Sommergespräch VI. „Science Buster“ Werner Gruber über die Reize seines Faches, sein Desinteresse an H. C. Strache und die Unwirksamkeit von Diäten.
profil: Sie haben einmal gesagt, im Notfall könne man ja immer noch den Stecker ziehen. Das funktioniert aber nicht immer, wie das Beispiel Fukushima gezeigt hat.
Gruber: Fukushima ist eher ein Beispiel für eine aus dem Ruder gelaufene Medienberichterstattung. profil und der ORF waren unter den wenigen Medien, die das halbwegs richtig berichtet haben. Heute wissen wir, dass in Fukushima vier Personen gestorben sind und es auch nicht recht viel mehr werden. Darüber gibt es Habilitationen. Von den vier Personen starben zwei, weil das Dach einbrach, einer starb an einem Herzinfarkt und einer fiel von der Leiter. Wir haben heute 300 Meter vom schwer beschädigten Reaktorblock 3 dieselbe Radioaktivität wie im Heilstollen Bad Gastein. Dort fahren die Leute freiwillig hin. Direkt beim Reaktor beträgt die Dosis weniger als die maximale Einsatzdosis eines österreichischen Feuerwehrmanns. Man muss dazu sagen, dass es auch anders ausgehen hätte können.
profil: Und niemand kann genaue Aussagen über die Spätfolgen treffen.
Gruber: Doch, auch dazu gibt es Habilitationen. Aber es gab vor allem keinen Anlass für Horrormeldungen, wie sie in österreichischen Kleinformaten gestanden sind: „Radioaktive Wolke zieht über Österreich.“ Wenn im AKH, zwei Kilometer Luftlinie von der Uni entfernt, ein Prostatakranker mit Strahlen behandelt wird, kann man diese Radioaktivität auch messen, weil die Messinstrumente heute wahnsinnig genau sind. Nur weil man etwas messen kann, heißt das nicht, dass es gefährlich ist.
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