Die "Politikempfehlungen" des IWF bürden Europa das US-Konzept der Inflationierung und Währungsaufweichung auf. Damit stellt sich der IWF gegen den "Geist von Maastricht", der per se auf Stabilität ausgelegt ist.
Im heutigen Coup (Artikel unten) fordert der IWF einen weitgehenden Schuldenerlass für Griechenland. Merkel und Schäuble sind aus gutem Grund dagegen. Denn ein Schuldenerlass ist ein klarer Verstoß gegen das Eurozonen-Recht, das keine Transferunion erlaubt.
Zur Umsetzung seiner Ziele versucht der IWF derzeit, mit vermeintlichen "Marktargumenten" (die prekäre Marktlage erfordert, Griechenland sofort die Schulden zu erlassen) das Eurozonen-Recht aufzuweichen und Europa Schritt für Schritt in eine Transferunion umzwandeln. Damit greift Lagarde geschickt die Stimmungslage der vereinigten Linken in Europa (inkl. SPD, Grüne) auf, die mit dem Argument "Politikprämissen gehen vor" die vermeintliche Einheit Europas über die ökonomische Vernunft und Nachhaltigkeit stellen.
Dabei wird freilich verkannt, dass bei ökonomischer Instabilität diese Einheit in keinster Weise gewährleistet ist. Das zeigen die Entwicklung der letzten Monate und die unsäglich schlechte Stimmung beim Gipfel am letzten WE überdeutlich.
Wer also die "politische Einheit" als oberste Prämisse setzt und dafür die ökonomische Stabilität preisgibt, der zerstört damit zugleich (ohne es zu wollen) die "politische Einheit" - ein Paradoxon, dass die vereinigte Linke in Europa leider nicht begriffen hat.
Und wenn sie es begriffen hat (wie womöglich Renzi in Italien), dann wird sie sich in taktisches Schweigen hüllen. Denn Italien könnte ja das nächste Land sein, für das ein Schuldenerlass "unverzichtbar" wird. Auch Frankreich ist in der Hinsicht ein Wackelkandidat. Die Allianz Frankreich-Italien, die auch noch Rückdeckung von US-Wirtschaftsminister Lew erhielt, gab am letzten WE den Ausschlag dafür, dass dem dritten griechischen Rettungspaket wider alle ökonomische Vernunft zugestimmt wurde. Obwohl in D. ca. 70 % der Wahlbürger den Grexit vorgezogen hätten.
Die Linke (bis SPD, Grüne) wird damit - ohne er recht zu bemerken - ideologisch vor den Karren der USA und des IWF gespannt. Das Interesse der USA ist aber nicht, Europa zu helfen, sondern Europa zu schaden. Das sieht man bereits an den diktierten Russland-Sanktionen, die Europas Wirtschaft schwer zusetzen. Die Amis selbst halten sich bezeichnenderweise nicht an die Sanktionen und haben den Handel mit Russland sogar ausgeweitet.
Ziel der Amis und des IWF ist, den Außenwert des Euro - des wichtigsten Konkurrenten des maroden US-Dollar - durch diese Art "Politikempfehlungen" zu verwässern, damit der Dollar seine Stellung als Weltleitwährung behält.
Zu den großen Rätseln des aktuellen Politikverständnisse zählt, wie es die vereinigte Linke schafft, einerseits die US-Außenpolitik in Osteuropa, speziell in der Ukraine, zutreffend als rücksichtlose Umsetzung geostrategischer und wirtschaftlicher US-Interessen zu deuten, während sie sich bei den USA/IWF-Empfehlungen zur Europa-"Rettung" aus eigener ideologischer Verblendung naiv ins Bockshorn jagen lässt.
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www.zeit.de/wirtschaft/2015-07/...henland-euro-schuldenschnitt-report
IWF veröffentlicht pessimistische Griechenland-Analyse
Der IWF hat eine negative Analyse zur Schuldentragfähigkeit Griechenlands veröffentlicht. Der Fonds fordert Transferzahlungen oder eine große Erleichterung der Schulden.
Der Internationale Währungsfonds hat eine Analyse veröffentlicht, nach der die Eurozone ihre Schuldenerleichterungen für Griechenland deutlich ausweiten muss. "Griechenlands Schulden können nur mit Maßnahmen zur Schuldenerleichterung tragfähig sein, die viel weiter gehen, als Europa bislang vorgesehen hat" [hört, hört, A.L.], heißt in dem Bericht, der am Samstag den Regierungen der Euroländer vorgelegt worden sei.
Schon jetzt liege die Schuldenquote Griechenlands bei 175 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), heißt es in dem IWF-Papier. Sie werde sich in den kommenden beiden Jahren 200 Prozent nähern. Passagen des Berichts waren bereits am Dienstag bekannt geworden....
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www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/...ren-schuldenberg-a-1043628.html
IWF-Analyse: "Die griechischen Schulden sind unhaltbar geworden"
Der Kompromiss zwischen Griechenland und den Europartnern stößt beim IWF auf Kritik [A.L: weil er zu Stabilität-orientiert ist...]. In einem Bericht warnt der Währungsfonds, das Land stehe vor einem unüberwindbaren Schuldenberg - und plädiert für eine Umschuldung.
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A.L.: Umschuldung ist eine hedonistische Formulierung für Schuldenerlass. Wenn die Schulden auf 30 Jahre oder länger gestreckt und die Zinsen stark gesenken werden, dann kommt das einem Erlass sehr nahe. Das Ganze ist Kosmetik, um dem Umstand Rechnung getragen, dass EU-Institutionen wie die EZB rechtlich nicht auf Forderungen gegenüber GR verzichten dürfen (wegen Maastricht).