Deutsche Börse AG - Rohstoffmarkt Finger weg von Risiken

Mittwoch, 16.03.2011 17:09 von Aktiencheck - Aufrufe: 1522

Frankfurt (aktiencheck.de AG) - Das Erdbeben in Japan und die drohende Nuklearkatastrophe lasten auch auf den Rohstoffmärkten, so die Deutsche Börse AG.

Anleger würden eine sinkende Nachfrage nach Öl und Metallen befürchten. Fast alle Produkte würden abgegeben, selbst der "sichere Hafen" Gold überzeuge nicht mehr unbedingt. Die tragischen Ereignisse in Japan seien laut Ole Hansen von der Saxo Bank aber nicht der einzige Dämpfer für die Rohstoffnotierungen gewesen. "Enttäuschende Wirtschaftsdaten aus den USA und China. aber auch die anhaltende Schuldenkrise in Europa haben die Rohstoffmärkte nach unten gezogen", kommentiere Hansen.

Mit Prognosen würden sich Analysten derzeit verständlicherweise schwer tun. Der ganz große Schreck sei zwar erst einmal überwunden, meine Jochen Stanzl vom Finanzportal BörseGo. "Alles hängt aber davon ab, was in Japan passiert." Nach dramatischen Kurseinbußen am Dienstag habe der japanische Aktienmarkt - trotz weiter angespannter Lage im Atomkraftwerk Fukushima - heute einen Teil seiner Verluste ausgleichen können, die europäischen Märkte hätten nach einem positiven Handelsstart aber zwischenzeitlich wieder ins Minus gedreht.

Von einem Ausverkauf wollten die Händler an den ETC-Märkten zwar nicht sprechen. "Anleger konzentrieren sich eher auf den Aktienmarkt. Die Reaktion am ETC-Markt ist zurückhaltend", erkläre etwa Bernardus Roelofs von Flow Traders. Fast überall hätten aber zuletzt die Abflüsse dominiert. In diesen von Panik geprägten Tagen könne sich selbst die Krisenwährung Gold dem Abwärtssog nicht ganz entziehen. "Gold als sicherer Hafen wird nicht unbedingt gesucht, es gibt auch Verkäufer", meine Roelofs. Bis zur vergangenen Woche hätten allerdings die Zuflüsse überwogen, wie ETF Securities bemerke: Die Abflüsse aus physischem Gold (WisdomTree Physical Gold), die die ersten sechs Wochen dieses Jahres bestimmt hätten, seien sogar schon fast zur Hälfte wieder wettgemacht worden.

Die kalte Schulter würden Anleger im Moment auch Platin und Palladium zeigen, wie Roelofs weiter erläutere. Das habe in der vergangenen Woche ebenfalls noch ganz anders ausgesehen, als die Zuflüsse in physisches Platin (WisdomTree Physical Platinum) mit 80 Millionen US-Dollar den höchsten Stand seit zwölf Monaten erreicht hätten, wie ETF Securities registriert habe. Bei den Zuflüssen in diesem Jahr habe der ETFS Physical Platinum per Ende der vergangenen Woche damit auf dem zweiten Platz hinter dem an Rohöl der Sorte Brent gekoppelten ETC gelegen. Physisches Palladium (WisdomTree Physical Palladium) habe hingegen schon vor dem Erdbeben in der Gunst der Anleger eher unten gestanden, ETF Securities vermute Umschichtungen dahinter. Palladium habe im vergangenen Jahr deutlich größere Preiszuwächse verzeichnen können als Platin.

Bei Silber, dessen Preis zuletzt ein 30-Jahres-Hoch erklommen habe, sei es zu Gewinnmitnahmen gekommen. Der ETFS Physical Silber (WisdomTree Physical Silver) verzeichne auf Sicht von drei Monaten ein Plus von 13,3 Prozent, auf Sicht von sechs Monaten seien es sogar knapp 55 Prozent. Nach Ansicht zahlreicher Anleger sei damit das Ende der Fahnenstange sogar noch nicht einmal erreicht: "Viele Investoren glauben, dass die Nachfrage nach Silber auch in Zukunft bestehen wird", berichte Ole Hansen. "Seit August 2010 hat sich Silber über 40 Prozent besser entwickelt als Gold."

Der Ölpreis habe durch die Geschehnisse in Japan ebenfalls deutlich nachgegeben. Hier gebe es aber auch gegenläufige Einflussfaktoren: Die anhaltenden Unruhen in Libyen und dem Mittleren Osten. Diese hätten den Markt bis zur vergangenen Woche noch bestimmt und den Preis für Öl der Sorte Brent auf 119 US-Dollar je Barrel klettern lassen. Auch ETC-Anleger hätten beherzt zugegriffen: Laut ETF Securities verzeichne der ETFS Brent Oil (WisdomTree Brent Crude Oil 1mth) in diesem Jahr die meisten Zuflüsse und gehöre zudem mit einem Renditeplus von 21 Prozent zu den Top-Performern. Auch jetzt gebe es Roelofs zufolge Anleger, die sich kauffreudig zeigen würden.

Der ETFS WTI Oil (WisdomTree WTI Crude Oil 2mth) sei hingegen bereits vergangene Woche abgestoßen worden. "Hohe Vorratslager lasten weiter auf den WTI-Preisen, die Lagerbestände am wichtigen Lieferstandpunkt Cushing in Oklahoma erreichten Ende 2010 den höchsten Stand seit über fünf Jahren", erkläre ETF Securities. Jochen Stanzl sehe den aktuellen WTI-Preis übrigens als gute Einstiegschance. Er gehe nämlich davon aus, dass Öl insgesamt wieder teurer werde, und das der Sorte WTI besonders. "Der Preisunterschied zwischen WTI und Brent wird sich verringern", prognostiziere Stanzl. Seine Begründung: "Die Nachfrage nach WTI ist aufgrund außerplanmäßiger Wartungen von Raffinerien in den USA niedrig und wird bald wieder steigen."

Auch von breiten Rohstoff-ETCs hätten sich die Anleger zuletzt verabschiedet: Laut Flow Traders sei etwa der ETFS All Commodities DJ-UBSCI (WisdomTree Broad Commodities) abgestoßen worden. Die Agrarrohstoff-Produkte seien ebenfalls auf keine Gegenliebe gestoßen: Der ETFS Agriculture DJ-UBSCI (WisdomTree Agriculture) sei ebenfalls verkauft worden.

Die beste Rendite in diesem Jahr erziele bislang im Übrigen ein Soft Commodity-Produkt: Der ETFS Cotton (WisdomTree Cotton) trumpfe mit einem Plus von 41 Prozent auf, seit vergangener Woche habe aber auch er Federn lassen müssen. (16.03.2011/zc/a/a)

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