Vielen Dank für Ihr Interesse an der Solar Millennium AG. Im Zuge der Vereinbarung
mit der solarhybrid AG zum US-Markt haben uns viele Anfragen erreicht, die wir im
Folgenden gerne zusammenfassen und beantworten.
1. Wie konnte es zur strategischen Kehrtwende in den USA kommen?
Die Solar Millennium Gruppe plant und entwickelt seit mehreren Jahren Solarkraftwerke im
Südwesten der USA. 2009 wurde zur intensiveren Marktbearbeitung zusätzlich das
Gemeinschaftsunternehmen Solar Trust of America gegründet, an dem die Solar Millennium
AG 70% der Anteile hält. In diesem Jahr und auch später noch waren solarthermische
Kraftwerke und Photovoltaik-Anlagen in den Kosten vergleichbar und das Interesse an
solarthermischen Kraftwerksanlagen hoch.
Solar Millennium beantragte daher Kreditgarantien des US-Department of Energy, die das
Ministerium auch im April 2011 in Höhe von 2,1 Mrd US-Dollar für ein Solarthermie-Kraftwerk
am Standort Blythe in Kalifornien genehmigte - allerdings unter dem Vorbehalt, dass es Solar
Millennium innerhalb weniger Monate gelingen würde, die nötige kommerzielle Finanzierung
bereitzustellen.
Diese Finanzierung war nicht vollständig gesichert, als der damalige Vorstandsvorsitzende
Dr. Wolff in Anwesenheit hochrangiger Regierungsmitglieder der USA im Juni 2011 den
Grundstein für das weltweit größte Solarkraftwerk in Blythe legte. Wenige Wochen später
zeigte sich, dass unter anderem aufgrund der inzwischen deutlichen Kostennachteile der
Solarthermie im Vergleich zu Photovoltaik-Anlagen die notwendigen kommerziellen
Finanzierungen für das ursprünglich geplante Kraftwerk nicht in der geforderten kurzen Zeit
finalisierbar waren. Hinzu kam, dass die mit dem beteiligten Versorgungsunternehmen
ursprünglich besprochene und für einen rentablen Betrieb benötigte Tarifstruktur für
solarthermischen Strom aus Blythe keinen vollständigen Bestand hatte.
In der Summe hätte die Weiterentwicklung der ursprünglichen Kraftwerkspläne für Aktionäre
und Unternehmen ein nicht akzeptables Risiko/Rendite-Verhältnis mit sich gebracht. Der
Vorstand der Solar Millennium AG entschied deshalb im August 2011 in Absprache mit allen
beteiligten Parteien, zunächst für die ersten 500 Megawatt am Standort Blythe die
Technologie auf Photovoltaik umzustellen.
Dabei bestand die Alternative, die hierfür notwendigen technischen Voraussetzungen und
Kapazitäten entweder im eigenen Unternehmen aufzubauen oder in einer Partnerschaft mit
einem anderen, auf Photovoltaik spezialisierten Unternehmen darzustellen. Die Prüfungen
der kommenden Wochen ergaben eindeutig, dass die zweite Option einer Partnerschaft
wesentlich sinnvoller für Solar Millennium und seine Investoren ist. Diese Option reduziert
die operativen und finanziellen Risiken des Unternehmens, beschleunigt die
Projektentwicklung in den USA und sichert letztlich Solar Millennium verlässliche
Zahlungsströme in Gegenwart und Zukunft.
Solar Millennium nahm daraufhin Verhandlungen mit verschiedenen Interessenten auf und
entschloss sich Anfang Oktober 2011, eine Partnerschaft mit der solarhybrid AG einzugehen
– einem deutschen Unternehmen mit erheblicher Erfahrung im Bau großer Photovoltaik-
Kraftwerke. Diese Partnerschaft, die seitens solarhybrid offen ist für Dritte, beinhaltet nicht
nur das Projekt Blythe, sondern die Entwicklung aller Projekte der Solar Millennium in den
USA – insgesamt ein Volumen von 2,25 Gigawatt. Mit dem endgültigen Abschluss der
Transaktion wird Ende Oktober 2011 gerechnet.
2. Und was haben Sie finanziell vom Verkauf Ihrer Projektpipeline in den USA an
solarhybrid?
