VW hat sich bei 170 vorerst stabilisiert und damit den wichtigen EMA 50 (bei 170,40) knapp gehalten. Die Indikatoren im Stundenchart weisen bullische Divergenzen auf. Ich rechne für die nächsten Tage mit einer technischen Reaktion. Nach den Fibonacci-Retracements geht diese minimal bis 180,55 und maximal bis 187,86 (wobei die Ziele gewöhnlich nicht punktgenau angesteuert werden). Darüber würde sogar ein Test des bisherigen ATH möglich.
Ich werde die mögliche Reaktion dazu nutzen, an der Eurex sukzessive einige Kontrakte an Put-Optionen weit aus dem Geld mit längerer Laufzeit zu kaufen, vielleicht auch einige günstig bewertete Optionsscheine.
Falls es wider Erwarten direkt und deutlich unter 170 geht, kaufe ich auch prozyklisch, denn wenn der Kurs in Richtung 150 fällt, kommt ein selbstverstärkender Mechanismus in Gang, den außer einer bestimmten Adresse niemand mehr aufhalten kann.
Das ist der Squeeze der Stillhalter und funktioniert wie folgt:
Etwa bei 150 werden bereits größere Short Put Positionen notleidend. Es kommen Margin Calls und die Stillhalter sind gezwungen, glattzustellen bzw. die Positionen werden mangels Deckung zwangsliquidiert.
Glattstellung bedeutet für den Stillhalter, dass er versuchen muss, eine gleich große Position Put-Optionen mit gleichem Strike und gleicher Laufzeit zurückzukaufen. Es entsteht also eine enorme Nachfrage aus einer Zwangslage heraus (die damit keinen Aufschub duldet), der aber ein sehr geringes Angebot gegenüberstehen würde, weil kaum jemand bereit wäre, bei einem Kurseinbruch der Aktie Short-Put Positionen auf eigenes Risiko neu zu schreiben. Der Preis der Optionen würde damit explodieren.
Hier treten dann Arbitrageure auf den Plan. Sie verkaufen die gesuchten Put-Optionen und streichen die ungewöhnlich hohen Prämien ein, gleichzeitig hedgen sie die Position durch einen Leerverkauf der Aktie. Das ist nach unten völlig risikolos, sofern die Short-Positionen in der Aktie über längere Zeit gehalten bzw. prolongiert werden können. Nach oben besteht durch die hohe Prämie immerhin ein großer Puffer, bei dem noch Gewinne in der Gesamtposition anfallen, da bei einem Anstieg in einer technische Reaktion die Vola wieder zurückgeht und die Positionen dann sehr viel günstiger glattzustellen sind.
Der Short-Squeeze-Mechanismus an der Terminbörse sorgt also dafür, dass der Aktienkurs durch heftige Leerverkäufe gewaltig unter Druck kommt. Angesichts des Open Interest in den verschiedenen Strikes sind dabei an manchen Tagen durchaus Verkaufspositionen im 2-stelligen Millionenbereich zu erwarten, und zwar vorwiegend als Marketorders, da der Hedge gleichzeitig mit der Short-Put Position eröffnet werden muss. Hinzu kommen die sukzessive ausgelösten Stopp-Orders der vielen Übernahme-Spekulanten. Man kann sich kaum vorstellen, welches Down-Momentum da erzeugt würde. Mit dem Wort „Crash“ ist das sehr milde umschrieben.
Gestoppt werden kann der Mechanismus nur von den Inhabern der großen Positionen in den Put-Optionen (ich nehme an, dass es vor allem Porsche ist). Es wird allein deren Entscheidung sein, bei welchen Kursen sie die aufgelaufenen Gewinne in den Put-Optionen realisieren und damit den Short-Squeeze beenden (Gleichzeitig wird man dabei natürlich jede Menge Aktien einsammeln können).
Für Spekulanten in Put-Optionsscheinen bedeutet dies, dass man unterhalb von 150 die Scheine nicht vorzeitig aus der Hand geben darf, sondern die Gewinne laufen lassen muss, bis sich ein Abbau des Open Interest abzeichnet.
Gruß orlandus