Kurssturz überfordert Systeme
von Mark Böschen, Mark Schrörs, Ute Göggelmann und Elisabeth Atzler (Frankfurt)
Die Flucht aus deutschen Aktien hat die elektronischen Handelssysteme von Börsen und Banken überlastet. Besonders Börsen und Anbieter für Derivate waren mit der Kurskorrektur überfordert.
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von Mark Böschen, Mark Schrörs, Ute Göggelmann und Elisabeth Atzler (Frankfurt)
Die Flucht aus deutschen Aktien hat die elektronischen Handelssysteme von Börsen und Banken überlastet. Besonders Börsen und Anbieter für Derivate waren mit der Kurskorrektur überfordert.
Die Deutsche Bank konnte seit Dienstagabend immer wieder über längere Zeiträume keine Kurse für ihre Derivate stellen. Am Mittwoch war der Handel unter anderem in den ersten beiden Stunden und vor der Schlussauktion betroffen.
"Wir prüfen zur Zeit, wie es zu den technischen Problemen kommen konnte", teilte die Bank mit, die bei Derivaten für Privatanleger mit der Commerzbank Marktführer in Deutschland ist. Die Rivalen Société Générale und JP Morgan meldeten am Mittwoch auf der Internetseite der Börse Stuttgart ebenfalls Probleme, Kurse zu stellen.
Europas Aktien setzte ihren Kursrutsch fort. Der Dax fiel um 1,5 Prozent. Tags zuvor hatte er drei Prozent eingebüßt. Die Wall Street erholte sich ebenso wie Schanghais Börse, die mit dem Neun-Prozent-Sturz am Dienstag die Korrektur ausgelöst hatte.
Der Kursrutsch deckt Schwächen im boomenden deutschen Markt für Privaktunden-Derivate auf. Bis Ende 2006 steckten Anleger 110 Mrd. Euro in die Papiere, die ihnen die Kursentwicklung eines Basiswerts zusichern.
Bei der Commerzbank war der Handel bereits am Dienstagmorgen eine halbe Stunde ausgesetzt. "Das lag an einem Problem mit der Software für die Preisfeststellung", sagte Thomas Kilian, Leiter Produktmanagment Derivate bei der Commerzbank. Trotz des doppelt so hohen Auftragsvolumens wie an normalen Tagen hätte der hohe Umsatz dagegen keine Störungen bei der Bank verursacht.
Verzögerungen bei der Bestätigung von Handelsaufträgen
Die massenhaften Verkäufe überforderten nicht nur die Derivate-Emittenten. Bei den Derivate-Börsen in Stuttgart und Frankfurt sei es wie schon am Dienstag zu Überlastungen gekommen, sagte ein Derivateexperte einer Bank, ein Teil der Verkaufsaufträge habe die Emittenten wegen Orderstaus erst verspätet erreicht. "Das Orderaufkommen war extrem hoch", sagte Oliver Hans, Geschäftsführer der baden-württembergischen Wertpapierbörse. "Es gab Probleme mit dem Einspielen von Daten. Zudem hatten einige Emittenten Probleme, ihre Kauf- und Verkaufspreise zu liefern", sagte Hans. Es habe sich um eine Sondersituation gehandelt. "Es ist sehr kostspielig die IT für solche Extremsituationen aufzurüsten", sagte Hans. Im Frankfurter Parketthandel gab es am Mittwoch nach Angaben der Deutschen Börse in Einzelfällen Verzögerungen bei der Bestätigung von Handelsaufträgen.
Der Kursrutsch brachte auch die Internetseiten von Onlinebroker an den Rand des Zusammenbruchs. "Einige Kunden konnten am Mittwoch nicht mehr über die Website handeln", sagte ein Sprecher von Comdirect. "Es ist zu Verzögerungen gekommen", sagte auch eine Sprecherin der DAB Bank. Die Anbieter suchten am Mittwoch noch nach den Ursachen. "Es ist zum einen die schiere Menge gewesen", sagte der Comdirect-Sprecher. "Grundsätzlich sind unsere Systeme aber auf starke Lastspitzen ausgelegt."
