(Neu: Kursentwicklung im zweiten Absatz, Analystenkommentar der Commerzbank im siebten Absatz)
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Handelskrieg zwischen den USA und China hinterlässt auch bei deutschen Unternehmen immer mehr Spuren: Der Hersteller von Wafern für Halbleiterunternehmen Siltronic (Siltronic Aktie)
Die Papiere brachen am Dienstagvormittag bis auf 49,13 Euro ein. Weniger hatten sie zuletzt im Februar 2017 gekostet. Zuletzt waren sie mit einem Minus von noch 12,84 Prozent auf 50,24 Euro abgeschlagenes Schlusslicht im Index der mittelgroßen Werte MDax.
Seit dem Rekordhoch von 160,55 Euro im März 2018 hätten sie damit mehr als zwei Drittel ihres Wertes verloren. Damals boomte die Chipbranche. Seither bekommen Chiphersteller aber eine trägere Nachfrage etwa aus der Autobranche, von Smartphone-Herstellern und der Industrie zu spüren.
Der US-chinesische Handelskonflikt belastet zusätzlich. So sitzen viele Halbleiterunternehmen in China, wo sie die Wafer von Siltronic - kleine runde Scheiben aus Silizium - zu Computerchips verarbeiten oder die Chips in elektronischen Geräten verbauen. Das wohl prominenteste Beispiel: der Netzwerkausrüster und Smartphone-Hersteller Huawei stellt sich wegen der gegen ihn gerichteten US-Sanktionen mittlerweile auf einen starken Geschäftsrückgang ein.
Siltronic rechnet in diesem Umfeld 2019 nun mit einem Umsatzrückgang um 10 bis 15 Prozent, nachdem bislang mit einem Minus von 5 bis 10 Prozent kalkuliert wurde. Beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sollen 30 bis 35 Prozent hängen bleiben, statt den bisher angepeilten 33 bis 37 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte die Marge noch 40,5 Prozent betragen.
Angesichts eines Umsatzes von 1,46 Milliarden Euro im Jahr 2018 würde das operative Ergebnis 2019 auf Basis der neuen Prognosen zwischen 371 und 459 Millionen Euro liegen, nach 589 Millionen Euro im Vorjahr. Der neue Ebitda-Ausblick liege deutlich unter der durchschnittlichen Analystenschätzung, obwohl die erneute Gewinnwarnung angesichts der Branchentrends insgesamt nicht ganz überrasche, erklärte ein Händler. Das Vertrauen der Anleger könnte so langsam Schaden nehmen, zumal es mit Blick auf die Geschäftsentwicklung offenbar noch kein Licht am Ende des Tunnels gebe.
Ähnlich sieht es Analyst Florian Treisch von der Commerzbank (Commerzbank Aktie). Die Warnung verdeutliche, dass die Geschäftsentwicklung nach wie vor schwer vorhersehbar sei und die Preise für Speicherchips weiter fielen. Zudem sei die Lagerbestandsbereinigung entlang der Wertschöpfungskette noch nicht abgeschlossen. Treisch rechnet nun nicht mehr mit einer spürbaren Erholung der Nachfrage in den kommenden Monaten.
Trotz der deutlichen Einbußen will Siltronic 2019 weiterhin einen Netto-Mittelzufluss erzielen. Dieser Netto-Cashflow soll nun aber rund 180 Millionen Euro (alt: minus 150 Mio Euro) unter dem Vorjahresniveau liegen. Das entspräche letztendlich einem Jahreswert von rund 60 Millionen Euro und impliziert nach knapp 81 Millionen Euro im ersten Quartal ein Minus im restlichen Dreivierteljahr. 2020 soll der Netto-Mittelzufluss dann wieder deutlich steigen.
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