Samstag, 04.02.2023 19:05 von dpa-AFX | Aufrufe: 359

ROUNDUP 2/Zerwürfnis zwischen USA und China: Spionageballon oder höhere Gewalt?

Die New Yorker Freiheitsstatue. New York ist die Börsenmetropole der Vereinigten Staaten. pexels.com

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WASHINGTON/PEKING (dpa-AFX) - Die Spionagevorwürfe um den chinesischen Beobachtungsballon über den USA entwickeln sich zu einer schweren Belastung der ohnehin angeschlagenen Beziehungen. US-Außenminister Antony Blinken nannte das Eindringen des "Überwachungsballons" in den Luftraum der USA "inakzeptabel" und "unverantwortlich". China wies die Vorwürfe am Samstag entschieden zurück, sprach von einem Forschungsballon, der durch "höhere Gewalt" vom Kurs abgekommen sei.

"Wir akzeptieren keine grundlosen Spekulationen und Stimmungsmache", zitierte das Pekinger Außenamt am Samstag den obersten Außenpolitiker Wang Yi aus seinem Telefongespräch am Vortag mit Blinken. Der US-Außenminister hat seinen für Sonntag erwarteten Besuch in Peking abgesagt. Es wäre der erste Besuch eines US-Außenministers in China seit 2018 gewesen. Auch hatte Blinken nach Medienberichten von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping empfangen werden sollen.

Zwar waren die Erwartungen an den Besuch nicht groß, doch gab es Hoffnungen, dass er zu einer Beruhigung in den turbulenten und schwierigen Beziehungen führt. Blinken unterstrich, dass die USA die Kommunikationskanäle zu Peking offenhalten wollten und der Besuch bald nachgeholt werden solle, "wenn die Bedingungen es erlauben". Die Welt erwarte, dass die USA und China ihre Beziehungen verantwortungsvoll handhabten, sagte Blinken in Washington.

Die Ankündigung des Besuchs war das vielleicht einzig greifbare Ergebnis des Gipfeltreffens zwischen US-Präsident Joe Biden und Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping am Rande des Gipfels der großen Wirtschaftsmächte (G20) im November auf der indonesischen Insel Bali. Die Ballon-Affäre überschattet jetzt aber auch die Vorbereitungen für den Auftritt von Biden am Dienstag im Kongress, wo er seine jährliche Rede zur Lage der Nation halten wird.

Während sich Biden bisher nicht zu dem Ballon geäußert hat, gerät seine Regierung zunehmend unter Druck. Es gab auch Forderungen, den Ballon abzuschießen. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Repräsentantenhaus, der Republikaner Michael McCaul, sagte, der Ballon hätte niemals in den US-Luftraum eindringen dürfen. Ex-Präsident Donald Trump forderte: "Schießt den Ballon ab." Das Pentagon erteilte dem aber vorerst eine Absage. Die herabfallenden Trümmer könnten eine Gefahr für Menschen am Boden darstellen.

US-Republikaner forderten eine noch härtere Gangart gegenüber China. Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, mahnte, Biden dürfe zu der "dreisten Missachtung der US-Souveränität" nicht schweigen. Ex-Pentagon-Chef Mark Esper, der unter Trump im Amt war, sprach im TV-Sender CNN von einer "dreisten Aktion". "Die Chinesen spionieren uns schon seit Jahrzehnten aus." Die USA müssten klarmachen, dass sie sich das nicht gefallen ließen.

Das Verhältnis der beiden Rivalen ist äußerst angespannt. China wirft den USA vor, seinen Aufstieg eindämmen zu wollen und einen neuen Kalten Krieg zu verfolgen. Für Streit sorgen Chinas Rückendeckung für Russlands Krieg in der Ukraine, Ansprüche Pekings im Südchinesischen Meer, der Handelskrieg, US-Exportkontrollen für Hochtechnologie sowie die Drohungen gegenüber dem demokratischen Taiwan, das Peking als Teil der Volksrepublik ansieht. Ein hoher US-General hielt jüngst einen Krieg mit China um Taiwan schon 2025 für möglich./lw/DP/mis

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