Wir haben einen verlässlichen Partner mit einem langen Track Record in der Photovoltaik
gewonnen, der unseren Solarthermie-Schwerpunkt exzellent ergänzt. Und ebenso wichtig:
wir haben erhebliche wirtschaftliche Vorteile:
- Die Transaktion sichert über den Kaufpreis den Wert unserer gesamten USProjektinvestitionen
in hoher zweistelliger Millionenhöhe; erste Teile des Kaufpreises
sind bereits geflossen, weitere stehen kurzfristig bevor.
-
Zusätzlich ist Solar Millennium mit einem festgeschriebenen Betrag an jedem im
Südwesten der USA installierten Megawatt finanziell beteiligt – ein sicherer Cash-
Zufluss, der 2013 beginnen sollte.
-
Wir reduzieren durch die Transaktion unsere Kosten und haben keinen weiteren
Investitionsbedarf in den USA mehr.
- Wir können unsere finanziellen und Management-Ressourcen auf das Kerngeschäft
der Solar Millennium, die Entwicklung von Solarthermie-Kraftwerken und die
Forschung und Entwicklung neuer Technologien in der Solarenenergie,
konzentrieren.
3. Aber wo wollen Sie jetzt wachsen, wenn nicht in den USA? Analysten
schreiben, Solarthermie sei „tot“.
Die Solarthermie ist sehr lebendig, aber sie muss sich weiterentwickeln und ihre Kosten
reduzieren. Daran arbeiten wir und andere Hersteller.
Richtig ist aber auch, dass es in vielen
Regionen – im Nahen Osten, in Nord- und Südafrika, in Asien und Lateinamerika –
erhebliches Interesse an solarthermischen Kraftwerken, an Hybridkraftwerken mit
Solarthermie und an industriellen Anwendungen wie zum Beispiel dem Betrieb von
Meerwasserentsalzungsanlagen oder Zementwerken mit Hilfe solarthermischer Anlagen gibt.
Aktuell haben wir und unsere Partner gerade die Kraftwerke Andasol 3 (Spanien) und
Kuraymat (Ägypten) in Betrieb gehen lassen. In Marokko stehen wir auf der Shortlist für ein
dortiges Solarkraftwerk. An weiteren Projekten arbeiten wir, werden aber erst darüber reden,
wenn die Dinge spruchreif sind.
Übrigens: Durch unsere Partnerschaft mit solarhybrid stehen wir in den USA bereit, wenn der
dortige Markt wieder Nachfrage nach speicherbarer Solarthermie-Energie bringt. Das wird
allerdings Zeit benötigen.
4. In den US-Kraftwerken sollte die neue Kollektorgeneration HelioTrough
eingesetzt werden. Wie reif ist diese Technologie?
Nach der Entwicklung und dem Bau eines Prototypen wurde der erste Kollektor in einer Halle
im Ruhrgebiet getestet. 2009 wurde eine Kollektorreihe zu Demonstrationszwecken in ein
bestehendes Kraftwerk in den USA integriert. Beim Testbetrieb wurde eine höhere Effizienz
des Kollektors festgestellt als erwartet.
Bevor der Kollektor in ein Solarfeld implementiert wird, werden neben Temperaturdaten auch
Windgeschwindigkeiten und andere Parameter gemessen, damit der Kollektor an den
jeweiligen Standort angepasst werden kann. Vor Erteilung der Baugenehmigung für den
Standort Blythe im Oktober 2010 führte auch die kalifornische Baubehörde umfangreiche
Tests durch, wie z.B. Windkanalversuche, Statikuntersuchungen etc.
Einer erneuten Prüfung durch ein unabhängiges Ingenieurbüro wurde die Technologie
unterzogen, als das US-Energieministerium (Department of Energy, DoE) über die Vergabe
der Kreditgarantien zu entscheiden hatte.
Solar Millennium erhielt das entsprechende Conditional Commitment zur Kreditgarantie im
April 2011.
5. Es gibt Medien die schreiben, Solar Millennium drohe nach eigener
Einschätzung die Insolvenz. Stimmt das?
