Ich will die Verschuldung und die kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten nicht dramatisieren, aber man sollte das schon im Hinterkopf behalten.Vor allem weil Centrosolar ganz offensichtlich zwei große Probleme hat: Gecko und das Solarglasgeschäft.
Bis jetzt sind wegen Gecko satte 1,6 Mio. € an Anlaufverluste aufgelaufen (Q1: ca. 0,5 Mo. €/Q2: ca. 1,1 Mio. €) und das bei einem Unternehmen mit gerade mal 60 Mitarbeiter !! Wie Centrosolar das Problem lösen will bzw. wann es denn gelöst sein wird und warum diese hohe Verluste entstanden sind, dazu gibt es null Erklärung bzw. Antworten vom Kirsch.
Auch das Solarglasgeschäft läuft alles andere als rund. Schon im 1.Quartal sorgte der chinesische Produktionspartner für Verluste und im 2.Quartal auch noch (insgesamt in diesem Jahr schon 0,9 Mio. €) und das Problem scheint jetzt erst Mitte Q3 gelöst zu sein. Dann ist mit Sovello ein Kunde ausgefallen, weil er mittlerweile in der Insolvenz ist.
Erstaunlich ist aber im Solar Key Components-Segment, dass trotz der ganzen Probleme im Glasgeschäft das EBITA im 1.Halbjahr nur ein Minus von 0,6 Mio. € ausgewiesen hat. Diese 0,6 Mio. € sind aber alleine in Q2 entstanden und großteils bedingt durch die Sovello-Insolvenz.
Der deutliche Umsatzrückgang im Solar Key Component-Segment in Q2 zu Q1 von 3,6 Mio. € bzw. 20%, der großteils durch das Glasgeschäft zustande kam, ist schon etwas besorgniserregend.
Es gibt also schon einige sehr wichtige Fragen, aber leider keine Antworten dazu. Mir wäre es wirklich viel lieber, wenn der Kirsch nicht immer den Satz bringen würde "wenn nicht wir wer dann", sondern mal ganz konkret auf die ganz offensichtliche Probleme eingehen würde.
Auch würde mich mal brennend interessieren was denn jetzt eigentlich mit der OEM-Modulproduktion für die taiwanische TSCM los ist. Da hört man schon seit 9 Monaten gar nichts mehr und es gibt auch keine OEM-Aufträge. Mit welchen Ausgleichszahlungen ist denn hier zu rechnen ??
butzerle hat es am Freitag wunderschön auf den Punkt gebracht mit "für mich ist dieses Quartal wie das halbvolle oder halbleere Glas Wasser. Da kann sich jeder das rauspicken, was er áus den Zahlen lesen möchte". Viel treffender kann man es nicht ausdrücken.
Sehr erfreulich ist aber das Modulgeschäft in Q2 gelaufen, umsatz- wie gewinnseitig, und dass Centrosolar die Rohertragsmarge im Gesamtunternehmen gegenüber dem 1.Halbjahr 2011 von 27,9% auf sehr gute 31,4% sogar steigern konnte (Q2: 30,9%) stimmt mich positiv zu Centrosolar.
Es wird nicht viele PV-Unternehmen geben, die in Q2 nur ein negatives EBIT von 4,9 Mio. € ausweisen werden. Wobei aber der negative operative Cash Flow in Q2 von 10 Mio. € meines Erachtens dann doch sehr hoch war für Centrosolarverhältnisse. Jedoch ist der deutlich negative operative Cash Flow nachzuvollziehen, denn die Vorräte sind um 3 Mio. € gestiegen und die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen um 2,9 Mio. € gesenkt worden. Was diese 10 Mio. € dann schon relativert im positiven Sinne.
Das Modul- und Projektgeschäft ist wie erwähnt sehr ordentlich gelaufen, wenn man mal die Geckoverluste außen vor lässt. Hier gab es immerhin ein Umsatzplus zu Q1 von 22% (+ 11,5 Mio. €) und ein Absatzplus von 41% (+ 11,2 MW). So gab es in Q1 umgerechnet 0,71 €/W und in Q2 0,79 €/W. Im Q2-Ergebnis zeigt sich wunderschön, dass das Projektgeschäft deutlich zugelegt hat, denn sonst wäre der Umsatz gegenüber Q1 nicht um 0,08 €/W gestiegen bei fallenden Modulkosten im Solar Integrated Systems-Segment.
Sehr erfreulich ist, dass das europäische Kerngeschäft bei den Modulen sogar in Q2 ein positives EBITA von 0,6 Mio. € generierte. Das zeigt, dass Centrosolar bei einer Fertigungsauslastungsquote von um die 60% die Kosten in der Weimarer Produktion voll im Griff hat und das trotz gefallener Modulverkaufspreise in Q2 und trotz eines starken US-Dollar zum Euro (Centrosolar kauft ihre Zellen großteils in US-Dollar ein). Die Rohertragsmarge im Modulgeschäft inkl. Prjekgeschäft ist im 1.Halbjahr 2012 gegenüber dem 1.Halbjahr 2011 von 21,4% auf 25,8% gestiegen.
Im Modulgeschäft macht Centrosolar auf der Kostenseite einen ganz hervorragenden Job. Wenn jetzt noch der deutsche Vertrieb zwei Schippen drauf legen könnte, dann würde es richtig gut aussehen.