Weizen und Reis schließen Limit-Up
Liebe Leser,
noch sind sie da, die Spekulanten und „Kapitalflüchtigen. Noch zeigt die gestrige Entscheidung der FED, das Finanzsystem mit 200 Milliarden US-Dollar zu unterstützen keine große Wirkung auf die Rohstoffmärkte.
Noch scheinen die Marktteilnehmer relativ unberührt von Bernankes verzweifeltem Versuch die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Noch herrschen Pessimismus und Vertrauensverlust vor. Noch zeigt der Markt Bernanke die kühle Schulter.
Noch sage ich, denn nach wie vor bin ich davon überzeugt, dass sich dies ändern wird.
Doch zurück zum Thema: betrachten wir, was in den letzten zwei Tagen in den Getreidemärkten passiert ist.
In der letzten Woche noch hatten die Grains von ihren hohen Preislevels korrigiert. Weizen im März notierte bis auf 11 USD pro Scheffel an der CBOT. Die Sojabohnen gingen runter bis auf 13,25 USD pro Scheffel im Märzkontrakt.
Doch jetzt sieht es schon wieder ganz anders aus. Sowohl Weizen, als auch Reis schlossen gestern beide Limit-Up (das heißt die Preissteigerung erreichte den von der Börse vorgegebenen Höchstwert). Reis notiert momentan auf einem Allzeit-Hoch.
Fundamentale Begründung
Reis ist knapp und wird enorm stark nachgefragt. Die Philippinen haben ihre jährliche Importmenge um 33% erhöht und in Vietnam stiegen daraufhin die Exportpreise um 14,6 %.
Dies zeigte natürlich Auswirkungen auf den US-Markt und unterstützte auch dort die starke Preisentwicklung.
Weizen erhielt vor allem Unterstützung durch den neusten USDA-Bericht. Die USDA prognostiziert nämlich einen weiteren Rückgang der Weizen-Restlagebestände um 30 Millionen Scheffel auf 242 Millionen Scheffel für das Wirtschaftsjahr 07/08. Die USDA begründet dies mit einer steigenden Verbrauchsrate aus dem Inland und einer zeitgleich steigenden Exportrate. So prognostiziert die USDA eine Weizenverbrauchssteigerung um 5 Millionen Scheffel auf 950 Millionen Scheffel für das gegenwärtige Wirtschaftsjahr. Für den Export sieht die USDA einen Anstieg in Höhe von 25 Millionen Scheffel auf 1,225 Milliarden Scheffel Weizen voraus.
Tatsächlich tragen noch immer viele Staaten, vor allem aus dem Nahen und Mittlere Osten das Erfordernis mit sich herum ihre Lagerbestände weiterhin aufzubauen. So plant die Türkei den Kauf von weiteren 500.000 Tonnen an Weizen, Bangladesch will 50.000 Tonnen importieren, Japan 179.000 Tonnen und der Irak 50.000 Tonnen.
Die Spekulanten im Markt
Sie werden nun vielleicht sagen, die fundamentale Bewertung stimmt doch. Die Nachfrage ist hoch, das Angebot knapp, also muss der Preis steigen.
Dies stimmt zwar, doch es kommt darauf an, wie stark und schnell der Preis sich verändert. Und die Schwankungsanfälligkeit ist hoch gegenwärtig im Markt. Der massive Preisabfall der letzten Woche und nun zwei Tage in Folge eine derartig starke Preisentwicklung im Weizen deutet sehr sicher auf die starke Präsenz von spekulativem Kapital hin.
Auch die anderen Grains sind davon nicht unbetroffen.
Was das bedeutet? Nun, Spekulanten übertragen sowohl positive, als auch negative News sehr schnell auf die Preisentwicklung. Deshalb die hohe Schwankungsanfälligkeit, vor allem je mehr Hedge-Fonds die verwalteten Gelder zum Schutz vor der Inflation und aufgrund des Misstrauens gegenüber anderen Anlagen in die sicheren Zufluchtshäfen, wie Rohstoffmärkte übertragen. Das zieht dann noch mehr Spekulanten nach.
Für die Weizenpreise sieht es zumindest bis zum Ende dieses Wirtschaftsjahres noch sehr positiv aus. Doch Neuigkeiten, wie möglicherweise hohe Ernterträge aus Australien oder eine Ausweitung der Anbaufläche in Osteuropa, führen dann nicht nur zu einer weltweiten Produktionserhöhung, sondern könnten dann auch wieder zu einer stärkeren Preiskorrekturbewegung führen.
Zumindest wenn sich das Szenario einmal dreht und aufgrund wiedergefundenen Vertrauens Kapital aus den Rohstoffmärkten zurück in die Aktienmärkte fließt, könnten gerade die sehr hoch spekulierten Preise auch wieder stärker korrigieren.
Dennoch ist es gerade dieses Szenario auf das ich warte, denn wenn das fundamentale Underlying stimmt, kann man in dieser Situation wieder günstig einsteigen und auf die neuen Höchstkurse setzen.
Charts
Preisentwicklung Weizen zur Lieferung im Mai an der CBOT

Quelle: CBOT
Der Preisverlauf gibt sehr deutlich die momentan starke Schwankungsanfälligkeit in dem Markt wieder, mit starken Preisgewinnen und ebenso starken Korrekturbewegungen.
Preisentwicklung Rough Rice zur Lieferung im Mai an der CBOT

Quelle: CBOT
Die Reis-Preisentwicklung beweist einen stabilen Aufwärtstrend, zwar spekulativ aber ebenso fundamental unterstützt. Denoch besteht auf diesem hohen Preislevel, die Möglichkeit einer zwischenzeitlichen Korrekturbewegung.