Lassen Sie sich nicht beirren: Wenn ein Medium, wie zuletzt geschehen, so etwas schreibt,
geschieht doch nur Folgendes: Jedes Unternehmen, das wie Solar Millennium eine Anleihe
emittiert, muss aus Gründen des Anlegerschutzes im Emissionsprojekt denkbare Risiken
aufführen, ohne deren Eintritt damit als wahrscheinlich anzunehmen. Wenn eine Zeitung
derartige Risikohinweise dann nimmt und als akut drohendes Ereignis oder vom Emittenten
erwartetes Szenario darstellt, ist dies ein mehr als fragwürdiger journalistischer Stil. Dies
haben allerdings die meisten unserer kundigen Anleger wie auch der Großteil der Medien
schnell als durchschaubares Manöver entlarvt.
Fakt ist, dass Solar Millennium durch die gerade beschlossene Transaktion mit solarhybrid
bereits Liquidität zugeflossen ist. Fakt ist allerdings auch, dass wir, wie angekündigt, hart
daran arbeiten müssen, die Finanzierungs- und Bilanzstrukturen des Unternehmens weiter
zu verbessern.
6. Reduzieren Sie im Zuge Ihrer US-Transaktion die Kosten?
Ja, die Transaktion erschließt nicht nur Erlöse; wir werden dadurch auch Kosten vor allem in
den USA abbauen. Solarhybrid hat übrigens angekündigt, bei der eigenen
Projektentwicklung in den USA dortige Kapazitäten der Solar Millennium Gruppe so weit wie
möglich zu nutzen.
7. Warum musste dann eigentlich Ihr Vorstandschef Wolff gehen?
Herr Dr. Wolff ist auf eigenen Wunsch gegangen – ein Wunsch, dem der Aufsichtsrat
allerdings auch entsprochen hat. Seit Amtsantritt im Januar 2011 hatte Dr. Wolff viel
geleistet, zum Beispiel für die Bereinigung der Unternehmensstrukturen und -beteiligungen
und der Corporate Governance bei Solar Millennium. Denken Sie unter anderem an die
Konsolidierung der Solar Millennium Invest AG. Er hat allerdings auch strategische
Erwartungen geweckt und geäußert, die er so nicht realisieren konnte. Denken Sie hier an
die Ankündigung, kurzfristig einen Ankeraktionär finden zu wollen. Solar Millennium schaut
jetzt nach vorne, der Vorstandsvorsitz ist bei Dr. Withag, der die Verhandlungen mit
solarhybrid maßgeblich geführt hat, in guten Händen. Der Vorstand wird schnellstmöglich
vervollständigt.
8. Wie ist die Zukunft des Projekts Ibersol in Spanien?
Die neuerliche Krise an den Finanzmärkten und andere Faktoren haben, wie Sie wissen, den
Finanzierungsabschluss für Ibersol verzögert. Solar Millennium arbeitet mit Hochdruck an
einer Neuordnung der Finanzierung und Beteiligungsverhältnisse des Projekts, die unter
anderem auf eine rechtzeitige Fertigstellung des Projekts Ende 2013 abzielt.
9. Und wann beenden Sie endlich die Claassen-Affäre?Von uns aus gerne so schnell wie möglich. Aber dies hängt offensichtlich nicht nur vom
prozessbeteiligten Aufsichtsrat der Solar Millennium AG ab, sondern auch von Herrn
Professor Claassen und dem zuständigen Gericht. Letzteres hat beiden Parteien
vorgeschlagen, bis Ende November die Möglichkeiten einer gütlichen Einigung auszuloten.
Wir sind dazu bereit, arbeiten konkret daran und hoffen auf die entsprechende Einsicht der
anderen Seite. Dieser Streit beschäftigt uns schon viel zu lange; er bindet Kapazitäten, die
wir viel besser für den strategischen Zweck des Unternehmens einsetzen würden:
Entwicklung und Bau von Solarkraftwerken.
10. An wen wende ich mich, wenn ich weitere Fragen habe?
An den Bereich Unternehmenskommunikation & Investor Relations der Solar Millennium AG
mit den folgenden Mail-Adressen: presse@solarmillennium.de, investor@solarmillennium.de
www.solarmillennium.de/upload/pdf/QA_Oktober_2011D.pdf