Ein Bauer bei der Feldarbeit (Symbolbild).
Donnerstag, 02.08.2018 17:00 von | Aufrufe: 446

ROUNDUP 2: Wie Bauern im Ausland mit Dürre und Hitze umgehen

Ein Bauer bei der Feldarbeit (Symbolbild). pixabay.com

(Der Text wurde mit weiteren Einschätzungen aus dem Bundesagrarministerium sowie des Großhändlers Agravis und mit der Situation in der Schweiz und den Niederlanden ergänzt.)

BERLIN (dpa-AFX) - Wann kommt der Regen? In Deutschland und vielen EU-Staaten hoffen Bauern darauf - in etlichen anderen Ländern wollen sie, dass er endlich aufhört. Viele klagen über Ernteausfälle, alle suchen nach Lösungen. Klimaforscher gehen davon aus, dass es künftig häufiger längere Hitzewellen und heftigen Niederschlag geben wird. Und das klassische Getreide-Exportland Deutschland dürfte 2018 wohl erstmals seit mindestens zehn Jahren mehr importieren als ausführen, wie der Agrarhandelskonzern Agravis schätzt. Nun wird das knappe deutsche Getreideangebot hauptsächlich fürs Inland benutzt.

Doch auch die drei Länder, aus denen Deutschland am meisten Agrarprodukte einführt, leiden gerade unter Hitze und Dürre. So ist auch die im Ausland geerntete Getreidemenge kleiner, wodurch der Preis steige, erklärt Europas größter Agrarhändler Baywa (BayWa Aktie) in München.

Welche genauen Auswirkungen die knappere Ernte auf den Preis von Lebensmitteln in Deutschland haben wird, kann das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft noch nicht sagen. Tendenziell könnten aber Produkte aus knappen Rohstoffen, die nur wenig oder gar nicht verarbeitet zum Endverbraucher gelangen, teurer werden. Bei anderen Produkten, beispielsweise Brot, sei das anders.

- Einfuhrland Nummer eins, die NIEDERLANDE, wurde davon überrascht. Die Nachbarn kämpfen eigentlich seit Jahrhunderten gegen Wasser, denn das Land liegt zu mehr als einem Drittel unter dem Meeresspiegel. Experten sind der Ansicht, dass man sich zu wenig auf Perioden von Trockenheit vorbereitet habe. Überschüssiges Wasser hätte gesammelt werden müssen. Die Niederlande fürchten einen Mangel an Süßwasser und haben den Bauern untersagt, ihre Felder zusätzlich zu bewässern. So klagen die Ackerbauern nun, dass ihre Kartoffelernte in Gefahr sei.

- Auch Importland Nummer zwei, FRANKREICH, schränkte die Wassernutzung der Bauern in Teilen des Landes ein. Die Trockenheit ist dort aber laut Angaben des Agrarministeriums weniger kritisch als im Vorjahr. Die Regierung zahlt betroffenen Bauern Entschädigungen, allerdings müssen diese das Ende der Ernte im Herbst abwarten. 2017 finanzierte Frankreich Hilfen im Wert von knapp 52 Millionen Euro. 2015 waren es 180 Millionen Euro, damals wurde in etwa jedem dritten der 96 Départements im Mutterland eine Dürrekatastrophe festgestellt.

- Das drittwichtigste Importland POLEN entschied in dieser Woche, seinen Bauern dieses Jahr mit 187 Millionen Euro zu helfen. Geld erhalten sollen Landwirte, wenn mindestens ein Drittel ihrer Ernte beschädigt wird. Zurzeit herrscht auf mehr als 60 Prozent der Anbauflächen Dürre. Auch der von Deutschland oft importierte Mais sowie Getreide sind vom Wassermangel bedroht und knapper, warnte das Institut für Agrarwirtschaft.

- Auch Teile der SCHWEIZ leiden unter Trockenheit. Bauer Köbi Büsser etwa sagte der Zeitung "Blick", dass er seinen Kühen auf einer Alm auf 1450 Metern Höhe Wasser mit dem Lastwagen bringen muss, weil seine Quelle fast versiegt ist. Auch füttert er sie mit Heu, das für den Winter gedacht war, weil kaum noch etwas wächst. Weder er noch sein Vater habe je einen so trockenen Sommer erlebt, auch im Hitzejahr 2003 nicht.

- In GROSSBRITANNIEN herrscht laut Meteorologen gerade der trockenste Sommer seit mehr als 50 Jahren. Und die Bauern klagen nicht nur, dass ihre einst saftigen Wiesen inzwischen so braun wie Biskuits seien, sondern auch, dass ihnen für die restliche Ernte schlicht die Helfer fehlten. Denn diese kamen meist aus Osteuropa, zogen inzwischen wegen des geplanten Brexits jedoch in andere EU-Länder.


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- Im Süden Europas hingegen waren die Temperaturen bisher vergleichsweise mild. Zudem regnete es seit diesem Frühjahr viel. Unwetter haben viele Maisfelder, Weinberge, Kartoffelfelder und Tomatenpflanzen in ITALIEN zerstört, wie der Landwirtschaftsverband Coldiretti mitteilte. Im Süden des Landes etwa liege die Pfirsich-Ernte 20 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres. Auch Landwirtschaftsverbände in SPANIEN klagen über dieses Problem.

An die Hitze haben sich viele spanische und italienische Bauern gut angepasst. In mehreren italienischen Ställen kühlen Klimaanlagen die Kühe, damit sie auch im Sommer viel Milch geben. Spanische Landwirte bauen hitzeliebende Pflanzen wie Orangen, Kakis und Erdbeeren an.

In heißen Regionen braucht die Landwirtschaft jedoch besonders viel Wasser. In Spanien etwa wird mehr als die Hälfte des Territoriums landwirtschaftlich genutzt. Gleichzeitig verbraucht der Agrarsektor mehr als 80 Prozent des Wassers. Umweltschützer werfen der Regierung in Madrid schlechtes Wasser-Management und mangelnde Vorsorge vor.

- Auch in Zentralamerika herrscht gerade eine schlimme Dürre. In EL SALVADOR etwa gehen nach Einschätzung des Zivilschutzes deswegen fast 90 Millionen Kilo Mais verloren. Das Land bittet um internationale Hilfe.

- In ARGENTINIEN ist der Sommer zwar schon vorbei, weil das Land auf der Südhalbkugel liegt. Doch die Dürre dürfte bei Landwirten und verarbeitendem Gewerbe Schäden von mehreren Milliarden Euro verursacht haben. Die Regierung hat den Bauern zwar einen einfacheren Zugang zu Krediten angekündigt. Diese klagen jedoch wie die deutschen Landwirte, dass Hilfe zu langsam ankomme und nicht ausreiche.

- In anderen Regionen der Erde haben Bauern genau mit dem Gegenteil zu kämpfen. In Südostasien herrscht gerade Monsunzeit. Dort flutet der Regen viele Felder und Farmen. So gibt die Regierung in THAILAND Opfern jedes Jahr Geld. 2011 etwa war ein Großteil des Landes unter Wasser. Betroffene Bauern erhielten Entschädigungen im Wert von umgerechnet rund 130 bis 770 Euro pro Kopf./asg/DP/tos

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