DAX: Die Luft wird dünner
von Andreas Wolf
Langsam hangelt sich der DAX am oberen Rand seines Bollinger Bandes nach oben. Das Bollinger Band errechnet sich aus durchschnittlichen Höchst-, Mittel-und Tiefstkursen seines Basiswertes in einem vordefinierten Zeitraum. Wenn sich eine moderate Aufwärtsbewegung wie aktuell darstellt, die durch die Begrenzung dieses Bandes zwangsläufig irgendwann an Dynamik verliert, dann ist eine heftige, aber dafür kurze Korrektur nicht weit. Bereist in der zweiten Märzhälfte führte eine solche Reaktion beim DAX zu einem Kursverlust von sechs Prozent, der aber anschließend mehr als ausgeglichen wurde. Der Beginn einer solchen Korrektur wird in der Regel mit einer Intraday-Umkehr eingeleitet. Es ist zwar nicht unbedingt gesagt, dass Morgen zum Wochenschluss schon ein derartiges Signal gesendet wird, aber angesichts der Zugewinne, die die Mehrheit der Standardwerte in den vergangenen Tagen zu verzeichnen hatte, wäre ein erfolgreicher Test jüngst überwundener Widerstände für eine intakte Aufwärtsbewegung nur als trendbestätigend zu bewerten. Das sich daran anschließende Aufwärtspotenzial könnte sich dann sehen lassen.
Rohstoffwerte auf der Sonnenseite
Thyssen-Krupp, Kali + Salz und Salzgitter - diese Werte konnten in den vergangenen Tagen besonders stark von der Aufwärtsbewegung des DAX profitieren. Alle drei Werte profitieren von der leicht aufkeimenden Hoffnung auf eine Konjunkturerholung im zweiten Halbjahr. Da auch die Rohstoffmärkte an der Kurserholung Teil haben, ist die Reaktion der Branche nur logisch. Bei allem Respekt vor der Höhe der Zugewinne, im Gegensatz zum Gesamtmarkt zeichnen sich die Rohstofftitel noch immer durch eine hohe Volatilität au, heftige Rückschläge sind deshalb auf jeden Fall einzurechnen. Im Zuge des DAX-Anstiegs verlor der VDAX wieder etwas an Boden und schloss bei 35,32 Punkten. Da sich im Bereich um 34 Punkte eine stärkere Unterstützung findet, würde ein Erreichen dieses Niveaus vermutlich auch auf eine bevorstehende Korrektur hinweisen.
Auf die Tageshandelsspanne achtenDie gestrige Handelsspanne lag zwischen 4.531 und 4.644 Punkten. Im Vergleich zu den Vortagen ergaben sich noch keine Auffälligkeiten, sollte im Rahmen der abnehmenden Volatilität sich aber heute und am Montag die Handelsspanne ohne nennenswerten Terraingewinn einengen, wären Long-Positionen nicht mehr zu empfehlen. Die beiden oben genannten Marken sind zugleich auch Signalpfosten für eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung bzw. für einen Korrekturbeginn. Die Bullen werden heute versuchen, in die Widerstandszone bis 4.700 Punkte vorzudringen. Scheitern sie schon bei 4.644 Punkten, wird es maximal noch einen weiteren Versuch geben, bleibt auch dieser erfolglos, geht es rasch abwärts, 4.531 Punkte gilt dann zu verteidigen. Zugewinne über 4.700 Punkte erscheinen kurzfristig nicht wahrscheinlich, wird der Widerstand dennoch überwunden sind 4.784 Punkte das nächste Ziel der Bullen.
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General Electric-die nächste Großbaustelle
Der dramatische Kursverfall der Automobilwerte lenkte in den vergangenen Monaten davon ab, dass auch andere Flaggschiffe der US-Industrie sich in Kursregionen wiederfanden, die sie nur vom Hörensagen kannten. Der Industriegüterhersteller General Electric erlebte eine solche Talfahrt im Turbotempo. Kostete die Aktie im September 2008 noch knapp 30 US-Dollar, weigerten sich selbst Hartgesottene das Papier Anfang März 2009 zu knapp 6 US-Dollar anzufassen. Ein Fehler, wie sich knapp sechs Wochen später herausstellt. Denn mittlerweile haben die zarten Konjunkturhoffnungen in den USA, stimuliert durch die großen Konjunkturpakete der Regierung, den Aktienkurs wieder verdoppelt. Ob sich hinter dem Kursanstieg noch mehr als reine Hoffnung verbirgt, werden die Anleger heute in Europa gegen 13.00 Uhr erfahren. Dann präsentiert das Unternehmen seine Zahlen für das erste Quartal 2009.Investoren erhoffen sich vor allem Aufschluss darüber, ob die Umbaumaßnahmen von Vorstandschef Immelt schon eine Verringerung der Kostenstruktur erbracht haben.
US-Verbraucher mit leicht verbesserter Stimmung
Nicht, dass die beiden Hauptprotagonisten der aktuellen US-Politik, Präsident Obama und Notenbankchef Bernanke, vor Optimismus überschäumen würden. Dennoch versuchen sie in ihren Stellungnahmen selbst bei wenig erbauenden Konjunkturdaten ein Fünkchen Hoffnung zu verbreiten. Die Veröffentlichung des US-Verbrauchervertrauens der Universität Michigan heute um 16.00 Uhr wird zeigen, ob die US-Bürger wieder stärkeres Vertrauen in die Zukunft fassen. Nach Einschätzung der Mehrheit der von Bloomberg befragten Analysten soll sich der Index leicht von 57,2 auf 58,5 Punkte verbessern. Möglicherweise ist dieser Wert aber noch zu konservativ geschätzt, denn trotz steigender Arbeitslosigkeit glaubt die Mehrheit der Amerikaner an ein baldiges Ende der verschärften Krise. Mit positiver Stimmung lässt sich das sicher noch beschleunigen.
Konjunkturdaten: 16.00 Uhr: Verbrauchervertrauen der Universität Michigan, März.
Unternehmen: Q1: Ericsson, Sanofi-Aventis, General Electric
Wichtige Marken:
Unterstützungen: 4.331; 4.457; 4.531
Widerstände: 4.636; 4.657; 4.709
Viel Glück, Erfolg und ein schönes Wochenende!
Andreas Wolf