Mittwoch, 03.11.2021 15:51 von Frankfurter Börsenexperten | Aufrufe: 529

Marktstimmung: "Erste Anzeichen von Euphorie"

Der Optimistisch schießt mit den Kursen durch die Decke. Nach Ansicht von Joachim Goldberg eine Kontraindikation für weiter steigende Aktienpreise.

3. November 2021. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Rallye am hiesigen Aktienmarkt geht immer weiter, und noch scheint kein Ende in Sicht. Allein während der vergangenen vier Wochen hat der DAX – gemessen anhand der Stichtage unserer Sentiment-Erhebungen – über 1.000 Punkte zulegen können. Das bedeutet allerdings nicht, dass es seit der vorherigen Umfrage keinen Rücksetzer gegeben hätte, aber die einzig nennenswerte Korrektur fiel mit rund 1,4 Prozent relativ überschaubar aus. Und wer eine Erklärung für die jüngste Kursrallye sucht, wird, sofern man den Kommentatoren Glauben schenken mag, nicht nur hierzulande, sondern auch in den USA fündig: Die jüngsten Rekorde des S&P 500 und anderer wichtiger US-Indizes werden der Tatsache zugeschrieben, dass die Berichtssaison für das dritte Quartal ohne größere Aufregung verlief.

Andererseits konnten sich die globalen Aktienfonds während der vergangenen Wochen anhaltend großer Zuflüsse erfreuen – Zuflüsse, die allein in diesem Jahr mittlerweile eine Größenordnung von weit mehr als 830 Milliarden US-Dollar erreicht haben. Ungeachtet dessen, dass am heutigen Abend hiesiger Zeit die zweitägige Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank zu Ende gehen wird, von der die Akteure die Bekanntgabe des Tapering-Fahrplans der Fed für die kommenden Monate erwarten.

Fast alles auf Hausse gesetzt

Auch die von uns wöchentlich befragten institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont scheinen sich von diesem sogenannten Ereignis-Risiko nicht beeindrucken zu lassen. Auch hat es wohl bisher keine nennenswerten Gewinnmitnahmen kurz vor dem DAX-Allzeithoch aus dem August (rund 16.030 Zähler) gegeben. Denn unser Börse Frankfurt Sentiment-Index ist um weitere 11 Punkte auf einen neuen Stand von +42 gestiegen, dem höchsten Niveau seit dem 28. November 2018. Dabei rekrutieren sich rund 70 Prozent der neuen Bullen aus vormals neutral eingestellten Akteuren.

Weniger dramatisch gestaltet sich indes das Stimmungsbild bei den Privatanlegern, unter denen wir lediglich einen kleinen Rückgang um einen Punkt beim Börse Frankfurt Sentiment-Index auf einen Stand von nunmehr +31 feststellen. Auch wenn die Polarisierung zwischen Bullen und Bären gegenüber der Vorwoche etwas zurückgegangen ist, sind Gewinnmitnahmen auch in diesem Panel weitgehend ausgeblieben.

Und keine Angst vor Risiken

Mit der heutigen Erhebung hat sich nicht nur eine neue Stimmungskluft zwischen privaten und institutionellen Investoren aufgetan: Zum ersten Mal seit rund einem Vierteljahr sind letztere bullisher als ihre privaten Pendants eingestellt. Nun ist der heutige Sentiment-Indexstand so hoch wie seit dem 28. November 2018 (+50) nicht mehr. Und in der sechsmonatigen relativen Betrachtung können wir sogar einen neuen Rekord verbuchen. Man könnte auch sagen, dass der Aktienmarkt in ein erstes Stadium der Euphorie eingetreten ist, zumal auch die Stimmen der bullishen Kommentatoren vernehmbar lauter geworden sind. Insgesamt scheint es bei den Akteuren keine Angst vor der US-Notenbank, vor Inflation oder anderen größeren Risiken zu geben. Stattdessen sind bullishe Engagements noch einmal aufgestockt worden.

Für regelmäßige Beobachter von Sentiment-Analysen stellen Stimmungswerte wie die von heute naturgemäß einen Kontra-Indikator für den laufenden bullishen Trend dar. Das heißt nicht, dass der DAX sofort abzustürzen droht. Aber die derzeitige Stimmung stellt für das Börsenbarometer eine nicht unwesentliche Belastung dar, zumal die Nachfrageseite nach der heutigen Erhebung zumindest im näheren Kursbereich (möglicherweise hinunter bis 15.200 Zähler) ausgedünnt scheint. Auch ist damit zu rechnen, dass sich bereits bei kleineren negativen Anlässen der Drang nach Gewinnmitnahmen jenseits des Allzeithochs bei einigen Akteuren vergrößern wird.

3. November 2021, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de


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