Seit der Lancierung des ersten iPod im Jahr 2001 hat Apple den Markt für elektronische Geräte stetig neu definiert. Dazu kommt der Effekt, dass die traditionellen Apple-Geräte wie zum Beispiel der Mac dank den neuen Produkten ebenfalls beliebter geworden sind. Trotz all diesen Superlativen sind die Aktien von Apple verhältnismässig billig zu haben. Angesichts der Gewinnerwartung von rund 41 $ je Aktie für 2012 handeln die Titel mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 11. Nach Abzug der rund 100 Mrd. $ an erwarteten flüssigen Mitteln kommt das KGV sogar noch tiefer zu stehen. Wie kann es sein, dass ein Unternehmen mit so starkem Wachstum so billig zu haben ist?
Dazu gibt es zwei Antworten. Erstens sind sich die Anleger im Klaren darüber, dass sich Technologien schnell ändern können und Apple ähnlich wie Nokia oder Motorola zum Verlierer werden kann. Ein Blick auf die Menschenmassen in den Apple-Läden in Manhattan reicht allerdings, um sich von dieser Sorge zu befreien. Viel ernster ist – zweitens – die Frage, wie Apple mit den Medienunternehmen umgehen soll. Hier liegt laut Beobachtern das grösste Problem in der Apple-Geschichte. Tim Cook und seine Leute setzten zwar den Trend im Elektronikgeschäft. Doch sie haben keine Kontrolle über den Inhalt, der mit den Geräten konsumiert wird. Ob Bücher, Filme, Zeitungsartikel oder Musikstücke, der Inhalt, der auf den iPads und iPhones erscheint, stammt in der Regel von anderen Unternehmen.
Problematisch aus Sicht von Apple ist dabei, dass die Medienunternehmen bisher wenig Anreiz hatten, neue Medienprodukte für die Apple-Geräte zu entwickeln. Mit anderen Worten also, die Apple-Geräte sind ihrer Zeit voraus. Dasselbe galt vor zehn Jahren für das Breitband-Internet, das von der Wall Street euphorisch gefeiert wurde, obschon damals, in der Zeit vor Youtube und Facebook, ausser E-Mail und unlesbaren Texten im Internet kaum etwas zu finden war. Tim Cook redet zwar nicht gerne darüber, doch das Schicksal von Apple ist zweifellos mit der Zukunft der Medienlandschaft verbunden. Vielleicht sollte Apple die vorhandenen flüssigen Mittel über 100 Mrd. $ in neue Medien investieren.
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