Was hat die Griechenland-Krise verändert?
Montag, 06.07.2015 15:02 von | Aufrufe: 4147

Schwierige Zeiten für Anleger – was die Krisen verändert haben

Was hat die Griechenland-Krise verändert? - © Shutterstock/ PromesaArtStudio

Dies ist angesichts der Mini-Zinsen durchaus bemerkenswert, aber unter Umständen auch den turbulenten Jahren auf den Finanzmärkten sowie der drohenden Gefahr des „Grexits“ geschuldet. Im Folgenden soll deshalb aufgezeigt werden, wie sich die Krisen der letzten Jahre auf die Anleger ausgewirkt haben.

 

Die große Finanz-und Wirtschaftskrise 2008

Als sich im Sommer 2007 die große Immobilienkrise der USA abzeichnete, wussten viele Anleger noch nicht, welche Probleme dies nach sich ziehen würde. Kurze Zeit später platzte auch in Spanien die Immobilienblase aufgrund völlig fehlgeleiteter Investitionen. Da viele Finanzunternehmen und Banken durch Kreditausfallversicherungen, Zertifikate und andere Wertpapiere in die Märkte involviert waren, löste dies eine Welle an Problemen aus, die in der Geschichte beispiellos war. Einen der Höhepunkte stellte ganz klar der Zusammenbruch der großen US-Investmentbank Lehman Brothers dar, der zahlreiche Kleinanleger viel Geld kostete. Als im Jahr 2009 auch noch die drohende Staatspleite Griechenlands öffentlich wurde, sprach die Finanzwelt von einer neuen großen Depression.

 

Die wichtigsten Zahlen und Entwicklungen im Überblick:

  • Wertpapierverluste im Zuge der Krise erreichen 4 Billionen US-Dollar.
  • 10.000 deutsche Kleinanleger sind von der Lehman-Pleite betroffen. Die Verluste liegen im zweistelligen Millionenbereich
  • Die private Weserbank in Bremerhaven mit 2.800 Kunden muss von der Bafin geschlossen werden. Zahlreiche weitere Banken flüchten unter den Rettungsschirm.
  • DAX fällt von 8.000 Punkten (08.10.2007) auf 3.677 Punkte (09.03.2009)

 

Griechenlandkrise und drohender „Grexit“

Als Griechenland im Oktober 2009 seine wahre Finanzlage offenbarte und Hilfen von den EU-Partnern und dem IWF erbat, um eine drohende Staatsinsolvenz abzuwenden, glich dies einem Beben in der Finanzwelt. Die Renditen griechischer Staatsanleihen stiegen im Zuge von massiven Bonitätsabstufungen von 5-7% auf zeitweise über 50%, so dass das Land sich praktisch am Kapitalmarkt kein frisches Geld mehr besorgen konnte. Die Staatsverschuldung Griechenlands liegt aktuell bei über 316 Milliarden Euro. Für deutsche Anleger hat die Griechenland-Krise direkte und indirekte Folgen:

direkte Folgen

indirekte Folgen


ARIVA.DE Börsen-Geflüster

Kurse

3,897 %
-0,18%
Euribor 3 Monate Chart

Anleger mit griechischen Aktien fahren herbe Verluste ein.

Durch die prekäre Finanzlage liegt der Leitzins auch in Deutschland bei 0,05%.

Ein Investment in griechische Staatsanleihen ist hochriskant (auch indirekt über Fonds).

Die niedrigen Leitzinsen sorgen für Mini-Renditen bei sicheren Geldanlagen wie Tagesgeld und Festgeld.

Abbildung 2: Direkte und indirekte Folgen für deutsche Anleger durch die Griechenland-Krise

               

Ein Ausstieg Griechenland aus der Eurozone und der EU (Greek Exit= Grexit) wäre jedoch mit weiteren Problemen behaftet. Wer als Anleger Staatsanleihen von Griechenland hält, würde durch einen Schuldenschnitt wahrscheinlich auf den Großteil seines Kapitals verzichten müssen. Darüber hinaus steht Deutschland (damit der Steuerzahler) für Hilfskredite von über 50 Milliarden Euro gerade, die bei einem Grexit ausfallen könnten. Auf den deutschen Staatshaushalt kämen damit große Belastungen zu, die eventuell zu Steuererhöhungen führen könnten. Sollte der unwahrscheinliche Fall des sogenannten „Domino-Effekts“ eintreten, würde die Krise auf weitere Euro-Staaten übergreifen und die Währungsunion könnte mit unabsehbaren Folgen auseinanderbrechen. Dies wird von Finanzexperten mittlerweile jedoch als sehr unwahrscheinlich angesehen.

