Mehrere Stapel Euro-Münzen.
Mittwoch, 22.02.2017 11:16 von | Aufrufe: 256

ROUNDUP: Sorge um Euro-Zusammenhalt erfasst Finanzmärkte

Mehrere Stapel Euro-Münzen. pixabay.com

FRANKFURT (dpa-AFX) - Zunehmende Furcht vor einem Auseinanderbrechen des Euroraums schlägt sich immer stärker an den Finanzmärkten nieder. Die Anleger flüchten in als sicher geltende deutsche Staatspapiere und drücken die Renditen bei kurzer Laufzeit auf ein Rekordtief. Der Abstand zu Renditen anderer Euro-Länder wie Frankreich nimmt deutlich zu und der Euro gerät zunehmend unter Druck.

Die als besonders sicher geltenden deutschen Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit sind so gefragt wie nie. Die Rendite zweijähriger Papiere fiel am Mittwoch erstmals in der Geschichte unter minus 0,89 Prozent. Doch in anderen Ländern des Euroraums zeigt sich ein ganz anderes Bild. In Frankreich, Griechenland und Italien ist von rekordverdächtigen Niedrig-Renditen keine Spur. Das bedeutet: Der Abstand zwischen deutschen Renditen und denjenigen anderer Euro-Länder (Spread) steigt zum Teil deutlich.

"Die auffälligsten Verschiebungen sind nach wie vor in Deutschland und Frankreich zu beobachten", sagt Bernhard Gruenaeugl, Experte bei der Commerzbank (Commerzbank Aktie). Inzwischen liegt der entsprechende Spread zweijähriger Papiere fast bei einem halben Prozentpunkt. Zum Vergleich: Anfang des Jahres hatte er noch nahe null gelegen.

Auch bei den langen Laufzeiten machen sich die Sorgen um Frankreich bemerkbar. Für die Schuldenaufnahme über zehn Jahre muss Frankreich inzwischen mehr Rendite zahlen als Irland, die Slowakei und Lettland. Dabei schätzen Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit Irlands deutlich schlechter ein als die Frankreichs.

Inzwischen gilt Frankreich wegen eines möglichen Wahlsiegs der Euro-Gegnerin Marine Le Pen bei den im April beginnenden Präsidentschaftswahlen als einer der größten Wackelkandidaten im Euroraum. Die Politikerin des Front National hatte zuletzt abermals ihren Willen zum Euro-Austritt Frankreichs bekräftigt. Umfragen zufolge ist es sehr wahrscheinlich, dass Le Pen im ersten Wahlgang gewinnen und somit in die Stichwahl kommen wird. Dass sie dort auch die Nase vorn haben wird, gilt zwar als unwahrscheinlich, nicht aber als ausgeschlossen.

Unterdessen hat sich die Lage in Griechenland - mit weitem Abstand das Euro-Land, das die höchsten Risikoaufschläge auf Staatsanleihen hinnehmen muss - trotz offener Fragen zu weiteren Hilfskrediten wieder etwas entspannt. Die Renditen auf griechische Staatspapiere fielen diese Woche wieder, nachdem sie zuvor kräftig gestiegen waren. Die Euro-Finanzminister einigten sich am Montag darauf, die Kontrollen der jüngsten Reformfortschritte in Athen fortzusetzen. Im Anschluss daran könnten weitere Hilfsgelder ausgezahlt werden. Außerdem schien zuletzt eine Beteiligung des Internationalen Währungsfonds (IWF) an den Hilfen wieder wahrscheinlicher.

Neben Griechenland sind die Spreads zu zweijährigen deutschen Staatsanleihen noch in Litauen, in den ehemaligen Krisenländern Spanien und Portugal sowie in Italien höher als in Frankreich. Italien gilt wegen fauler Kredite im Bankensektor und wegen der instabilen politischen Lage derzeit sogar als größter Wackelkandidat im Euroraum. Vom Marktforschungsunternehmen Sentix befragte Anleger schätzten zuletzt die Euro-Austrittswahrscheinlichkeit für Italien am höchsten ein. Dementsprechend weisen zweijährige Staatspapiere aus Italien mit fast einem Prozentpunkt derzeit nach dem Sonderfall Griechenland den zweitgrößten Risikoaufschlag gegenüber deutschen Papieren auf.

Auch am Devisenmarkt machen sich die Sorgen um den Euro-Zusammenhalt bemerkbar. Am Mittwoch fiel die Gemeinschaftswährung erstmals seit sechs Wochen zwischenzeitlich unter 1,05 US-Dollar und das, obwohl die Stimmung der Unternehmen im Euroraum am Vortag veröffentlichten Zahlen zufolge so gut ist wie seit fast sechs Jahren nicht mehr. Auch ein überraschend aufgehelltes Ifo-Geschäftsklima konnte dem Euro am Mittwoch keinen Auftrieb geben. Allerdings ist der Druck auf die Gemeinschaftswährung auch auf einen starken Dollar (Dollarkurs) aufgrund gestiegener Zinserhöhungserwartungen in den USA zurückzuführen./tos/jkr/fbr


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