(neu: Aussagen aus Telefonkonferenz zu Marktanteilen und Flugscham-Auswirkungen, Analystenstimme, aktualisierter Aktienkurs)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Preisschlacht mit Ryanair
An der Börse lösten die Nachrichten einen weiteren Kursrutsch aus. Der Kurs der Lufthansa-Aktie sackte zwischenzeitlich um mehr als sieben Prozent auf 14,01 Euro ab. Das war der tiefste Stand seit mehr als zwei Jahren, bevor die Lufthansa-Aktie nach der Pleite der langjährigen Rivalin Air Berlin zu einem fulminanten Höhenflug angesetzt hatte. Seit ihrem Rekordhoch von 31,26 Euro Anfang 2018 hat sich der Aktienkurs auf zuletzt 14,165 Euro inzwischen mehr als halbiert.
Die Aussagen des Vorstands betonten vor allem die Risiken, schrieb Analyst Stephen Furlong vom irischen Analysehaus Davy Research. Es werde immer wahrscheinlicher, dass das zweite Halbjahr bei der Lufthansa nochmals hinter den ersten sechs Monaten zurückbleibe.
Größtes Sorgenkind des Konzerns ist die Billigtochter Eurowings. Sie hat einen Großteil der gescheiterten Air Berlin geschluckt und soll als drittgrößter Billigflieger Europas die Heimatmärkte des Lufthansa-Konzerns gegen die Rivalen Ryanair, Easyjet
Nachdem die Lufthansa im typischerweise reiseschwachen ersten Quartal tief in die roten Zahlen gerutscht war, setzte sich der Abwärtstrend im zweiten Jahresviertel fort. So erzielte der Konzern von April bis Juni mit 9,6 Milliarden Euro zwar rund vier Prozent mehr Umsatz als ein Jahr zuvor. Doch der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) ging um ein Viertel auf 754 Millionen Euro zurück. Alle Sparten verzeichneten Rückgänge. Eurowings und die Frachttochter Lufthansa Cargo schrieben im Tagesgeschäft sogar rote Zahlen.
Unterdessen sackte der Überschuss der Lufthansa gar um 70 Prozent auf 226 Millionen Euro ab, weil der Dax-Konzern infolge eines Urteils des Bundesfinanzhofs eine hohe Steuerrückstellung für frühere Jahre bilden musste. Während der operative Gewinn in etwa so hoch ausfiel wie von Analysten erwartet, hatten die Experten beim Nettogewinn mit einem geringeren Rückgang gerechnet. Für das erste Halbjahr steht unter dem Strich diesmal sogar ein Verlust von 116 Millionen Euro.
Seine Erwartungen für das laufende Jahr hatte der Vorstand schon Mitte Juni zusammengestrichen. Er geht nun weiterhin von einem operativen Gewinn zwischen 2,0 und 2,4 Milliarden Euro aus. Ursprünglich hätten es 2,4 bis 3,0 Milliarden Euro werden sollen - nach 2,8 Milliarden im vergangenen Jahr. Trotz des Rückgangs will sich das Management bemühen, den Anteilseignern für 2019 eine stabile Dividende von 80 Cent je Aktie auszuschütten.
Als Stütze des Geschäfts erweisen sich bislang die Langstreckenflüge der Marken Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines. Vor allem auf den Strecken nach Nordamerika und Asien entwickelten sich Nachfrage und Ticketpreise sehr positiv, hieß es. Doch auch hier warnte das Management vor einer allgemein schwächeren Wirtschaftsentwicklung, die vor allem die kurzfristigen Buchungen in der Business und First Class beeinträchtigen könnten. Die Buchungen für die Zeit ab Ende des Sommers sei bisher kaum einzuschätzen, sagte Svensson.
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Die Flüge auf den Europastrecken sind der Lufthansa zufolge zwar weiterhin stark gefragt. Doch angesichts von Ticketpreisen von teilweise unter fünf Euro bei der Konkurrenz schauten die Kunden genau aufs Geld. Von einer Zurückhaltung umweltbewusster Kunden aus sogenannter Flugscham sei nichts zu spüren, sagte der Schwede Svensson. Die Ticketpreise seien nicht wegen fehlender Nachfrage unter Druck, sondern wegen eines Überangebots an Flügen. Eurowings hat den Ausbau ihres Flugangebots in diesem Jahr deshalb bereits gestoppt.
Doch ausländische Anbieter drängen weiter auf den deutschen Markt. Inzwischen werfen sich Lufthansa und Europas größter Billigflieger Ryanair gegenseitig vor, mit Schnäppchenangeboten die Preise kaputt zu machen. Während Lufthansa-Chef Carsten Spohr Tickets für unter zehn Euro für "ökologischen und ökonomischen Wahnsinn" hält, wirbt die österreichische Ryanair-Tochter Laudamotion immer wieder mit Preisen unter dieser Schwelle.
Als Reaktion auf die Verluste bei Eurowings stutzt Konzernchef Spohr die Billigtochter deutlich zurecht. Eurowings muss die Verantwortung für ihre Langstreckenflüge an den Mutterkonzern abgeben, und die belgische Brussels Airlines wird doch nicht in die Billigtochter integriert. Ein Sparprogramm soll die Stückkosten bei Eurowings bis 2022 um 15 Prozent senken. Mit schwarzen Zahlen im Tagesgeschäft rechnet der Vorstand bei Eurowings inzwischen erst im Jahr 2021 - statt schon 2019, wie noch im Frühjahr gedacht./stw/ceb/mne/mis
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