George W. Bush droht wegen unerwartet hoher Steuerausfälle die Kontrolle über seinen Haushalt zu verlieren. Aber damit nicht genug: Jetzt nehmen die Finanzgurus Warren Buffett und George Soros den US-Präsidenten wegen seiner vermeintlich unsozialen Steuerreform ins Visier. Das Urteil frei nach George W. Bushs Vater: Voodoo-Ökonomie.
New York/Washington - US-Finanzminister John Snow und sein deutscher Kollege Hans Eichel (SPD) fänden, wenn sie miteinander redeten, schnell ein gemeinsames Gesprächsthema: Steuerausfälle. Im April, wenn die Amerikaner ihre Steuerformulare einreichen müssen, sind die Steuereinahmen drastisch eingebrochen. Berechnungen zufolge ist der amerikanische Haushaltsüberschuss deutlich zurückgegangen und befindet sich auf dem niedrigsten Stand seit 1995.
Auf das Jahr gerechnet werden de USA wohl ein Rekorddefizit von 300 Milliarden Dollar ausweisen. Bushs klamme Regierung hat bereits den Kongress gebeten, das Schuldenlimit zu erhöhen. Zwar hatte das US-Parlament den Plafond erst im Juni 2002 auf 6,4 Billionen Dollar angehoben. Doch das wird nicht reichen: Seit Wochen versuchen Snows Beamte bereits mit allerlei Tricks, mit dem eigentlich bereits ausgeschöpften Schuldenrahmen noch einige Tage hinzukommen. Das Repräsentantenhaus hat einer Erhöhung der Schulden um weitere 984 Milliarden Dollar bereits zugestimmt, die Entscheidung der zweiten Kammer, des Senats, steht noch aus.
Fiskalische Selbstentleibung
George W. Bushs Antwort auf das Problem lautet: weitere Steuersenkungen. Seit geraumer Zeit propagiert seine Regierung den Plan, die Steuerlast der Amerikaner um insgesamt 550 Milliarden Dollar zu senken. Kernstück des Pakets ist eine Aussetzung der Besteuerung von Dividenden. Die sollen 2004 nur noch zur Hälfte und danach bis 2007 überhaupt nicht mehr besteuert werden.
Kritiker halten der Regierung vor, die Steuersenkungen kämen fast ausschließlich den Reichen zugute. Bisher haben Bushs Spindoctors recht erfolgreich versucht, diese Einwände als das übliche Gejammer einiger linksliberaler Klassenkämpfer abzutun. Nun hat sich allerdings Amerikas zweitreichster Mann und einer der großen Profiteure der geplanten Maßnahmen auf die Seite der Kritiker geschlagen. In einem Kommentar für die "Washington Post" lässt Investmentguru Warren Buffet kaum ein gutes Haar an den Bush-Plänen.
Millionen für Milliardäre
In der ihm eigenen, nüchternen Art rechnet Buffet vor, dass er derzeit mit einem Steuersatz von 30 Prozent genau so viel an den Fiskus abführt wie seine Rezeptionistin. Nach der Reform, so der Multimilliardär, werde sein Steuersatz auf lächerliche drei Prozent sinken. Das, so Buffet, "erscheint mir ein bisschen wenig". Außerdem könne es kaum gerecht sein, dass eine Rezeptionistin zehnmal so viel an den Staat abführen müsse wie er. Die neue Regelung brächte Buffet nach eigenen Angaben zusätzlich etwa 310 Millionen Dollar ein.
Zudem hält das "Orakel von Omaha" die Argumentation, dass unbesteuerte Dividenden zu höheren Ausschüttungen an die Aktionäre führten und so die Wirtschaft ankurbelten, für schlichtweg "blödsinnig". Wenn die Unternehmen das Geld behielten, statt es auszuschütten, würde es schließlich auch investiert. Buffett schreibt weiter, dass George Bush senior während seiner Präsidentschaft für unsinnige Wirtschaftspolitik dieser Art einen Namen geprägt habe: "Vodoo-Ökonomie".