"Eine Bank muss die technischen Voraussetzungen anbieten, um auch bei hohen Orderaufkommen alle Aufträge verarbeiten zu können," sagte Anlegeranwalt Klaus Rotter. "Hat eine Verzögerung der Orderausführung technische Ursachen, steht eine Schadensersatzpflicht im Raum."
Besonders Derivate-Anleger, die auf so genannte Knockout-Scheine setzten, haben durch den Kursrutsch Geld verloren. Denn die Scheine durchbrachen reihenweise die Grenzwerte, bei deren über- oder unterschreiten sie wertlos werden. "Bei vielen Aktien gab es sehr starke Kursbewegungen, so dass Knockout-Papiere wie die reifen Früchte gefallen sind", sagte Kilian. Es sei eine unrealistische Erwartung, dass das Setzen einer Stop-Loss-Marke bei einem Kursrutsch durch einen automatischen Verkauf den Verlust in den meisten Fällen verhindern könne, sagte Kilian: "Wenn eine Aktie innerhalb sehr kurzer Zeit von 60 Euro auf 50 Euro fällt, kann ich als Anleger nicht erwarten, dass meine Stop-Loss-Order bei 59 Euro ausgeführt wird. Wenn sich dann noch bei der Börse die Ausführung verzögert, hat man als Kunde schon große Probleme, die sich für den Derivateanleger in spekulativen Instrumenten aufgrund deren Hebelwirkung nochmals potenzieren."
Für Impulse sorgte US-Notenbankchef Ben Bernanke. Im Jahresverlauf werde das Wachstum sehr wahrscheinlich zulegen, sagte er: "Es gibt wirklich keine wesentliche Änderung in unseren Erwartungen für die US-Wirtschaft." Für 2007 und 2008 sieht die Fed bis drei Prozent Wachstum.
von Mark Böschen, Mark Schrörs, Ute Göggelmann und Elisabeth Atzler (Frankfurt)
Die Flucht aus deutschen Aktien hat die elektronischen Handelssysteme von Börsen und Banken überlastet. Besonders Börsen und Anbieter für Derivate waren mit der Kurskorrektur überfordert.
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Die Flucht aus deutschen Aktien hat die elektronischen Handelssysteme von Börsen und Banken überlastet. Besonders Börsen und Anbieter für Derivate waren mit der Kurskorrektur überfordert.
Die Deutsche Bank konnte seit Dienstagabend immer wieder über längere Zeiträume keine Kurse für ihre Derivate stellen. Am Mittwoch war der Handel unter anderem in den ersten beiden Stunden und vor der Schlussauktion betroffen.
"Wir prüfen zur Zeit, wie es zu den technischen Problemen kommen konnte", teilte die Bank mit, die bei Derivaten für Privatanleger mit der Commerzbank Marktführer in Deutschland ist. Die Rivalen Société Générale und JP Morgan meldeten am Mittwoch auf der Internetseite der Börse Stuttgart ebenfalls Probleme, Kurse zu stellen.
Europas Aktien setzte ihren Kursrutsch fort. Der Dax fiel um 1,5 Prozent. Tags zuvor hatte er drei Prozent eingebüßt. Die Wall Street erholte sich ebenso wie Schanghais Börse, die mit dem Neun-Prozent-Sturz am Dienstag die Korrektur ausgelöst hatte.
Der Kursrutsch deckt Schwächen im boomenden deutschen Markt für Privaktunden-Derivate auf. Bis Ende 2006 steckten Anleger 110 Mrd. Euro in die Papiere, die ihnen die Kursentwicklung eines Basiswerts zusichern.
