31.03.2006: Leerverkäufe Waren Sie sich jemals absolut sicher, dass ein bestimmter Aktienkurs fällt, und wollten Sie von dieser Kursentwicklung profitieren? Wünschen Sie sich nicht auch, den Wert Ihres Portfolios wachsen zu sehen, wenn Aktienmärkte generell rückläufig sind. Beide Situationen sind möglich. Viele Investoren verdienen Geld mit einer fallenden Aktie oder während eines Bärenmarktes dank einer fortgeschrittenen Investitionstechnik - Leerverkauf genannt.
Leerverkaufen ist keine Schwierigkeit, aber das Konzept dahinter zu verstehen, bereitet vielen Probleme. Grundsätzlich bedeutet für viele Investieren, eine Aktie zu kaufen, sie zu halten während ihr Wert steigt, und schließlich beim Verkauf einen Gewinn zu erzielen. Leerverkaufen ist das Gegenteil: Ein Investor verdient nur, wenn ein „geshortetes“ Wertpapier an Wert verliert.
Leerverkaufen ist eine ziemlich simple Strategie, dennoch gibt es viele einzigartige Risiken und Fallen, vor denen man sich in Acht nehmen muss. Es ist wichtig, zu verstehen, wie der gesamte Prozess funktioniert, bevor man sich hineinbegibt.
Wie funktioniert Leerverkaufen?
„Going long“ in einem Investment besagt, jemand kauft eine Aktie im Glauben, dass sie in der Zukunft steigen wird. Das Gegenteil ist „going short“, es bedeutet, ein Investor erhofft sich eine Wertminderung eines Aktienpreises.
Leerverkaufen heißt Aktien zu verkaufen, die man gar nicht besitzt. Das klingt ziemlich konfus, ist im Grunde jedoch ein einfaches Konzept.
Wenn man leerverkauft, borgt man sich z. B. von einem Broker diese Aktien aus seinem Bestand. Die Aktien werden verkauft und der Erlös kommt auf das Konto des Verkäufers. Früher oder später muss die Position geschlossen werden, in dem man dieselbe Anzahl an Aktien zurückkauft (covering) und dem Broker inklusive Leihgebühr zurückgibt. Sollte der Preis allerdings steigen, kauft man zu einem höheren Preis zurück und man verliert Geld. Sinkt der Preis, kauft man die Aktie günstiger als zu jenem Preis, zu dem man sie gekauft hat und kann die Differenz als Gewinn verbuchen.
Warum Leerverkaufen? Es gibt zwei Motivationsgründe für diese Strategie:
1) um zu spekulieren Der offensichtlichste Grund um leer zu verkaufen ist, von einer überbewerteten Aktie zu profitieren. Das vielleicht berühmteste Beispiel lieferte George Soros, als er 1992 auf den Fall des Britischen Pfunds setzte und über Nacht ein Vermögen gewann, mit dieser Transaktion allerdings die britische Währung in starke Bedrängnis brachte.
2) um zu hedgen
Einige wenige Money Manager verwenden „shortselling“ als aktive Investitionsstrategie wie eben George Soros. Der Hauptteil der Investoren benutzt diese Strategie um zu hedgen, was heißt, dass man Longpositionen mit Shortpositionen absichert.
Die Risiken Nun wissen Sie, wie Leerverkaufen funktioniert – aber eine wichtige Angelegenheit sollte dennoch abermals erwähnt werden: Leerverkaufen ist sehr riskant!
Die Historie zeigt, dass Aktien grundsätzlich einem Aufwärtstrend unterliegen und die meisten von ihnen langfristig im Wert steigen. Womit ausgedrückt wird, dass Leerverkaufen bedeutet, gegen die generelle Marktbewegung zu wetten.
Wenn man leerverkauft, können die Verluste gewaltig sein. Ein Leerverkauf verliert, wenn der Aktienkurs steigt und es gibt kein Limit wie hoch er steigen kann. Auf der anderen Seite kann sie nur bis zum Nullpunkt sinken, wodurch der Drawdown begrenzt wird. In anderen Worten erklärt, besagt dies, dass man mehr Geld verlieren kann, als man investiert hat, aber man im besten Fall nur 100% Gewinn erzielen kann.
Wenn eine Aktie steigt und eine große Anzahl an „Shortsellern“ versucht, die Position zur selben Zeit abzudecken, kann aufgrund der starken Nachfrage die Preissteigerung beschleunigt werden (short squeeze).
Ein weiteres Problem kann auch sein, dass man zu früh „short geht“. Obwohl ein Unternehmen überbewertet ist, kann es lange dauern bis der Wert wirklich sinkt. Ein gutes Beispiel hierfür war die Internetblase, in der man sicher viel Geld verdienen konnte, wenn man Anfang 2000 leerverkauft hatte. Aber viele glaubten bereits ein Jahr zuvor, dass diese Aktien maßlos überbewertet waren. Wenn man 1999 den Nasdaq leerverkauft hätte, wäre man wahrscheinlich heute im Armenhaus, allerdings erreichte er 2002 wieder den Level von 1999.
Leerverkäufer sind nicht sehr beliebt, da viele diese Strategie als Hauptgrund von Marktabwärtsbewegungen verantwortlich machen. Mittlerweile wurden zahlreiche Regeln eingeführt, die es schwierig gestalten, mit Hilfe von Leerverkäufen einen Markt zu drücken. Auf der anderen Seite liefern Leerverkäufe einen wichtigen Beitrag zum Marktgeschehen. Sie sorgen für Liquidität, senken überbewertete Wertpapiere und liefern generell mehr Markteffizienz. Leerverkäufe sind oft der erste Schutz vor finanziellem Betrug. Allerdings gibt es, wie auch sonst überall, immer wieder schwarze Schafe und Gauner, die unethische Taktiken zur Verfolgung ihrer eigenen Ziele anwenden und Aktienpreise durch Shortverkäufe und Schmierkampagnen drücken.
Quelle: www.investopedia.com
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