In einem Interview mit dem US-Sender CNBC hieb der Devisenspekulant und sechsfache Milliardär George Soros in die gleiche Kerbe. Die Maßnahmen der Bush-Regierung würden wirtschaftlich gesehen nichts bringen. "Das Programm ... benutzt lediglich die Rezession, um Einkommen zu den Reichen umzuverteilen", so Soros.
www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,249580,00.html
New York/Washington - US-Finanzminister John Snow und sein deutscher Kollege Hans Eichel (SPD) fänden, wenn sie miteinander redeten, schnell ein gemeinsames Gesprächsthema: Steuerausfälle. Im April, wenn die Amerikaner ihre Steuerformulare einreichen müssen, sind die Steuereinahmen drastisch eingebrochen. Berechnungen zufolge ist der amerikanische Haushaltsüberschuss deutlich zurückgegangen und befindet sich auf dem niedrigsten Stand seit 1995.
Auf das Jahr gerechnet werden de USA wohl ein Rekorddefizit von 300 Milliarden Dollar ausweisen. Bushs klamme Regierung hat bereits den Kongress gebeten, das Schuldenlimit zu erhöhen. Zwar hatte das US-Parlament den Plafond erst im Juni 2002 auf 6,4 Billionen Dollar angehoben. Doch das wird nicht reichen: Seit Wochen versuchen Snows Beamte bereits mit allerlei Tricks, mit dem eigentlich bereits ausgeschöpften Schuldenrahmen noch einige Tage hinzukommen. Das Repräsentantenhaus hat einer Erhöhung der Schulden um weitere 984 Milliarden Dollar bereits zugestimmt, die Entscheidung der zweiten Kammer, des Senats, steht noch aus.
Fiskalische Selbstentleibung
George W. Bushs Antwort auf das Problem lautet: weitere Steuersenkungen. Seit geraumer Zeit propagiert seine Regierung den Plan, die Steuerlast der Amerikaner um insgesamt 550 Milliarden Dollar zu senken. Kernstück des Pakets ist eine Aussetzung der Besteuerung von Dividenden. Die sollen 2004 nur noch zur Hälfte und danach bis 2007 überhaupt nicht mehr besteuert werden.
Kritiker halten der Regierung vor, die Steuersenkungen kämen fast ausschließlich den Reichen zugute. Bisher haben Bushs Spindoctors recht erfolgreich versucht, diese Einwände als das übliche Gejammer einiger linksliberaler Klassenkämpfer abzutun. Nun hat sich allerdings Amerikas zweitreichster Mann und einer der großen Profiteure der geplanten Maßnahmen auf die Seite der Kritiker geschlagen. In einem Kommentar für die "Washington Post" lässt Investmentguru Warren Buffet kaum ein gutes Haar an den Bush-Plänen.
Millionen für Milliardäre
In der ihm eigenen, nüchternen Art rechnet Buffet vor, dass er derzeit mit einem Steuersatz von 30 Prozent genau so viel an den Fiskus abführt wie seine Rezeptionistin. Nach der Reform, so der Multimilliardär, werde sein Steuersatz auf lächerliche drei Prozent sinken. Das, so Buffet, "erscheint mir ein bisschen wenig". Außerdem könne es kaum gerecht sein, dass eine Rezeptionistin zehnmal so viel an den Staat abführen müsse wie er. Die neue Regelung brächte Buffet nach eigenen Angaben zusätzlich etwa 310 Millionen Dollar ein.
Zudem hält das "Orakel von Omaha" die Argumentation, dass unbesteuerte Dividenden zu höheren Ausschüttungen an die Aktionäre führten und so die Wirtschaft ankurbelten, für schlichtweg "blödsinnig". Wenn die Unternehmen das Geld behielten, statt es auszuschütten, würde es schließlich auch investiert. Buffett schreibt weiter, dass George Bush senior während seiner Präsidentschaft für unsinnige Wirtschaftspolitik dieser Art einen Namen geprägt habe: "Vodoo-Ökonomie".
In einem Interview mit dem US-Sender CNBC hieb der Devisenspekulant und sechsfache Milliardär George Soros in die gleiche Kerbe. Die Maßnahmen der Bush-Regierung würden wirtschaftlich gesehen nichts bringen. "Das Programm ... benutzt lediglich die Rezession, um Einkommen zu den Reichen umzuverteilen", so Soros.
www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,249580,00.html