Ein Gabelstapler in einem Lager. (Symbolfoto)
Freitag, 12.08.2022 16:01 von | Aufrufe: 730

ROUNDUP 2: Jungheinrich mit starker Auftragslage und hohen Kosten

Ein Gabelstapler in einem Lager. (Symbolfoto) © simonkr / E+ / Getty Images http://www.gettyimages.de

(neu: Zitate aus Interview mit Finanzchef, Aktienkurs aktualisiert, Details)

HAMBURG (dpa-AFX) - Der Gabelstapler-Hersteller Jungheinrich sieht sich weiter mit Herausforderungen konfrontiert. Die mit Abstand größte seien die angespannten Lieferketten, sagte Finanzchef Volker Hues der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Freitag anlässlich der Vorlage der Halbjahreszahlen in Hamburg. Diese führen dazu, dass Jungheinrich seinen Auftragsbestand kaum abbauen kann. In Reaktion darauf hat das Unternehmen in den vergangenen Monaten hohe Vorräte angelegt, die aber auch Kapital binden. Das Management bestätigte vor dem Hintergrund der anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten die Prognose für das Gesamtjahr.

"Der Mangel an Elektronikkomponenten ist nach wie vor ein großes Problem", sagte Hues. Um überhaupt produktionsfähig zu bleiben, habe Jungheinrich deshalb auch Teile am Spotmarkt gekauft, was unter normalen Bedingungen unüblich sei. Und eine Besserung ist wohl nicht in Sicht: "Wir haben eine Visibilität von ein bis zwei Quartalen und zum jetzigen Zeitpunkt erwarte ich nicht, dass sich die Materialversorgung von Elektroteilen bis Ende des Jahres signifikant verbessert."

Die Hamburger konnten sich zur Mitte des Jahres zwar über eine weiter hohe Nachfrage freuen. Der Auftragseingang konnte im ersten Halbjahr leicht verbessert werden und betrug knapp 2,5 Milliarden Euro. Der Umsatz stieg um fast elf Prozent auf 2,2 Milliarden Euro und fiel damit etwas besser aus als von Analysten erwartet. Wachstumstreiber waren laut Unternehmenschef Lars Brzoska die Nachfrage nach Jungheinrichs Automatiksystemen sowie das Miet- und Gebrauchtgeräte-Geschäft.

Gleichzeitig blieb der Auftragsbestand wegen des Materialmangels hoch. Finanzchef Hues betonte im Gespräch, dass es bei dem Mangel an Elektronikkomponenten um die schlichte Verfügbarkeit gehe. "Das ist der Unterschied zum Beispiel zum Stahl, bei dem es um den Preis geht. Wenn man da bereit ist, mehr zu bezahlen, bekommt man auch welchen", sagte der Manager. In den vergangenen Wochen war der Stahlpreis wieder etwas niedriger, sodass Hues zumindest an dieser Kostenstelle eine gewisse Entspannung beobachtet.

Angesichts der hohen Kosten für Energie und Logistik ging in den ersten sechs Monaten allerdings die Marge zurück. Von den Erlösen blieben als operativer Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit rund 162 Millionen Euro etwas weniger als ein Jahr zuvor. Das entspricht einer Marge von 7,4 Prozent, nach 8,5 Prozent. Dabei fiel der Kostendruck im zweiten Quartal nicht ganz so stark aus, wie von Analysten befürchtet. Die Profitabilität des Staplerherstellers sei in einem schwierigen Umfeld gut gewesen, schrieb Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Bank. Unter dem Strich verdiente Jungheinrich gut 103 Millionen Euro und damit fast 15 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.

Die im MDax notierten Jungheinrich-Vorzugsaktien gaben am Freitag leicht nach, erreichten aber zuvor den höchsten Stand seit März. Die 48 Millionen Vorzugsaktien machen knapp die Hälfte des Jungheinrich-Aktienkapitals aus. Der Rest sind Stammaktien, die Eigentum der Erben des Firmengründers sind.

Der anhaltenden Materialknappheit versucht Jungheinrich unterdessen mit Vorräten entgegenzuwirken. Diese binden aber viel Kapital und beeinflussen den Barmittelfluss. Im ersten Halbjahr rutschte der Free Cashflow ins Negative und betrug minus 270 Millionen Euro, nach Zuflüssen von 84 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Hues sieht darin kein Problem: "Wir haben uns als Vorstand bewusst für die hohen Vorratsbestände entschieden und ich halte das auch nicht für kritisch. Es handelt sich dabei schließlich um werthaltige Assets und nichts, was wir abschreiben müssen." Der Kapitalmarkt brauche sich keine Sorgen zu machen, auch die Investitionsfähigkeit sei dadurch nicht gefährdet. "Keine der Investitionen, die wir momentan würden tätigen wollen, ist davon beeinflusst. Auch nicht in Bezug auf mögliche Zukäufe", sagte Hues.

Konzernchef Brzoska hatte Ende Juni in einem Interview mit der "Börsen-Zeitung" gesagt, mit Blick auf das Ziel, den außereuropäischen Umsatzanteil bis 2025 auf 20 Prozent zu steigern, sei eine Übernahme notwendig. "Organisches Wachstum würde vor allem auch innerhalb der kurzen Zeitspanne nicht ausreichen. Das war uns schon klar, als wir China noch als wichtigsten Markt außerhalb Europas betrachteten", sagte er. Falls sich etwas Passendes finde, könne nun etwa in den USA zugekauft werden. Bereiche seien Automatik, Robotik und Software. "Wir wollen uns noch mehr als in der Vergangenheit von unserem Wettbewerb differenzieren."


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Und auch mit Blick auf einen potenziellen Gas-Lieferstopp gab sich Hues im Gespräch am Freitag zuversichtlich: "Wir arbeiten mit Hochdruck an Lösungen, um zumindest eine Chance zu haben, im Fall der Fälle produktionsfähig zu bleiben." Unter anderem habe Jungheinrich Nass-Lackieranlagen gekauft, um den potenziellen Ausfall von Pulverbeschichtung kompensieren zu können. Das größere Ausfallrisiko sieht Hues aktuell allerdings bei Jungheinrichs Zulieferern./lew/men/he

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