firmen durch Exporte, sprich: steigende Auslands-Nachfrage - hochzuhalten. Auch dies ist eine Illusion. Denn wenn jedes Land den Export steigern will, KANN das summarisch nicht funktionieren. Hinzu kommt im Fall der USA, dass es wenig Export-Produkte gibt (außer Hightech, Hard- und Software, iPiss usw.) was die Welt haben will. US-Autos sind überteuerter Schrott. Ebenso die "Finanzprodukte" wie CDO, CDS und Derivate. Die Welt wird sich diesen Anlage-Müll künftig nicht mehr andrehen lassen. Es reicht, wenn sie damit einmal an der Rand des Finanzkollaps getrieben wurde. Es darf daher bezweifelt werden, dass USA erneut an das alte Konzept anknüpfen kann, durch "Finanzdienstleistungen", die bis 2007 rund 40 % des BIP generierten, die nach China ausgelagerte Produktion zu ersetzen.
Die kürzer tretende Finanzbranche hinterlässt ein strukturelles Loch, das sich - wenn überhaupt - nur sehr langfristig wieder auffüllen lässt. In der Vergangenheit wurden in USA mit der Konzentration auf FInanzprodukte die Weichen falsch gestellt. Die Produktion ist zu einem großen Teil ins Ausland verlagert worden - und lässt sich nicht so einfach "repatriieren", zumal in USA die Lohnkosten zu den höchsten der Welt zählen.
Wenn Apple seine iPads, Pods und Pits in China zu Billiglöhnen fertigen lässt, schafft das in USA keine Arbeitsplätze. Apple kann die Geräte zwar - noch - mit hohem Gewinn in der "ersten Welt" absetzen, doch deren Kaufkraft schrumpft, wenn dort immer mehr ehemals hochbezahlte Arbeitsplätze verloren gehen. Die Globalisierung fordert auch bei der Massenkaufkraft in der "ersten Welt" ihren Tribut. Es ist somit ein Spiel auf Zeit.
Hier mal ein karikierendes Bild der Lage: Früher haben die gut verdienenden US-Broker die billig in China produzierten Apple-Gimmicks teuer und in Massen aufgekauft. Als "Gegenleistung" haben sie Finanzschrottpakete geschnürt und damit die Welt beschissen. Nun hat die Welt die Nase voll von diesen "Innovationen". Die Broker sind entlassen und braten bei McDonalds für 6 Dollar pro Stunde Buletten. Können sie sich nun immer noch die teuren iPits leisten? Nein, können sie nicht. Die meisten der - ohnehin wenigen - neu geschaffenen Jobs in USA sind im unteren Dienstleistungssektor sowie Healthcare (Rückenkraulen und Pediküre im Altersheim) entstanden. Dafür ging zig hochbezahlte Finanz- und Industrie-Jobs verloren. Es kommt nicht nur auf die Zahl der Jobs an, sondern auch auf das damit erzielte Einkommen.