13.07.2010
Ende des Schreckens?
100-Tonnen-
Zylinder platziert
Experten des BP-Konzerns haben einen 100 Tonnen
schweren Zylinder über dem Leck am Meeresgrund
platziert.
Washington (dpa) - Nach immer neuen
Fehlversuchen kann BP nun möglicherweise
endlich einen Erfolg vorweisen: Experten des
britischen Konzerns haben fast drei Monate
nach der Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko
einen neuen, 100 Tonnen schweren Zylinder
über das Leck in 1500 Metern Tiefe gestülpt.
Ob die Konstruktion so dicht ist, dass tatsächlich
kein Öl mehr direkt ins Meer strömt, stand am
Dienstag zunächst noch nicht fest. Der bisherige
"Deckel" saß nur locker auf dem Bohrloch und fing
lediglich einen Bruchteil des ausströmenden Rohöls
auf.
Die US-Regierung verhängte unterdessen ein neues
Verbot von Tiefseebohrungen. Gerichte hatten
kürzlich ein erstes sechsmonatiges Moratorium für
nichtig erklärt, da der Schritt nicht ausreichend
begründet sei. Menschen und Natur müssten vor
den Gefahren neuer Bohrungen geschützt werden,
sagte Innenminister Ken Salazar am Montag. Der
Bohrstopp soll zunächst bis Ende November gelten.
Bis dahin soll geklärt werden, wie es zu dem
Unglück vor der US-Küste kommen konnte und wie
sich derartige Vorfälle mit neuen Vorgaben und
Regeln verhindern lassen.
Kritiker merkten an, das Moratorium versetze der
Wirtschaft der betroffenen Regionen einen weiteren
Schlag und werde Arbeitsplätze kosten. Mary
Landrieu, demokratische Senatorin des
Bundesstaates Louisiana, bezeichnete den
Aufschub dem Sender CNN zufolge als "unnötig"
und "wenig durchdacht".
Die Vereinten Nationen nahmen die Ölkatastrophe
zum Anlass, den größten Konzernen der Welt beim
Umweltschutz schwere Versäumnisse vorzuwerfen.
"Das natürliche Kapital der Welt wird im großen Stil
vernichtet", warnte UN-Umweltchef Achim Steiner
in der "Süddeutschen Zeitung". "Der Raubbau an
der Natur durch die Wirtschaft setzt sich seit Jahren
ungebremst fort."
Wildnis, Arten, Lebensräume und Ökosysteme
verschwänden in nie dagewesenem Tempo. Eine
aktuelle Schätzung des UN-Umweltprogramms
(UNEP) kommt zum Ergebnis, dass die Arten heute
100 Mal schneller aussterben, als es die Evolution
vorgibt. Die UN beziffern die Umweltschäden, die
allein die 3000 größten Unternehmen der Welt
durch den Missbrauch natürlicher Ressourcen,
durch Verschmutzung von Luft oder Gewässern
sowie das Aussterben von Arten verantworten, auf
1,7 Billionen Euro.
In Brüssel will sich EU-Energiekommissar Günther
Oettinger am Mittwoch mit den Managern in der
Nordsee aktiver Ölkonzerne treffen, um über neue
Regelungen für die Bohrungen dort zu sprechen.
Angedacht sind etwa die Ausarbeitung von
Notfällplänen und schärfere Auflagen und
Kontrollen.
Seit dem Untergang der Bohrinsel "Deepwater
Horizon" nach einer Explosion vor rund elf Wochen
fließen nach Schätzungen Tag für Tag 8200 Tonnen
Rohöl ins Meer. Die schwerste Ölpest in der US-
Geschichte hat bereits weite Abschnitte der US-
Golfküste verseucht.
Selbst wenn sich die Operation "Top Hat 10" als
erster großer Erfolg erweist, werden bis zur
endgültigen Lösung des Problems noch Wochen
vergehen. Erst Mitte August sollen die beiden
Entlastungsbohrungen zum Ursprung der Quelle
fertig sein. Durch sie soll das Steigrohr mit
Schlamm und Zement verschlossen werden.
Quelle: dpa-info.com GmbH