Teilaspekt der Beantwortung der ersten Frage fertig. Denn in meinem Posting 1277 sind wir auf das Problem der IAS-Bilanzierung einerseits und das Problem der HGB-Bilanzierung andererseits gestoßen. Dabei hatte ich versucht darzulegen, dass die Abacho-Bilanz, über die wir diskutieren, nach IAS aufgestellt wurde - also nicht die Puffer enthält, wie das bei einer HGB-Bilanz der Fall ist. Somit hat die Argumentation, dass es mit den Wertberichtigungen auch besser kommen könnte, ein zweite Seite: Es kann auch schlechter kommen. Unternehmen müssen nach IAS nämlich den erwarteten Wert nehmen, der keine Reserven enthält, sondern "auf Kante" genäht ist.
Zu welchen Folgen das "Auf-der-Kante-Nähen" der IAS-Bilanzierung führt, wird an einem anderen Punkt deutlich: beim Eigenkapital, das wir im Rahmen der Kapitalerhöhung von 2008 schon einmal angeführt haben. Die Bilanzierung nach IAS führt nämlich bei Abacho auf der Aktivseite zu einer Bilanzposition "Aktive latente Steuern" in Höhe von 2.079.415,58 Euro, denn gemäß IAS ist ein latenter Steueranspruch für noch nicht genutzte steuerliche Verlustvorträge auf den Aktivseite der Bilanz anzusetzen, wenn voraussichtlich künftiges zu versteuerndes Einkommen zur Verrechnung zur Verfügung stehen wird. Gebildet wurde dieser Wert im Laufe Jahre, indem in der Gewinn- und Verlustrechnung über Jahre eine Position "Steuern vom Einkommen und Ertrag" als Erträge angesetzt wurden, in der letzten Gewinn- und Verlustrechnung ein Betrag von 487.269 Euro.
Abacho hat daher Steuern vom Einkommen und Ertrag in seiner Gewinn- und Verlustrechnung als einen Ertrag von 487.269 Euro angesetzt, weil sie davon ausgehen, dass die im ersten Halbjahr anfallenden Verluste als Verlustvorträge die zukünftigen steuerpflichtigen Gewinne mindern. Daher ist der Konzernfehlbetrag "nur" 1.661.390,25 Euro. Das für die Unternehmens- und Aktienanalyse wichtigere Betriebsergebnis, das könnt Ihr dem Halbjahresbericht entnehmen ist entsprechend um die 487.269 Euro höher und weist einen negativen Wert von 2.148.595, 37 Euro auf, was in etwa die Hälfte des Umsatzes ausmacht.
Und schließlich kommen wir noch einmal zu den Folgen für das Eigenkapital. Ohne die eingangs angeführte Position bei "Aktive latente Steuern" bei IAS-Bilanzierung in Höhe von 2.079.415,58 Euro, die bei einer HGB-Bilanzierung nicht zulässig wäre, wäre das Eigenkapital noch einmal um diesen Betrag kleiner.
www.abacho.net/cms/upload/pdf/...9_halbjahresfinanzbericht.pdf
Meine Ausführungen haben deshalb Bedeutung, weil man im Rahmen der Aktienbewertung unter anderem auch den Buchwert ins Verhältnis zur Marktkapitalisierung setzt. Und das könnt Ihr sicher selber tun und mit der Bewertung von anderen Aktien vergleichen.