Die Allianz-Arena in München hat ihren Namen durch ein Namenssponsoring der Allianz SE erhalten, einem der weltweit größten Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen.
Freitag, 30.11.2018 16:36 von | Aufrufe: 1717

ROUNDUP 3: Allianz plant europäischen Online-Versicherer - Mehr Gewinn bis 2021

Die Allianz-Arena in München hat ihren Namen durch ein Namenssponsoring der Allianz SE erhalten, einem der weltweit größten Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen. ©Wolfgang Manousek https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/deed.de

(neu: Startdatum und Details zu neuem Direktversicherer und Gewinnzielen, Aussagen aus Telefonkonferenz, aktualisierte Aktienreaktion)

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Einfachere Verträge und einheitliche Angebote für ganz Europa: Die Allianz (Allianz Aktie) will einen neuen Online-Versicherer starten und ihren Gewinn in den nächsten Jahren weiter steigern. "Wir wollen ein einheitliches Angebot für die Kunden über ganz Europa hinweg", sagte Allianz-Chef Oliver Bäte am Freitag beim Kapitalmarkttag des Konzerns in München. Für Kunden und Mitarbeiter soll es einfacher werden, und die Kosten sollen sinken. Auch ein Stellenabbau sei möglich. "Dieser ist aber nicht das Ziel", sagte Bäte.

An der Börse konnte die Allianz mit ihren Finanzzielen für die kommenden Jahre nicht überzeugen. Die Aktie verlor schon am Morgen an Wert und lag am Nachmittag als einer der schwächeren Dax-Werte zuletzt mit 1,14 im Minus bei 187,00 Euro. Nach Ansicht von UBS-Analyst Jonny Urwin bewegten sich die Gewinnziele zwar im Rahmen der Erwartungen; die Vorgabe für die Kapitalstärke trübt aber aus seiner Sicht das Bild.

Das operative Ergebnis soll zwischen 2018 und 2021 im jährlichen Schnitt um mehr als vier Prozent wachsen, wie Finanzchef Giulio Terzariol ankündigte. Grundlage dafür ist ein operativer Gewinn von 11,1 Milliarden Euro - die Mitte der bisherigen Zielspanne für 2018. Die Spanne reicht insgesamt von 10,6 bis 11,6 Milliarden Euro. Terzariol stellte klar, dass die Allianz hier im laufenden Jahr den oberen Bereich erreichen könnte.

Auch unter dem Strich will die Allianz ihr Ergebnis weiter steigern. Für den Gewinn je Aktie peilt der Vorstand zwischen 2019 und 2021 ein jährliches Plus von im Schnitt mehr als fünf Prozent an. Die Eigenkapitalrendite soll auf mehr als 13 Prozent steigen. Dabei sind nicht realisierte Gewinne und Verluste aus festverzinslichen Wertpapieren sowie aktivierte Abschlusskosten für Verträge herausgerechnet. Die Schwelle von 13 Prozent hatte die Allianz zuletzt im Jahr 2014 erreicht.

Seinen Gewinn je Aktie hatte der Konzern allerdings auch nach oben getrieben, indem er zuletzt für Milliardensummen eigene Aktien zurückkaufte und so die Zahl der Anteilsscheine senkte. Vorstandschef Bäte schloss nicht aus, dass der Konzern diese Strategie in den nächsten Jahren beibehält: "Wir werden Überschusskapital entweder einsetzen oder an die Aktionäre zurückgeben." Laut Terzariol würde der Gewinn je Aktie in diesem Fall eher um mehr als 6 Prozent pro Jahr wachsen.

Allerdings will die Allianz ihr Geld lieber für Übernahmen als für Aktienrückkäufe ausgeben, betonte der Finanzchef. Zuletzt hatte der Konzern dabei nur mäßigen Erfolg. Seit 2016 gab er nach eigenen Angaben vier Milliarden Euro für Zukäufe aus, den Großteil für den Kreditversicherer Euler Hermes und den britischen Versicherer Liverpool Victoria. Mehrfach hielt Bäte die verlangten Preise für interessante Unternehmen für zu hoch.

Die Allianz sitzt nach wie vor auf einem dicken Kapitalpolster. Die für Versicherer maßgebliche Solvency-II-Quote stieg von 2015 bis Ende September 2018 von 200 auf 229 Prozent. Für die Zeit bis 2021 hat sich die Allianz-Führung nun "mehr als 180 Prozent" zum Ziel gesetzt - was an der Börse nicht gut ankam. Auch Finanzchef Terzariol äußerte Zweifel an diesem Ziel, das er von seinen Bilanzfachleuten erhalten habe. "Ich halte es für konservativ", sagte er. So oder so läge die Allianz weit über der vorgeschriebenen Mindestquote von 100 Prozent.

Um die Gewinne weiter zu steigern und mehr neue Kunden zu gewinnen will der Vorstand das Sachversicherungsgeschäft deutlich vereinfachen - und einen europäischen Online-Versicherer gründen. Starten soll die Direktversicherung unter dem Namen Allianz Direct bis Ende 2019 mit Kfz-Policen in Deutschland, den Niederlanden, Italien und Spanien. Weitere Länder sollen folgen. Dort soll deutlich weniger Geld für Verwaltungskosten draufgehen. "Wir wollen unseren Kollegen zeigen, wo wir im Altgeschäft bei unseren Kosten hin müssen", sagte Bäte.


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Der neue Direktversicherer soll bis Ende 2019 an den Start gehen und die etablierten Vertriebskanäle über Vertreter nicht gefährden. "Es wird null Kannibalisierung geben", betonte Bäte. Daher sei es ein Märchen, dass eigene Online-Angebote den eigenen Vertretern die Kunden wegschnappten. In den meisten Privatkundenbereichen habe die Allianz nur einen Marktanteil von unter 15 Prozent. Bei der Allianz ist das ein heikles Thema. Im vergangenen Jahrzehnt hatte sie einen ersten Versuch mit einem Online-Versicherer wegen heftigen Widerstands der um Einkommen und Jobs fürchtenden Vertreter wieder eingestellt.

Jetzt steht das digitale Angebot wieder verstärkt im Fokus - samt dem einfachen Abschluss auf Mobilgeräten wie Smartphones. Statt wie bisher in jedem Land bestehende Verträge, Computerprogramme und Abläufe von Jahr zu Jahr mitzuschleppen, sollen die Produkte von Allianz Direct von Grund auf zentral entwickelt und organisiert werden. Separate Systeme für kleinere Bereiche will Bäte auch im restlichen Geschäft möglichst loswerden. In den einzusparenden Kosten liege ein "massives Gewinnpotenzial".

Trotzdem schwebt ihm nach eigener Aussage kein rein maschineller Versicherer vor. "Das wird nicht das mitarbeiterfreie Unternehmen. Aber es nimmt die Komplexität heraus, die die Menschen weder im Unternehmen noch außerhalb haben wollen." Die Beschäftigten könnten sich dadurch stärker um die Kunden und deren Anliegen kümmern statt um komplizierte Abläufe./stw/cho/elm/she

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