Renten und Devisen: Risikofurcht hilft schwachem Yen
Schwache Immobiliendaten aus den USA haben die Nervosität an den Finanzmärkten aufleben lassen und den japanischen Yen gestärkt. Auslöser war der unerwartet deutliche Rückgang der US-Baugenehmigungen im Februar, die mit 1,532 Millionen unter den erwarteten 1,55 Millionen Objekten lagen.
"Das hat den Investoren die Risiken am US-Immobilienmarkt wieder vor Augen geführt", sagte Michael Klawitter, Devisenstratege von Dresdner Kleinwort. Der Yen stieg bis 19 Uhr MEZ auf 155,85 Yen je Euro nach 156,17 Yen am Vortag. Viele Investoren verschulden sich in Niedrigzinswährungen wie dem Yen, um in riskantere, aber höherverzinsliche Anlagen wie Aktien oder Hochzinsanleihen zu investieren (Carry-Trades). Daher entwickelt sich der Yen-Wechselkurs derzeit gegenläufig zu den Aktienmärkten und der Risikolust der Anleger. Auch die Rentenmärkte profitierten von der Nervosität. Der Bund-Future stieg um 14 Stellen auf 116,27 Punkte.
Vor den Daten zur Baubranche war der Yen zeitweise auf 156,96 Yen je Euro gesunken. Dazu hatte neben den steigenden Aktienkursen auch die Geldpolitik der Notenbank beigetragen. Denn die Bank of Japan (BoJ) verdeutlichte, dass die Zinsen vorerst nicht kräftig steigen. Nach der Entscheidung, den Leitzins bei 0,5 Prozent zu lassen, hatte Notenbankchef Toshihiko Fukui bekräftigt, dass die "sehr niedrigen Zinsen" zunächst beibehalten werden. "Die Notenbank wird jetzt erst mal in abwartender Haltung bleiben", sagte Deutsche-Bank-Volkswirt Seiji Adachi. Dazu trügen die Turbulenzen an den Finanzmärkten sowie die Unsicherheit über die US-Konjunktur bei. Dass die Teuerung in Japan in negatives Terrain rutschen könnte, werde die BoJ hingegen nicht allein von Zinserhöhungen abhalten, so Adachi.
Vorerst keine ZinserhöhungZudem wies Fukui explizit darauf hin, dass die Notenbank auch beobachte, ob der jüngste Anstieg der Landpreise ein gefährliches Tempo annehme. "Der Verweis auf die Landpreise ist ein neues Argument für eine fortgesetzte Straffung der Geldpolitik", sagte Gerald Müller, Japan-Experte der Commerzbank. "Vor dem zweiten Halbjahr wird es aber keine Zinserhöhung in Japan mehr geben", sagte Ronald Plasser von der Raiffeisen-Zentralbank Österreich (RZB). Das spräche eigentlich für neue Carry-Trades.
"Solange die Turbulenzen an den Finanzmärkten nicht ausgestanden sind und der Risikoappetit der Investoren sich ständig ändert, wird die Yen-Volatilität aber weitergehen", warnt Plasser. Noch sei es zu früh für Carry-Trades, sagt auch Klawitter. Anders sehen das die Experten von Goldman Sachs. Nach Einschätzung sind übertrieben viele Carry-Trades aufgelöst worden, sodass der Währung ein Rückschlag droht. Daher setzt Goldman auf eine Aufwertung des Dollar gegenüber dem Yen. Yen-skeptisch ist auch BNP Paribas. Nachdem das Ende des Fiskaljahrs (31. März) in Japan den Yen in den vergangenen Wochen gestützt habe, laufe dieser Effekt nun aus, sagte Hans Redeker, Leiter der Devisenstrategie. Er rechnet stattdessen damit, dass Japans Lebensversicherungen im neuen Geschäftsjahr ihre Sympathie für Anlagen in Fremdwährungen zeigen.
Stärke zeigte das britische Pfund. "Die unerwartet hohen Inflationsdaten haben die Zinserhöhungserwartungen angefacht", sagte Carsten Fritsch, Devisenanalyst der Commerzbank. Eine Anhebung gilt nun schon im April als möglich, ebenso ein weiterer Zinsschritt.
Von Yasmin Osman und Mark Schrörs (Frankfurt)
Quelle: Financial Times Deutschland
Servus, J.B.
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