Die Hexen feiern wieder: Heute ist großer Verfallstag an der Terminbörse

Freitag, 16.06.2017 07:02 von

An vier Freitagen im Jahr kommt es zu einem besonderen Ereignis im Aktienhandel: einem großen Verfallstag, an dem die Futures und Optionen mehrerer (Aktien-) Indizes an der Terminbörse innerhalb weniger Stunden verfallen. An diesem Tag schwanken die Aktienkurse oftmals wie verhext und werden dabei nicht von Unternehmensnachrichten oder der wirtschaftlichen Lage angetrieben, sondern von dem starken Handelsvolumen. Heute ist wieder "Hexensabbat".


Mit welchen Schwankungen müssen Anleger rechnen? - © weerapatkiatdumrong istock.com

Vier Mal im Jahr kommt es zu einem sogenannten ,,Großen Verfallstag‘‘ an der Terminbörse Eurex, der im Fachjargon auch als "Hexensabbat" bezeichnet wird. Ursprünglich wurde mit dem Hexensabbat das nächtliche, geheime Treffen der Hexen mit dem Teufel bezeichnet. Der Begriff stammt aus der Frühen Neuzeit. Der börsliche "Hexensabbat" fällt immer auf den dritten Freitag des dritten Monats eines Quartals. Dabei erstrecken sich die Verfallstermine an der Eurex über den ganzen Tag: Um 12:00 Uhr werden Futures und Optionen auf europäische Stoxx-Indizes fällig. Um 13:00 Uhr folgen dann die Futures und Optionen auf den Dax und den TecDax. Fünf Minuten später sind die gleichen Termingeschäfte des MDax dran. Kurz vor Börsenschluss, um 17:30 Uhr, verfallen dann alle Optionen auf Einzelaktien. Die Kursbewegungen der einzelnen Papiere sind an einem solchen Tag oft so gut wie nicht voraussehbar. Die Stunde vor dem endgültigen Verfallstermin wird auch Geisterstunde genannt.

Dax im Hexenrausch

Der börslichen "Hexensabbat" zeichnet sich meist durch ein stark erhöhtes Handelsvolumen aus - laut Manager Magazin ist mit einem doppelt so hohen Handelsvolumen zu rechnen wie an üblichen Börsentagen. Institutionelle Kunden, Investmentbanken und Händler, die größere Positionen an Futures oder Optionen halten, haben ein Interesse daran, durch Kauf oder Verkauf des jeweiligen Basiswertes dessen Kurs kurzfristig zu beeinflussen, um ihre Termingeschäfte zu optimieren. Zu den oben genannten Uhrzeiten werden die Abrechnungspreise der Terminkontrakte ermittelt, also der maßgebliche Indexstand oder Kurs beim zugrunde liegenden Basiswert, auf den sich der jeweilige Kontrakt bezieht. Um Verluste aus den Termingeschäften zu begrenzen oder Gewinne zu erhöhen kann es für die Händler sinnvoll sein, den Basiswert zu verkaufen oder einzukaufen - sofern die Ausgaben hierfür kleiner sind als der zu erwartende monetäre Nutzen bei den Termingeschäften.

Beim "Hexensabbat" steht für große Investoren also im Vordergrund, die Basiswerte ihrer Futures und Optionen für sie günstig zu beeinflussen. Ebenfalls versuchen Händler laufend, ihre Positionen zu korrigieren, die durch ungünstige Futures oder Optionen eventuell aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Dadurch kommt es auch vermehrt dazu, dass der Schlusswert des Dax erst nach wenigen Minuten Verzögerung feststeht.

Privatanleger sollten sich in Acht nehmen

Für private Anleger ist an einem "Hexensabbat"-Tag besondere Vorsicht geboten. Da die Kurse meist nicht vordergründig durch Unternehmens- oder Konjunkturnachrichten geprägt werden, kann der Handel für Privatanleger aufgrund möglicher hoher Kursschwankungen sehr risikobehaftet sein. Wer langfristig an den Erfolg bestimmter Aktien glaubt, in seinem Depot allerdings eine relativ enge Absicherung eingegangen ist, könnte ungewollt ausgestoppt werden, wenn es am Hexensabbat zu großen Kursschwankungen der Aktie kommt. Das unberechenbare Auf und Ab der Börsenkurse hält meist nicht lange an: Erfahrungsgemäß normalisiert sich der Handel bereits nach dem Wochenende wieder.

Kleine Verfallstage gibt es übrigens öfter, denn die Optionen auf Aktien und Indizes laufen monatlich aus. An diesen Tagen steht der Markt allerdings längst nicht so stark unter dem Einfluss des Terminhandels wie am "Hexensabbat". Dass am selben Tag auch die Futures fällig werden, passiert nur viermal im Jahr. Die Hexen feiern eben nur gelegentlich.

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