Bei der Commerzbank war der Handel bereits am Dienstagmorgen eine halbe Stunde ausgesetzt. "Das lag an einem Problem mit der Software für die Preisfeststellung", sagte Thomas Kilian, Leiter Produktmanagment Derivate bei der Commerzbank. Trotz des doppelt so hohen Auftragsvolumens wie an normalen Tagen hätte der hohe Umsatz dagegen keine Störungen bei der Bank verursacht.
Verzögerungen bei der Bestätigung von Handelsaufträgen
Die massenhaften Verkäufe überforderten nicht nur die Derivate-Emittenten. Bei den Derivate-Börsen in Stuttgart und Frankfurt sei es wie schon am Dienstag zu Überlastungen gekommen, sagte ein Derivateexperte einer Bank, ein Teil der Verkaufsaufträge habe die Emittenten wegen Orderstaus erst verspätet erreicht. "Das Orderaufkommen war extrem hoch", sagte Oliver Hans, Geschäftsführer der baden-württembergischen Wertpapierbörse. "Es gab Probleme mit dem Einspielen von Daten. Zudem hatten einige Emittenten Probleme, ihre Kauf- und Verkaufspreise zu liefern", sagte Hans. Es habe sich um eine Sondersituation gehandelt. "Es ist sehr kostspielig die IT für solche Extremsituationen aufzurüsten", sagte Hans. Im Frankfurter Parketthandel gab es am Mittwoch nach Angaben der Deutschen Börse in Einzelfällen Verzögerungen bei der Bestätigung von Handelsaufträgen.
Der Kursrutsch brachte auch die Internetseiten von Onlinebroker an den Rand des Zusammenbruchs. "Einige Kunden konnten am Mittwoch nicht mehr über die Website handeln", sagte ein Sprecher von Comdirect. "Es ist zu Verzögerungen gekommen", sagte auch eine Sprecherin der DAB Bank. Die Anbieter suchten am Mittwoch noch nach den Ursachen. "Es ist zum einen die schiere Menge gewesen", sagte der Comdirect-Sprecher. "Grundsätzlich sind unsere Systeme aber auf starke Lastspitzen ausgelegt."
"Eine Bank muss die technischen Voraussetzungen anbieten, um auch bei hohen Orderaufkommen alle Aufträge verarbeiten zu können," sagte Anlegeranwalt Klaus Rotter. "Hat eine Verzögerung der Orderausführung technische Ursachen, steht eine Schadensersatzpflicht im Raum."
Besonders Derivate-Anleger, die auf so genannte Knockout-Scheine setzten, haben durch den Kursrutsch Geld verloren. Denn die Scheine durchbrachen reihenweise die Grenzwerte, bei deren über- oder unterschreiten sie wertlos werden. "Bei vielen Aktien gab es sehr starke Kursbewegungen, so dass Knockout-Papiere wie die reifen Früchte gefallen sind", sagte Kilian. Es sei eine unrealistische Erwartung, dass das Setzen einer Stop-Loss-Marke bei einem Kursrutsch durch einen automatischen Verkauf den Verlust in den meisten Fällen verhindern könne, sagte Kilian: "Wenn eine Aktie innerhalb sehr kurzer Zeit von 60 Euro auf 50 Euro fällt, kann ich als Anleger nicht erwarten, dass meine Stop-Loss-Order bei 59 Euro ausgeführt wird. Wenn sich dann noch bei der Börse die Ausführung verzögert, hat man als Kunde schon große Probleme, die sich für den Derivateanleger in spekulativen Instrumenten aufgrund deren Hebelwirkung nochmals potenzieren."
Für Impulse sorgte US-Notenbankchef Ben Bernanke. Im Jahresverlauf werde das Wachstum sehr wahrscheinlich zulegen, sagte er: "Es gibt wirklich keine wesentliche Änderung in unseren Erwartungen für die US-Wirtschaft." Für 2007 und 2008 sieht die Fed bis drei Prozent Wachstum.
