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Sonntag, 04.10.2020 17:06 von | Aufrufe: 230

ROUNDUP 3: Mehr als 100 000 Menschen protestieren gegen Lukaschenko in Belarus

Belarus-Flagge pixabay.com

MINSK/BRÜSSEL (dpa-AFX) - Mehr als 100 000 Menschen haben bei der achten großen Sonntagsdemonstration in Folge in Belarus (Weißrussland) gegen Machthaber Alexander Lukaschenko protestiert. Der Zustrom unerschrockener Menschen bei den größten und längsten Protesten in der Geschichte des Landes sei ungebrochen, hieß es am Sonntag in der Hauptstadt Minsk. Lukaschenkos Machtapparat setzte einmal mehr auch die Armee und Panzerfahrzeuge ein, um die Menschen abzuschrecken. In Minsk kamen Wasserwerfer zum Einsatz, wie die Behörden bestätigten.

Uniformierte in Sturmhauben und ohne Erkennungszeichen gingen erneut brutal gegen die friedlichen Demonstranten bei der nicht genehmigten Kundgebung vor. Schon zu Beginn der traditionellen Nachmittagsdemonstration gab es zahlreiche Festnahmen, darunter waren auch Journalisten. Der Protest war diesmal den politischen Gefangenen im Land gewidmet. Die Menschen forderten die Freilassung der Inhaftierten. Auch in anderen Städten des Landes gab es Aktionen.

Die Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja, die aus Sicht der Demokratiebewegung die wahre Siegerin der Präsidentenwahl vom 9. August ist, ruft aus ihrem Exil zu den Massenprotesten auf. Trotz des beispiellosen Drucks mit Festnahmen und starkem Aufgebot an Einsatzkräften gelinge es dem Machtapparat nicht, den Freiheitsdrang der Menschen zu brechen. Zugleich beklagte sie, dass es ein weiteres "Opfer des Regimes" Lukaschenko gebe.

Im Gefängnis starb, wie die Behörden bestätigten, ein 41-jähriger Mann. Nach offiziellen Angaben war er aus einem Doppelstockbett gefallen und hatte sich dabei tödliche Verletzungen zugezogen. Dagegen warf Tichanowskaja den Behörden "Lügen" vor. Ärzte hätten eine eingeschlagene Schädeldecke mit offenem Schädelbruch, gebrochene Rippen und Blutergüsse sowie andere Verletzungen am Körper des Mannes festgestellt, sagte sie.

Seit der umstrittenen Präsidentenwahl Anfang August gehen die Menschen regelmäßig gegen Lukaschenko auf die Straße. Der 66-Jährige hatte sich mit 80,1 Prozent der Stimmen für eine sechste Amtszeit bestätigen lassen. Die EU erkennt das Wahlergebnis aber nicht an. Menschenrechtler werfen dem Machtapparat Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. Es gab bereits mehrere Tote, Hunderte Verletzte und mehr als 10 000 Festnahmen.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell kritisierte das Vorgehen der Regierung scharf. "Die EU unterstützt weiter das demokratische Recht des belarussischen Volkes, seinen Präsidenten durch neue freie und faire Wahlen zu bestimmen", erklärte er am Sonntag in Brüssel.

Bei ihrem Sondergipfel in der letzten Woche hatten die Staats- und Regierungschefs die Gewalt verurteilt und Sanktionen gegen Personen aus dem Umfeld Lukaschenkos beschlossen - daraufhin kündigten die Behörden in Belarus an, ihrerseits EU-Diplomaten und Journalisten auszuweisen. Dass Polen und Litauen nun ihre Botschafter aus Minsk abziehen sollten, nannte Borrell "unbegründet und bedauerlich": "Es ist gegen die Logik des Dialogs und wird die Isolation der Machthaber in Minsk nur noch verstärken."/mau/DP/edh


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