boerse.ard
14.07.2009 09:16
Hat Q-Cells die Anleger getäuscht?
Der TecDax-Konzern Q-Cells hat desaströse Quartalszahlen vorgelegt und seine Jahresprognose komplett einkassiert. Besonders pikant: Noch am Wochenende schaukelte der Vorstandschef die Anleger in Sicherheit.
Noch in diesem Halbjahr sei mit einer Erholung des von einem Preisverfall getroffenen Marktes zu rechnen, sagte Q-Cells-Chef Anton Milner der Magazin "Wirtschaftswoche". "Das scheint mir realistisch zu sein."
Zwar machte Milner keine exakten und damit juristisch belangbaren Aussagen zum Geschäftsverlauf oder gar zur Jahresprognose. Doch das Interview trug deutlich zur Beruhigung der Anleger bei, schließlich würde Q-Cells ja auch von steigenden Preisen profitierten. Der Kurs schraubte sich am Montag um 4,3 Prozent in die Höhe und bescherte Q-Cells damit einen Top-4-Platz im TecDax.
Mini-Umsätze, Ebit-Minus
Doch am Dienstagmorgen ließ Milner die Bombe platzen: Die derzeitige unsichere Marktsituation erlaube "keine verlässliche Prognose für das Gesamtjahr". Zuletzt hatte der Konzern noch Erlöse zwischen 1,3 und 1,6 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.
Hintergrund der Umsatzwarnung ist der katastrophale Geschäftsverlauf im zweiten Quartal: Der Umsatz brach um rund 37 Prozent ein 142 Millionen Euro. Im operativen Geschäft rutschte Q-Cells gar in die Verlustzone, verbuchte beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) ein Minus von 62 Millionen Euro nach plus 15 Millionen Euro. "Ein Anziehen des Marktes in den Monaten April bis Juni, mit dem die Branche gerechnet hatte, ist in der Breite für Q-Cells nicht eingetreten."
Vorgehen mit Tradition?
Skeptische Marktbeobachter hatten bereits am Wochenende darauf verwiesen, dass Q-Cells seine Prognose für 2009 bislang dreimal nach unten korrigiert hatte. Sie dürften sich nun bestätigt sehen. "Das ist das gleiche Muster wie beim vergangenen Mal: Erst versucht das Unternehmen, die Gemüter zu beruhigen, und kurz danach platzt dann die Bombe", sagte ein Händler.
In der Tat dürfte Q-Cells mit der heutigen Umsatzwarnung weiteres Anlegervertrauen verspielt haben. Die Quittung der enttäuschten Aktionäre: ein Kursminus von bis zu 13,6 Prozent auf 11,42 Euro zu Handelsauftakt. Q-Cells zieht die ganze Branche nach unten, auch andere Solartitel leiden weit überdurchschnittlich.
Es gab durchaus Vorboten ...
Im Nachhinein hat sich im Falle Q-Cells übrigens auch bewahrheitet, dass der plötzliche Abgang eines Finanzvorstands selten ein gutes Zeichen für den Geschäftsverlauf und die finanzielle Situation eines Unternehmens ist.
CFO Hartmut Schüning hatte am 18. Juni überraschend seinen Rücktritt erklärt. Die Begründung lautete damals: Der Finanzchef habe es vermeiden wollen, in der Nähe der nächsten Quartalszahlen seinen Schritt bekannt zu geben. Verständlich.
Nichts ist trügerischer als eine offenkundige Tatsache.