Die Skyline von Frankfurt am Main
Freitag, 24.03.2023 16:03 von | Aufrufe: 1769

WOCHENAUSBLICK: Dax bleibt im Spannungsfeld von Bankenkrise und Geldpolitik

Die Skyline von Frankfurt am Main ©pixabay.com

FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einigen turbulenten Handelstagen dürften es Anleger am deutschen Aktienmarkt in der neuen Börsenwoche etwas ruhiger angehen lassen. Dennoch ist kurzfristig weiter mit stärkeren Kursschwankungen zu rechen, da die Kernprobleme wie der Ukraine-Krieg, die hohe Inflation, steigende Leitzinsen sowie die Bankenkrise noch präsent sind. Immerhin zeigten sich Experten mehr oder weniger überrascht, wie robust sich die Aktienmärkte angesichts der jüngsten Bankenprobleme sowie Leitzinserhöhungen dies- und jenseits des Atlantik zuletzt präsentiert hatten.

Die Commerzbank-Analysten Andreas Hürkamp und André Sadowsky verwiesen dabei auf unerwartet gute Unternehmenszahlen, teilweise üppige Dividenden, eine sich relativ robust entwickelnde globale Konjunktur und die Hoffnung auf ein sinkendes Zinserhöhungstempo der Zentralbanken als Unterstützungsfaktoren. Hürkamp und Sadowsky sehen den Finanzsektor auch in der neuen Woche im Anlegerfokus angesichts einer Anhörung vor dem US-Senat zur Schieflage einiger Regionalbanken.

Analyst Daniel Schär von der Weberbank rechnet nach dem starken Jahresauftakt an den Börsen nun mit einer Phase, in der Risiken wieder differenzierter bepreist werden und höhere Kursschwankungen mit sich bringen. Zuletzt sei es zu einer stark stimmungsgetriebenen Neubewertung von Substanz- und Wachstumsaktien gekommen. "Während Substanzwerte, die stark im Finanz- und Energiesektor zu finden waren, unter Druck standen, erfuhren Wachstumsaktien durch die Hoffnung auf eine weniger restriktive Notenbankpolitik eine Aufwertung", stellte Schär fest.

Schär zufolge hat das Vertrauen in die Funktionalität und Sicherheit des internationalen Bankensystems durch die aktuellen Probleme einiger US-Regionalbanken und die Schieflage der Credit Suisse einen Rückschlag erlitten. Allerdings seien die Rahmenbedingungen deutlich anders als bei der Finanzkrise 2008: Nun sei das systemische Risiko begrenzt, da sich die Kapitalausstattung der Geldhäuser seit damals deutlich gebessert habe und die Notenbanken - anders als 2008 - dieses Mal schnell und offensiv gehandelt hätten, um Liquidität bereitzustellen.

Aktienstratege Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) sieht den Bankensektor derzeit ebenfalls weit besser aufgestellt als zur Finanzkrise. Er schließt aber nicht aus, dass nach der Credit Suisse demnächst ein weiteres Geldinstitut Probleme bekommen könnte. "Dabei versuchen die wichtigsten Notenbanken zwar einerseits die Finanzstabilität möglichst sicherzustellen, geben andererseits jedoch dem Kampf gegen die Inflation weiterhin den Vorrang über den Schutz der Konjunktur", bemerkte Streich. Die jüngsten Wirrungen an den Aktienmärkten betrachtet er als "temporären Betriebsunfall" und erwartet daraus für die künftige konjunkturelle Entwicklung eher keine negativen Konsequenzen.

Aus konjunktureller Sicht dürfte in der neuen Woche der Ifo-Geschäftsklimaindex am Montag mit Argusaugen beobachtet werden, der mehr oder weniger stabil zum Vormonat erwartet wird. Auch das Thema Inflation sollte den Commerzbank-Experten Hürkamp und Sadowsky zufolge auf dem Radarschirm der Investoren bleiben. Am Freitag steht die Bekanntgabe der Verbraucherpreise für März im Euroraum auf der Agenda. Dabei erwarten Hürkamp und Sadowsky einen deutlichen Rückgang von 8,5 Prozent im Vormonat auf 6,8 Prozent. Für die Kerninflation (etwa ohne die volatilen Energiepreise) rechnen sie jedoch mit einem unverändert hohen Niveau von 5,6 Prozent.

Von größerem Interesse sollte die Veröffentlichung des chinesischen Einkaufsmanagerindex für die Industrie am Freitag sein, von dem sich Experten nochmals eine leichte Verbesserung erwarten./edh/jsl/jha/

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---

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