 

Beispielrechnung für entgangene Zinsgewinne von Privatanlegern:

Anlagebetrag:                                                    50.000 Euro

Festgeldzinssatz (Durchschnitt seit 2000):           2,33% p.a.

Festgeldzinssatz (Durchschnitt aktuell):              0,39% p.a.

Festgeldzinsen (Durchschnitt seit 2000):             1.165 Euro p.a.

Festgeldzinsen (Durchschnitt aktuell):                195 Euro               

Differenz:                                                          970 Euro

 

Durch die starken Zinsabfälle gehen gerade Kleinanlegern riesige Zinsgewinne verloren. Der Chef des Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, geht dabei von jährlichen Verlusten für deutsche Anleger von 60-70 Milliarden Euro aus. Unter Umständen dürfte dies mitunter sogar eine der schwerwiegendsten Folgen der großen Krise sein. 

 

Die Immobilienblase in Spanien – Geisterstädte und Verluste

Der spanische Immobilienmarkt galt zu Beginn der Krise ebenfalls als stark überhitzt, was größtenteils an der Gier der Akteure lag. Es wurden Siedlungen abseits kleiner Orte gebaut, die weit über den benötigten Kapazitäten lagen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Ort Atarfe (16.000 Einwohner) in Andalusien, der im Jahr 2006 Bauaufträge für Siedlungen genehmigte, die 70.000 Einwohnern Platz geboten hätten. Viele dieser Objekte wurden nie fertiggestellt und die privaten Anleger verloren ihr eingesetztes Kapital. Da zudem viele Kleinanleger in Immobilien investiert hatten, verschärfte dies die Wirtschaftskrise in Spanien und sorgte dafür, dass das Land Hilfskredite von über 40 Milliarden Euro beantragen musste. Mittlerweile hat sich der Immobilienmarkt jedoch wieder beruhigt und auch die spanische Wirtschaft ist mit einer geschätzten Wachstumsrate von 2,9% im Jahr 2015 wieder auf Kurs.

In Deutschland steigen die Immobilienpreise zwar seit Jahren ebenfalls, aber eine richtige Immobilienblase ist aktuell noch nicht abzusehen. Dennoch sollten Anleger gerade bei Objekten zur Vermietung vorher genau ausrechnen, ob sich ein solches Investment lohnt. So kann ein vermietetes Objekt mit einem Wert von 200.000 Euro und einer Kaltmiete von 600 Euro trotz Baufinanzierung durchaus interessanter sein als ein Tagesgeldkonto mit einer Verzinsung von 1,20% p.a. Zahlreiche Anbieter von Immobilienfinanzierungen stellen mittlerweile entsprechende Renditerechner zur Verfügung.

 

Fazit

Gerade Kleinanleger haben heute mitunter Schwierigkeiten, sichere und zugleich rentable Geldanlagen zu finden. Aufgrund der niedrigen Leitzinsen müssen Sparer aktuell jährlich Milliardenbeträge bei Anlageformen wie Sparbüchern, Tagesgeld und Festgeld abschreiben. Wer sich für riskantere Anlageoptionen interessiert, lebt hingegen aufgrund des Vertrauensverlustes durch die Krise in steter Angst, sein Kapital zu verlieren. Immobilien könnten in dieser Situation eine interessante Alternative darstellen, jedoch gibt es auch hier einige zu beachtende Aspekte. Zum einen könnte sich auch in Deutschland eine Immobilienblase entwickeln und zum anderen sollten Investitionen in diesem Bereich genau überlegt werden, da die hohen Immobilienpreise einige Objekte eher uninteressant machen.

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