Einfach geil die Meinung von der Quelle DAX Daily [enl-dd@enl.fid-newsletter.de]
ernten die größten Kartoffeln
von Henrik Voigt
Lieber Herr XXXXXX,
ab heute melde ich mich wieder frisch gestärkt nach einem erholsamen Bergurlaub in einem hochverschuldeten Nachbarland (man sieht die Haushaltslage den italienischen Autobahnen an) mit aktuellen Beiträgen zurück.
Am vergangenen Donnerstag hatte EZB-Chef Draghi bekanntlich unbegrenzte Anleihenkäufe für Eurostaaten in finanziellen Schwierigkeiten angekündigt, um Störungen an den Anleihemärkten anzugehen". Nun ja, wenn der Mann normale Marktmechanismen (Zinsen stiegen bei steigender Schuldenlast, weil das Ausfallrisiko ebenfalls steigt) als störend bezeichnet, dann zeigt er damit gleichzeitig, was er von Märkten und Marktwirtschaft hält und wohin die Reise geht. Zentralbanken sind planwirtschaftliche Elemente, die funktionierende Märkte eigentlich nicht brauchen. Wie auch immer: die Zinslast für die europäischen Krisen-Staaten sanken bereits im Vorfeld dieser Ankündigung deutlich. Von den Finanzmedien wird das als großer Wurf verkauft. Angeblich sei für die angeschlagenen PIIGS-Staaten nun Zeit zum Durchatmen und für notwendige Reformen.
Jetzt wird allerdings das genaue Gegenteil passieren. Nicht die hohe Zinslast war das Problem der Krisenstaaten, sondern die absolute Höhe der Schulden im Vergleich zur Einnahmenbasis. Und diese Schuldenhöhe wird in Zukunft weiter steigen, da die EZB ja garantiert, dass der einzig disziplinierende Faktor (der Zins) nicht mehr mit der Schuldenhöhe steigen wird. Das ist gerade so, als würde gratis Schnaps unter Alkoholikern verteilt werden und man hofft gleichzeitig, dass diese dadurch die Lust am Saufen verlieren mögen.
Führen Sie sich nur einmal vor Augen, was die Europäische Schuldenkrise erst ausgelöst hat: eine ursprünglicher Einheitszins für alle europäischen Schuldner im Zuge der Währungsunion brachte den Südstaaten ungewohnt günstige Kreditzinsen und eine beispiellose Verschwendung dieses billigen Geldes. Als die Märkte die südeuropäische Überschuldung bemerkten, gingen die Zinsen für Staatsanliehen der Südstaaten durch die Decke, was eine völlig logische Konsequenz war und hemmend auf deren Neuverschuldung wirkte (bis hin zum kompletten Käuferstreik für die betreffenden Staatsanleihen). Indem die Zentralbank diesen Markt-Mechanismus nun außer Kraft setzt, wird genau das Szenario wieder in Betrieb genommen, was erst in die Krise geführt hat: die Alkoholiker kommen wieder billig an ihren Stoff.
Einen Italiener zum EZB-Chef zu ernennen ist halt wie den Bock zum Gärtner zu machen.