FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt wird sich in der neuen Woche voraussichtlich weiter stabilisieren und womöglich auch etwas nach oben laufen. Trotz politischer Unsicherheiten in Deutschland nach dem Aus für eine Jamaika-Koalition zwischen CDU/CSU, FDP und Grünen werden größere Abwärtsbewegungen aktuell nicht erwartet. Vielmehr rechnen die meisten Börsenexperten trotz des jüngsten Rückschlags im Dax
Die letzte November-Woche dürfte laut Portfoliomanager Manfred Rath von der KSW Vermögensverwaltung für den deutschen Leitindex "mit einer Seitwärtsbewegung in einer Range von etwa 3 Prozent zuende gehen, bevor wir dann zumindest eine kleine Jahresendrally sehen sollten". Dabei spielten für die Investoren Unternehmensberichte oder Konjunkturdaten eine zunehmend untergeordnete Rolle. "Die Halbwertszeit von Nachrichten ist momentan gering", so Rath. "Das hat sich zuletzt auch an den politischen Ereignissen gezeigt, die der Markt sehr rasch weggesteckt hat." Auch wenn momentan keiner weiß, wie eine neue Regierungsbildung in Deutschland vonstatten gehen wird, beunruhigt das die Anleger im Grunde nicht.
Vor dem Jahresende geht es laut Rath den Investoren letztendlich eher darum, noch auf den Konten liegendes Geld zu investieren. Denn: das Börsenjahr 2017 war stark gewesen und in den USA ist die nächste Zinserhöhung bereits absehbar. Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck Privatbankiers, untermauert diese Erwartung mit Fakten: "Historisch betrachtet legten Europas Aktienmärkte zwischen Thanksgiving und Weihnachten in drei von vier Jahren zu. Zusammen mit dem überzeugenden Konjunkturbild spricht dies durchaus noch für eine Jahresendrally in Richtung der alten Hochs von Dax & Co."
Dagegen hebt sich Analyst Markus Reinwand von der Helaba als einer der wenigen Skeptiker ab. Er warnt schon jetzt vor erheblichen Rückschlaggefahren und nennt Aktien auf dem aktuellen Niveau "teuer". Die Anleger sind seines Erachtens bereits "ausgesprochen sorglos" geworden, denn "fundamental gibt es für die kommenden Monate kaum Raum für Kurszuwächse".
Die zahlreichen starken Wirtschaftsdaten aus Deutschland, Europa oder den USA hält Reinwand inzwischen für eingepreist. In der neuen Woche stehen außerdem nur wenige Daten aus der ersten Reihe auf dem Programm. In den USA dürfte nur der am Freitag anstehende ISM-Einkaufsmanagerindex für die Industrie größere Beachtung finden, da seine Entwicklung einen recht hohen Gleichlauf mit der tatsächlichen Wirtschaftsentwicklung aufweist. Überraschungen werden aber nicht erwartet. An der sehr guten Industriestimmung dürfte sich kaum etwas geändert haben. In der Eurozone hingegen sollten vor allem die Verbraucherpreise am Donnerstag im Blick behalten werden.
Allgemein könnte zudem das ebenfalls für Donnerstag terminierte Treffen der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) in Wien Beachtung finden. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, haben sich das Kartell und Russland bereits auf Grundzüge einer Verlängerung der Öl-Förderbegrenzung bis Ende 2018 geeinigt. Seit der Einführung zu Beginn des Jahres schwankten zunächst die Ölpreise deutlich, bevor es seit dem Sommer nun tendenziell nach oben geht. Vor allem im vergangenen Jahr hatten sich die Entwicklungen am Ölmarkt immer wieder spürbar an den Aktienmärkten niedergeschlagen.
Unternehmensseitig wird es in Deutschland in der neuen Woche wohl ruhig bleiben. Nur wenige Nachzügler aus dem Kleinwerte-Index SDax
Mittlerweile ist auch wieder die Zeit der Index-Überprüfungen gekommen: Fest steht bereits, dass der Telekomanbieter Drillisch
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---
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